Der Glaube, der mir am liebsten ist, spricht Gott, das ist die Hoffnung.
Der Glaube erstaunt mich nicht, er ist nicht erstaunlich. Ich leuchte ja so stark in meiner Schöpfung auf.
Die Liebe, sagt Gott, erstaunt mich nicht. Sie ist nicht erstaunlich. Diese armen Geschöpfe sind so unglücklich, wie sollten sie da – es sei denn sie hätten ein Herz aus Stein – nicht Erbarmen miteinander haben.
Die Hoffnung, spricht Gott, die erstaunt mich jedoch. Selbst mich. Es ist wirklich erstaunlich, dass sie, diese armen Kinder, sehen, wie alles geschieht, und glauben, morgen werde es besser gehen, dass sie sehen, was heute passiert und glauben, morgen werde es besser sein.
Das ist erstaunlich und wahrlich das größte Wunder unserer Gnade. Darüber muss ich selbst staunen. Da muß meine Gnade wirklich unglaublich mächtig sein, wie eine Quelle fließen und wie ein unerschöpflicher Strom.
Diese kleine Hoffnung schreitet zwischen ihren beiden großen Schwestern voran, und man beachtet sie gar nicht recht. Ja sie schreitet voran auf dem Weg des Heils, dem des Fleisches, auf dem holprigen Weg des Heils, dem endlosen, immer zwischen ihren beiden Schwestern. Aber es ist sie, diese kleine, die alles mitreißt.
Denn der Glaube sieht nur, was ist. Sie aber schaut, was sein wird.
Die Liebe wendet sich nur dem zu, was ist. Sie aber sieht, was sein wird.
Der Glaube erblickt, was in Zeit und Ewigkeit ist. Die Hoffnung schaut jedoch, was in Zeit und Ewigkeit sein wird. Man könnte sagen: in die Zukunft der Ewigkeit selbst.
Diese kleine Hoffnung, die nach so gar nichts aussieht. Dieses kleine Mädchen Hoffnung. Die Unsterbliche.“
Aus: Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung, Einsiedeln 1980