Josef Müller – die Bild-Zeitung bezeichnete ihn 2010 als betrügerischen Protz-Konsul – lerne ich bei einem Interview im Hotel kennen. Am Abend höre ich ihm bei einem Vortrag vor „Christlichen Geschäftsleuten“ in Wien zu. Ihn beschreiben? Ein Energiebündel, unglaublich dynamisch, lebensfroh, humorvoll, sichtlich mit dem Leben, wie es jetzt ist, zufrieden. Im Gespräch wirkt er gelassen und herzlich auf mich. Von seiner Wandlung vom Protz-Konsul zum gläubigen Prediger, dem die Menschen fasziniert zuhören, soll hier die Rede sein.
Geboren ist er 1955 in Fürstenfeldbruck als einziger Sohn eines Kriminalkommissars und einer Operationsschwester. Die Eltern: strenggläubige Katholiken, der Bub wird Ministrant. „Ich habe das gerne gemacht, bin mein Leben lang sonntags in die Kirche gegangen, weil die Eltern mir das so beigebracht haben.“
Ihm gefällt das Lateinische, das Feierliche und er bekommt mit: Gott hat alles erschaffen. Mit 16 macht er den Führerschein, da der Vater nach einem Herzinfarkt Vertreter geworden war, aber wegen seiner schlechten Gesundheit einen Fahrer braucht. Tagsüber ist Josef Fahrer und Warenausträger, abends ist manchmal Discobesuch angesagt.
Ende Juli 73 fährt er in den frühen Morgenstunden mit einem Mädchen von einem Club heim. Sekundenschlaf! Auf der regennassen Straße überschlägt sich der Wagen und bleibt im Wald liegen. Erst Stunden später fällt das einem Autofahrer auf. Die Feuerwehr muss die Jugendlichen aus dem Wrack schneiden. Das Mädchen trägt einen Beinbruch davon. Bei Josef stellt man Brüche, innere Verletzungen, eine Schädelfraktur sowie eine Rückenmarksverletzung fest. Im Spital wird um sein Leben gekämpft: Per Hubschrauber fliegt man ihn in eine Spezialklinik nach Heidelberg.
Kaum aus dem Koma erwacht, eröffnet ihm der Professor recht brutal: „ Sie haben eine Rückenmarksverletzung, sind querschnittgelähmt und werden den Rest Ihres Lebens im Rollstuhl verbringen.“ Er ist 17! „Ich wollte doch der Welt einen Hax’n ausreißen, eine Familie gründen. Und jetzt war ich in der ‚Krüppelabteilung’,“ schildert Müller seinen damaligen Zustand.
Und fährt fort: „Da kann man zwei Dinge machen: entweder du fällst in ein Loch, bleibst dort liegen – oder du stehst auf und sagst ‚Jetzt erst recht’.“ Hadert er mit Gott? Nein, mit Gott bringt er den Unfall nicht in Verbindung. Der ist irgendwo in der Ferne. Das Buch von Dale Carnegie: Sorge dich nicht, lebe hilft ihm sehr. „Du kannst weder die Vergangenheit noch die Zukunft ändern,“ steht dort. Lebe daher im Hier und Jetzt. „Jetzt erst recht musst du etwas daraus machen,“ beschließt er.
Ein halbes Jahr verbringt er mit Querschnittgelähmten in einem Neun-Bettzimmer. Aber für ihn gilt: Ich bin nicht behindert, sondern nur am Gehen verhindert. „Das ist ein großer Unterschied,“ erklärt er mir. „ Mit behindert verbindet man etwas Negatives. Für mich war die Lähmung eine Herausforderung: Ich habe mich nie Dingen gewidmet, die ich nicht machen konnte, sondern dem, was ich machen konnte.“ Daher wird er sogar Extremes tun: Bungeejumping, Fallschirmspringen, einen Pilotenschein erwerben.
Nach der Schule schließt er eine Lehre an. Mit 20 eröffnet er einen Schallplattenladen, den er später mit Gewinn verkauft. Mit 25 besteht er nach vier Jahren Lehrzeit – was damals möglich war – die Steuerberaterprüfung. Schon bald ist er erfolgreich: Seine erste Steuerberaterkanzlei hat er in Fürstenfeldbruck im Haus der Eltern, die zweite eröffnet er in München, die dritte in Starnberg, die vierte in Wittenberg. 50 Leute arbeiten für ihn. Er hat einen angeborenen Geschäftssinn, ein G’spür, ein Auge für Marktlücken, Trends, Nischen, gründet mehrere Firmen, stellt ein Lifestyle-Magazin für behinderte Menschen auf die Beine…
Genügt ihm nun all das nicht: die nette Freundin, das schicke Auto, das Haus am Gardasee? Er hätte zufrieden sein können. Aber viele Menschen wollen noch mehr haben. Josef Müller gehört zu diesen. Und er will auch seinem Vater, von dem es selten, wenn überhaupt, Anerkennung gab, beweisen, was in ihm steckt.
Ja, und dann lernt er Bruce kennen. Dieser Sohn reicher Eltern hätte einen besonderen Job für ihn. Aus steuerlichen Gründen wollten die Eltern Bruce sein Erbe schon jetzt schenken. Und dieser will es in Deutschland anlegen. Josef wird gebeten, das Geld nach Europa zu bringen und dort anzulegen. Seine Provision: Alles, was über Bruces Vorstellungen von Gewinn hinausgeht, könne er behalten. Das Geld, so erzählten ihm die Eltern, sei von einem Spielcasino, an dem sie beteiligt seien. Daher hätten sie es in bar!
Bei Müller schrillen da keine Alarmglocken, er hört nicht auf die Bedenken anderer – er ist dem großen Geld, das am Horizont strahlt, schon verfallen. Zehnmal fliegt er hin und her, bis er 40 Millionen (!) Dollar auf seinem Konto hat. Das Geld investiert er in Unternehmen, macht Devisengeschäfte, Aktienhandel – und ist unglaublich erfolgreich. „Ich habe Millionen im Monat mit Spekulationen verdient, bis zu 100.000 DM am Tag. Habe in Saus und Braus gelebt, mir gekauft, was ich wollte.“ Seine Gewinne sind ja weit höher als Bruces Vorgaben.
Er beschäftigt Bodyguards und Chauffeure. „Ich hatte einen schwarzen Rolls Royce mit einem weißen Fahrer – und einen weißen mit einem schwarzen Fahrer, besaß 10 Autos gleichzeitig, Immobilien in Dubai, Los Angeles, Monte Carlo, Yachten in mehreren Häfen, ein kleines Flugzeug. Ich geb’ ja zu: das hatte ich alles nicht erarbeitet. Das ist mir zugefallen.“ Partys ohne Ende, Alkohol in rauen Mengen, und viele „Gelegenheitslieben“. Heute erkennt er: „Man sollte die regulativen Prinzipien der Menschheitsgeschichte (allen voran die 10 Gebote) viel ernster nehmen als die Tipps aus Men’s Health, Petra…“
Plötzlich fällt der Dollar, und er hat sich im großen Stil verspekuliert. Man sagt ihm, er soll nun kaufen und kaufen. Er kauft und kauft – und verliert und verliert…
Eines Tages steht das FBI vor der Türe seiner Kanzlei, und er erfährt, dass Bruces „Eltern“ Schauspieler waren, Bruce selbst Ricardo heißt und auf der Liste der 10 meistgesuchten Verbrecher Amerikas steht. Das Geld stamme auch nicht aus Spielcasino-Einnahmen sondern vom Drogen- und Waffenschmuggel. „Fast hätt’ es mich aus dem Rollstuhl geschmissen,“ schildert Müller sein Entsetzen. Jetzt war er also Geldwäscher einer Drogen- und Waffenmaffia.
Josef Müller, der sich verzockt hatte, hat nun nicht nur Geldprobleme, sondern auch seine Kanzleien und Firmen vernachlässigt. Für Autos, Yachten, Bodyguards und das süße Leben aber braucht er viel Geld. Der Spruch „Gier frisst Hirn“ trifft seine Lage damals gut, meint er heute. „Ich war dem Luxusleben, dem Sex, Kokain und Alkohol verfallen.“ Eine Abhängigkeit, „die eine verheerende Dynamik entwickelt.“
Daher macht er einen Fehler, den er heute schwer bereut: Er leiht sich von seinen Mandanten aus der Steuerberaterkanzlei Geld. „Die haben ihrem Steuerberater, dem sie vertrauten, gerne Geld geliehen – ohne Sicherheiten. Und jeder weiß, was es heißt, wenn Vertrauen missbraucht wird. Das ist mehr als nur Geldverlust. Vertrauen hat mit dem Herzen zu tun.“ Er ist auch Steuerzahlungsunwilligen behilflich, eine Hintertüre zu finden. Und dieser Geschäftszweig boomt. „Heute bemühe ich mich, es wieder gut zu machen,“ fügt er hinzu. Aber damals lief alles so einfach. Als er aber Millionen veruntreut und für seinen Luxus verprasst hatte, plagt ihn doch das Gewissen. „Da habe ich endlich etwas Richtiges gemacht: Ich bin zur Staatsanwaltschaft und habe mich selbst angezeigt.“ Im Jänner 1996 wird er zu 4 Jahren verurteilt. „ZuRecht, alles zu Recht,“ wie er betont. Tja, aber „leider“ war kein Gefängnis in Bayern rollstuhlgerecht eingerichtet, keines nimmt Müller auf! So lebt er in Freiheit und heiratet im Jahr 2000 Sandra.
Mit dem Gesetz gerät er weiter in Konflikt und wird 2001 zu insgesamt 4 Jahren und 6 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Doch jedes Jahr bestätigen Gutachter seine Haftunfähigkeit. Schließlich wird er bis auf weiteres für haftunfähig erklärt. Wäre er nun nicht mehr aufgefallen, hätte die Justiz wohl auf ihn vergessen. Doch nicht aufzufallen, war nicht Josef Müllers Ding.
Er beginnt, sich als Vermögensberater und -verwalter zu betätigen! Kaum zu glauben. Stürzt sich ins Börsengeschäft. Ist bald sehr erfolgreich. Viele – bis zu 400 Anleger – wollen von der Kunst des Finanzgenies profitieren – auch ohne Sicherheiten. Sie sind zufrieden, verdienen viel. 20% des Ertrags gehören jeweils Müller.
Plötzlich wird das Fremdgeldkonto gepfändet, er kann nicht mehr an das Geld heran. Um seine Unschuld zu beweisen und die Täter zu überführen, muss Müller fliehen, um in aller Ruhe zu recherchieren. Zunächst zieht er sich in eine Suite im Wiener Grand Hotel zurück. Nur durch Zufall entgeht er der Verhaftung in München, wohin er täglich pendelt.
Nun heißt es, weg von Wien: In letzter Sekunde gelangt er ins Flugzeug nach London. Von London geht es in die USA, nach Miami in sein Penthouse. Dort nimmt er wieder sein Luxusleben auf, obwohl er auf der Flucht ist. Auch wegen der früheren Verurteilungen wird ein internationaler Haftbefehl gegen ihn ausgestellt, das FBI eingeschaltet. Mittlerweile weiß er: Drei Anwälte und ein Notar – darunter sein „bester“ Freund – waren Pleite und hatten sich nun durch Tricks – in seinem Buch nachzulesen – an „seinem“ Geld schadlos gehalten…
Inzwischen hat er den englischen Pass eines gewissen Leon Dean, der ihm ähnlich sieht, erstanden. Jetzt könnte er, mit neuer Identität, neu beginnen…
Wir schreiben den Februar 2005. An einem Freitagabend im Penthouse wird ihm klar: Er ist total am Ende, zu viel Drogen, Depressionen und das eigentlich Wichtige im Leben scheint ihm zu fehlen. Vom Balkon schaut er die 20 Stockwerke hinunter auf die Palmen, den Ozean und plötzlich packt ihn Todessehnsucht, ein Drang, in die Tiefe zu springen…
Da geschieht ihm „das Krasseste, was mir je passiert ist: Eine Männerstimme hinter mir spricht auf Deutsch zu mir: ,Josef, du hast schon viel in deinem Leben gemacht, aber feig warst du nie. Also flieg hinüber, stell dich den Behörden und mach dieser Flucht ein Ende.’ Ohne Dramatik, es war einfach und klar.“ Er rollt zurück ins Wohnzimmer, aber da ist niemand. Ein Windstoß vom Meer lässt zwei Bücher auf der Stellage umkippen. Eine Postkarte der Blindenmission, der er etwas gespendet hatte, fällt heraus. Darauf ein Spruch: „Sei unerschrocken und unverzagt, denn dein Gott ist mit dir, wohin du auch gehst.“(Josua 1,9)
Das gibt ihm Kraft. Dass es Gott gibt, weiß er von früher. Josua kennt er nicht, weiß nicht, dass die Erkenntnis mehr als 3000 Jahre alt ist. Er sieht plötzlich sein ganzes Leben in einem anderen Licht, bekommt einen Weinkrampf. Die Stimme, die ihn am Sprung in die Tiefe gehindert hat, hat ihm Wärme vermittelt. Er bringt sie nun mit Gott in Verbindung.
In einem Fax an die zuständigen Stellen in München und an seine Anleger erklärt er, wer die Konten gelehrt hatte. Eigentlich sollte er jetzt nach Deutschland fliegen, aber dort ist es kalt, hier ist es heiß… Und wer weiß, wie schnell die Behörden arbeiten? Also lieber abwarten… Und so lässt er den Plan bei einem Urlaub auf Jamaika reifen. Endlich fliegt er nach Wien, wo er in bestem Oxford-Englisch und gebrochenem Deutsch auftritt. Sicher eine reife schauspielerische Leistung! Ein Telefonat mit seiner Frau bringt die Polizei auf seine Spur. Sie klopft am 16. April an seine Tür im Hotel Le Meridien. „Herr Müller, jetzt haben wir Sie.“ Auf Englisch bestreitet Mister Dean, dass er Josef Müller sei. Als die Polizisten den Rückzug antreten, ruft er ihnen doch nach: „I bin schon, der den ihr sucht’s!“ Endlich ist es vorüber.
Er landet im Gefängnis Wien-Josefstadt! In der Bibliothek zieht er einen grellroten Band heraus: kein Krimi, wie erhofft – das Neue Testament. Er liest es mit wachsendem Interesse, kommt nur langsam voran. Viele Sätze bringen ihn zum Nachdenken: „Kehrt um“, „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“, „Richtet nicht!“ Auf dem Einband steht: Die „Gute Nachricht“. Eine gute Nachricht kann er jetzt gut brauchen: „Dass Gott mich lieb hat, eine Beziehung zu mir haben will, hat mich zu Tränen gerührt. Und ich las vom barmherzigen Vater und vom verlorenen Sohn: wie der Sohn nach Hause zurückkommt, um Verzeihung bittet und wie der Vater, der schon nach ihm Ausschau gehalten hatte, ihn umarmt und sagt: Mein Sohn war tot, jetzt ist er lebendig, lasst uns ein Fest feiern!“
Gott liebt Seine Kinder, auch wenn sie Mist gebaut haben, wird dem Verhafteten klar. Der Vater gibt Seinem Sohn eine zweite Chance. Die möchte Müller auch haben. „Zwei Tage habe ich darüber geweint, was ich für ein Leben geführt habe, was für ein überheblicher, geldgieriger, sexbesessener Mann der nette Bub aus gutem Elternhaus geworden war.“
Zu seiner Überraschung darf er das Neue Testament nach München mitnehmen. Auch dort wird es ihm nicht abgenommen. Zwar verspürt er „ein Grauen“, als er begreift, dass es keine Klinke an der Türe gibt und er nicht weiß, wann diese Türe wieder aufgehen wird, verliert aber nie ganz seinen Humor: Einem Beamten, der ihn mitleidig ansieht, erklärt er: „Machen Sie sich keine Sorgen, im ‚Sitzen’ habe ich Erfahrung, ich sitze schon seit 30 Jahren.“
Seine Frau verlässt ihn mit dem Chauffeur. „Mit der Liebe war ich töricht umgegangen,“ gesteht er und bedauert, dass ihm „das Projekt Ehe nicht gelungen ist.“ „Stabile Ehen sind ungemein wertvoll für eine vitale Gesellschaft.“
Aber zurück zum Gefängnis: Die „Reichen und Schönen“ kennen ihn jetzt nicht mehr, selbst die Freunde melden sich nicht. Geld, Erfolg, Selbstsicherheit, Ehre, Luxus, Sex und Drogen – alles weg. Dafür Schulden ohne Ende. Auch seine Gesundheit geht den Bach hinunter: Diabetes, Bluthochdruck,vom Erblinden beider Augen bedroht… „Ich war am Ende.“
Seine Mutter war verstorben. Aber sein 89-jähriger Vater, den er stets hatte beeindrucken wollen, kommt ihn besuchen – ohne Vorwürfe! Er bringt ein Buch mit: Gott heilt auch dich von P. Jörg Müller. Es verspricht „seelische und körperliche Heilung durch einen lebendigen Glauben“.
Dieser Satz und die lebendige Gotteserfahrung, von der das Buch spricht, faszinieren ihn. Was ist das? Für ihn war Sonntagsgottesdienst eine Tradition gewesen, die er hochgehalten hatte. Aber von lebendiger Beziehung – keine Spur. Josef Müller liest das Buch immer wieder und versteht: Er leidet unter einer „akuten Nicht-Beziehung zu Gott“. Mit Gott, so erfährt er, kann man reden, im Alltag kommunizieren, Ihn um alles bitten, um Kleinigkeiten sogar.
Und so – er hat ja nichts mehr zu verlieren – formuliert er ein persönliches Gebet: spricht mit Gott, fasst in Worte, wie er Ihn bis jetzt gesehen hatte, schildert Ihm seinen Scherbenhaufen, redet sich seine vielen Verfehlungen von der Seele und bittet um Vergebung. Zum Schluss übergibt er Gott sein Leben – falls Er es überhaupt übernehmen und führen wolle. Mit einem Wort: Nun solle nicht mehr er, Josef, der Mittelpunkt seines Lebens sein sondern Gott.
„Ich habe das aus dem Herzen gesprochen,“ sagt er. Hat Jesus ihn gehört? Zunächst passiert gar nichts. „Aber“ – und jetzt wird dieser energiegeladene Mann noch temperamentvoller bei der Schilderung: „Zwei Tage später hatte ich um fünf Uhr Früh plötzlich ein Freiheitsgefühl, eine unglaubliche Freude, ja ich habe die wahre, die innere Freiheit im unfreiesten Zustand geschenkt bekommen.“ Schmunzelnd und glaubhaft fügt er hinzu: „Ich glaub’ diesen Power-Schub habe ich immer noch.“
Beim Frühstück, im Gefängnis, geht er auf die schweren Jungs zu und sagt: „Heute ist ein wunderschöner Tag, Gott liebt dich und ich liebe dich.“ Er zieht den Kopf des einen herunter und küsst ihn. Und zur Psychologin meint er: „Wissen Sie überhaupt, wie schön es hier im Gefängnis ist.“ Seine Euphorie zieht Neider an und so hört er, wie ein Gefangener zum Arzt sagt: „Die Pillen, die der Müller hat, möchte ich auch kriegen.“
Vier Jahre und fünf Monate sitzt er ab. Dank eines Stipendiums der Evangelischen Allianz studiert er im Gefängnis per Fernstudium Theologie. „Ich wollte nicht Pfarrer werden, sondern das Evangelium verstehen. Wie ist das mit Jesus? Ich wollte alles genau wissen. Das war meine schönste Zeit. Es hat sich da eine Liebe zwischen Jesus und mir, zwischen dem Hl. Geist und mir entwickelt.“ Und er ergänzt: „Ich weiß, dass Jesus und der Hl. Geist jetzt hier bei unserem Gespräch dabei sind.“
„Mein Leben hat sich 2010, als ich am Geburtstag meines Vaters aus dem Gefängnis kam, total verändert. Wir haben drei Jahre miteinander gelebt. Bis er gestorben ist.“ Schon bald stößt er auf Johannes Hartl und das Augsburger Gebetshaus. Jede Woche fährt er hin, um „beim Lobpreis, den Vorträgen und Gebetszeiten dabei zu sein.“ Später wird er hier zum Gebetsleiter ausgebildet.
Heute ginge es darum, dass man anderen in kürzester Zeit, etwa im Lift bis zum 4. Stock, das Wichtigste vom Evangelium vermitteln kann, meint er: Von der unendlichen Liebe Gottes zu uns, von den Sünden, die uns von Ihm trennen, von Jesu Sterben am Kreuz aus Liebe zu jedem von und dass wir diese Tat annehmen müssen, um so den Draht zu Gott herzustellen. „Während 50 Jahren meines Lebens habe ich das nicht deutlich gesagt bekommen – oder ich habe es überhört.“ Wie wichtig die Entscheidung für Jesus aber ist, müsse jedem klar werden – schon mit 16 oder früher sogar, wegen der Verführungen und falschen Verlockungen, die so zahlreich wie sind nie zuvor. “ Mein Beruf ist jetzt Lebensretter,“ meint er lächelnd. Dazu hat er eine Stiftung „Jesus rettete mein Leben“ gegründet: „Das ist meine Mission.“
Und er erklärt: „Ich bin heute frei und glücklich, rase mit meinem Wagerl von Bühne zu Bühne und erzähle von Gottes Plan. Er hat für jeden von uns einen Plan, das ist das Schöne. Darum fühle ich mich so angenommen und geliebt.“ Müller hat einen guten Vergleich: „Gott zwingt uns zu gar nichts. Er ist wie ein Navi. Er zeigt uns den Weg, aber wenn wir einen anderen wählen, lässt Er es zu und berechnet von dort einen neuen, guten Weg, den Er vorschlägt und immer so weiter.“
Er ist zwar Single, aber, wie er abschließend bei seinem Vortrag im Wiener Grand Hotel bezeugt: „Bei mir zu Hause wohnen Jesus und der Hl. Geist. Gott sei Dank, muss ich sie nicht bekochen.“ Und: „Du brauchst nicht Geld, um glücklich zu sein. Der Satan hat mich belogen. ‚Haste was – biste was’ ist völlig falsch. Ich habe jetzt Gott in meinem Leben und bin glücklich.“ Den Zuhörern legt er ans Herz: Das Gebet sei das Wichtigste im Leben, das man nicht nur ans Ende seiner Tagesordnung stellen sollte. „Gott muss ganz nach vorne, in die erste Reihe meines Lebens sein. Gott den ganzen Tag auf dem Monitor zu haben, heißt ihn unaufhörlich zu suchen…“
Seinen Tag beginnt er so, dass er mindestens 15 Minuten in der Bibel liest: ein paar Verse oder zwei, drei Kapitel und dann Gott fragt, was Er ihm heute damit sagen möchte. Das gibt ihm Kraft. Er weiß: Alle Menschen sollten Gelegenheit haben, von Jesus zu hören. „Im Klartext, einfach und direkt. Davon was - wer - wirklich frei und glücklich macht.“
Heute geht er mit seiner Mission überall hin, auch in Gefängnisse, zu Obdachlosen, Prostituierten, Menschen am Ende der Gesellschaftskette. „Ich bin aus dem Dreck herausgeholt worden und bin glücklich. Deshalb möchte ich das an Menschen weitergeben, denen es schlecht geht. Und ich möchte sie auch finanziell ein wenig unterstützen.“ Dazu dienen die Spenden, die er bei seinen Vorträgen sammelt. Alle Autorenhonorare für seine Bücher hat er an seine Gläubiger abgetreten.
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