Heuer ist ein besonderes Jahr, weil es in vielfacher Hinsicht ein Gedenkjahr ist. 2018 feiern mehrere markante Ereignisse „runde Geburtstage“: das Ende des 1. Weltkriegs und die Gründung der Republik Österreich jähren sich zum 100. Mal. Der Einmarsch Hitler-Deutschlands in Österreich fand vor 80 Jahren statt, die Studenten-Revolte, Ausgangspunkt einer wahren Kulturrevolution begann vor 50 Jahren. Und ebenfalls vor 50 Jahren veröffentlichte Papst Paul VI. seine letzte Enzyklika: Humanae vitae, „Über die Weitergabe des Lebens“. Ihr haben wir vor 10 Jahren einen Schwerpunkt gewidmet (5/08). Wir tun es in dieser Ausgabe wieder.
Das Interesse der Öffentlichkeit konzentrierte sich damals ausschließlich auf die Frage: Wird der Papst künstliche Mittel der Empfängnisverhütung zulassen oder nicht? Alles andere war nebensächlich. Das Nein zur Verhütung löste einen Sturm der Entrüstung aus – in der Welt, auch in weiten Kreisen der Kirche. Hatten die Experten, die der Papst zur Beratung herangezogen hatte, nicht genau das Gegenteil empfohlen? Und dann– dieses Diktat!
Viele Bischofskonferenzen im Westen versuchten den „Schaden“ zu begrenzen, das angeschlagene Image der Kirche halbwegs aufzupolieren. Sie luden die Gläubigen ein, sich gewissenhaft selbst ein Urteil zu bilden und danach zu handeln… Die Königsteiner Erklärung der deutschen und die Mariatroster Erklärung der österreichischen Bischöfe waren solche Bemühungen.
Und dabei: Im Rückblick wird die zentrale Bedeutung der Enzyklika erst so richtig sichtbar. Sie war der Versuch, einen Schutzwall für die Liebe von Mann und Frau zu errichten, die Kostbarkeit der sexuellen Begegnung als Ausdruck gegenseitiger Hingabe, als Quelle neuen Lebens klarzustellen. Die Beiträge auf den kommenden Seiten bemühen sich, diesen Aspekt zu entfalten.