Im Laufe der Geschichte ist die Gottesmutter oft und an vielen Orten auf der Welt erschienen – im 20. Jahrhundert besonders häufig. Im allgemeinen erwählt sie Kinder für diese Begegnungen…
Aber sie ist auch tausenden Leuten, Kindern und Erwachsenen, Christen und Muslimen, Gläubigen und Ungläubigen gleichzeitig erschienen. Die Erscheinung im Zeytun, Ägypten, ist ein Beispiel dafür. Nach der Lehre der Kirche ist die „öffentliche Offenbarung“ mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen. Der Ausdruck „Privatoffenbarung“ bezieht sich auf Marienerscheinungen, insofern sie von der zuständigen kirchlichen Autorität anerkannt sind.
Der Heilige Stuhl hat mindestens 13 Erscheinungen der Gottesmutter anerkannt, darunter jene in Laus (Franreich), Rue du Bac (Paris), La Salette, Lourdes, Pontmain (alle Frankreich), Beauraing und Banneux (Belgien), Fatima (Portugal), Guadalupe (Mexiko)… Andere Erscheinungen wurden von den Ortsbischöfen anerkannt, etwa jene von „The Lady of Good Help“ in Champion, USA, die 2010 bestätigt wurde.
Das 20. Jahrhundert kennt eine Fülle von Marienerscheinungen: von den bekanntesten wie Fatima, zu weniger bekannten wie Kibeho (Ruanda) oder Akita (Japan). Warum ist die Gottesmutter in diesem 20. Jahrhundert so gegenwärtig?
P. René Laurentin – am 19. Oktober 1917, sechs Tage nach der letzten Erscheinung in Fatima geboren und 2017 gestorben – hat die ganze Welt bereist, um diese übernatürlichen Ereignisse zu erforschen. Vor einigen Jahren erklärte er, diese vielen Erscheinungen seien ein drängender Ruf an unsere Welt, die auf eine Selbstzerstörung zusteuert.
„Die Welt von heute befindet sich in einer folgenschweren und ernstzunehmenden Situation. Daher gibt es zahlreiche Gründe, weswegen die Gottesmutter erscheint und uns warnt,“ betont er. „Die Welt hat Gott verworfen. Sie hat sich häuslich in der Sünde eingerichtet. Es ist, als würden wir den Ast, auf dem wir sitzen, abschneiden. Davon erleben wir jetzt die Folgen. Die Welt ruiniert sich wegen der Sünden. Wir finden da von uns aus nicht heraus. Da ruft die Gottesmutter uns auf, zum Wesentlichen zurückzukehren. Sie lädt uns zu Gebet und Umkehr ein. Sie sagt uns, dass es Gott gibt und dass wir uns Ihm zuwenden müssen. In Ihm werden wir die Freiheit finden.“
Was will uns Maria mit ihren Besuchen sagen? In einem Interview stellte Laurentin fest, dass die Botschaften sich zwar untereinander unterscheiden, aber dennoch ähnlich sind. Sie sind wie ein Echo des Evangeliums und laden zu Gebet, Umkehr, Buße, Fasten und Lesen des Evangeliums ein. Je nach Epoche sind sie verschieden, haben eine große prophetische Bedeutung und entsprechen der Lehre der Kirche.
Wunder und Heilungen, die Marienerscheinungen häufig begleiten, sind nicht das zentrale Anliegen. Wenn die Gottesmutter erscheint, ist ihr Hauptanliegen, ihre Kinder zu Jesus zu führen.
https://fr.aleteia.org/2016/08/14/