VISION 20002/2018
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Von Jesus geheilt und als Zeuge in die Welt gesandt

Artikel drucken P. Joseph K. Bill V.C. (Rudolf Schwarz)

Kerala/ Indien im Jahre 1976. Ein 48-jähriger katholischer Priester bricht am Altar zusammen und bleibt bewußtlos liegen. Man schafft ihn ins Krankenhaus, wo er nach drei Tagen aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Die Diagnose des Arztes: Zwei schwere Herzinfarkte… Ein dritter Herzinfarkt ist im Kommen. „Wenn dieser kommt, werden Sie sterben,“ so der behandelnde Arzt.

Mit dieser Diagnose wird der Priester, der später bekannt werden sollte als Pater Joseph Bill, im Krankenhaus konfrontiert. 45 Tage muss er absolute Bettruhe wahren. Danach entlässt ihn der Arzt mit den Worten: „Sie dürfen nie wieder Treppen steigen und nie wieder predigen.“ Unweigerlich werden wir an die Worte des Herrn erinnert: „Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, mach dich auf Prüfungen gefasst“ (Sir 2,1).
In der folgenden Zeit halten Charismatiker Exerzitien für Priester in seiner Nähe. Priesterkollegen überreden ihn, doch auch an diesen Exerzitien teilzunehmen. Pater Bill mag sie nicht, diese Charismatiker. Doch was hat er zu verlieren? So geht er eben mit. Sechs Tage im Schweigen, bei Lobpreis und Vorträgen.
Am letzten Tag kommt das persönliche Heilungsgebet mit Handauflegung. Und da passiert es. Der Bischof legt ihm die Hand auf und betet über ihn um Heilung. In diesem Moment sieht Pater Bill nicht mehr den Bischof, sondern er sieht Jesus Christus, der ihm die Hände auflegt. Das war ein Schock für ihn. Später wird er darüber sagen: „Der Gott, der mich erschaffen hat, kann mir auch ein neues Herz erschaffen.“
Und das ist es, was in diesem Moment geschieht. Er bekommt am letzten Tag dieser Exerzitien ein neues Herz geschenkt. Es gibt keine Anzeichen des Herzinfarktes mehr. Gleichzeitig ist dieses Ereignis die Initialzündung für seine Mission, die ihn später auf alle Kontinente der Erde bringen sollte.
Von 1976 an bis zum März 2008 ist er unentwegt unterwegs, um den Menschen die Liebe Gottes zu predigen. Es beginnt in Indien. Von Süd nach Nord, von Ost nach West ist er unterwegs. Im Jahre 1993 führt Gott ihn nach Afrika. In Tansania, Kenia und Uganda wirkt er, baut er Missionsstationen auf, predigt seine sechstägigen Exerzitien und Volksmissionen.
Urlaub gibt es für ihn nicht. Sein Leben ist Gebet, Heilige Schrift und Verkündigung. Und die Menschen kommen. Zuerst sind es 1.000, dann 10.000. Dann sind es 100.000. Bei der Volksmission in Uganda, am Platz der ugandischen Märtyrer, kommen eine Million Menschen, um das Wort Gottes aus seinem Munde zu hören.
Die Afrikaner kommen von weit her, um ihn zu hören. Bis zu vier Tage sind sie unterwegs zu ihm, wenn er Volksmission hält. Sie kommen mit dem Auto, mit dem Moped, mit dem Fahrrad, doch die große Mehrheit der Afrikaner kommt zu Fuß. Es sind die Armen, die in Scharen kommen, um seine Predigten von der Liebe Gottes zu hören und um das Heil Gottes zu erfahren. Viele Kranke erfahren Heilung bei diesen Exerzitien und bei den Volksmissionen. Die Gebete von Pater Bill sind kraftvoll. Lahme, Krüppel, Aidskranke, Krebskranke und viele andere erfahren in diesen sechs Tagen Heilung.
1999 laden ihn irische Ordensschwestern nach Irland ein. So kommt er auch nach Europa. Von Irland bis Rumänien, von Portugal bis Polen, überall hält er seine sechstägigen Schweigeexerzitien. Letztendlich schließt er auch Nordamerika in die Mission mit ein.
Bei den Exerzitien in Vallendar in Deutschland im Oktober 2005 gab ein alter Mann, der im Leben einige schwere Schicksalsschläge erfahren hatte, am Ende der Exerzitien Zeugnis vor den Teilnehmern an den Exerzitien. Er sagte: „Wenn ich das alles, was ich in dieser Woche hier gehört habe, vor 50 Jahren gehört hätte, wäre mein Leben anders verlaufen.“
Am 14. März des Jahres 2008 starb Pater Bill während einer Volksmission in Gulu, im Norden Ugandas, im Alter von 80 Jahren. Seine Mission wird heute weitergeführt von jungen indischen Priestern der Vinzentinerkongregation, die die Missionsstationen in Afrika betreuen und weiter ausbauen. Jedes Jahr kommt auch einer der jungen Patres aus der afrikanischen Mission nach Deutschland und hält fünftägige Schweigeexerzitien im Sinne Pater Bills.

Der Autor ist Diakon in der Diözese Speyer.

Die Termine der erwähnten Exerzitien finden heuer vom 23.4. bis 28.4.18 im Priesterhaus (Exerzitienhaus) in Kevelaer und vom 3.9. bis 8.9.18 in der Gebetsstätte Marienfried statt.

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