VISION 20002/2018
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Religionsersatz Sport

Artikel drucken Gedanken anlässlich der Olympischen Winterspiele 2018 (Josef Bordat)

Die Olympischen Winterspiele in  Pyeongchang sind zu Ende. Tau­sende Sportler aus aller Herren  Länder trafen zusammen zu friedlichem Wettstreit, was sehr erfreulich ist. Die Wettkämpfe haben Millionen fasziniert, die sich mit den Siegern gefreut und den Ver­lierern mitgelitten haben. Eine große, attraktive Show wurde geboten, gekonnt zelebriert – eine Art weltlicher Liturgie, die auch kritisch gesehen werden kann.

Alles begann – wie jede Manifestation menschlicher Kultur – mit dem religiösen Glauben an Gott. Oder an Götter. Der Olymp ist Sitz der hellenischen Götter, die Olympischen Spiel im antiken Griechenland Feiern zu ihren Ehren, inbesondere zu Ehren des Zeus. So war es ab 776 vor Christus.
Der Bezug zur Sphäre des Religiösen wird jedoch auch bei den Spielen der Moderne deutlich, die ab 1896 regelmäßig stattfinden – „olympischer Friede“ vorausgesetzt…
Der Begründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, griff bewusst den religiösen Aspekt der antiken Wettkämpfe auf. Das Bild der Religion wählt Coubertin, um seiner Idee den Glanz „kultischer Rituale“ zu geben, um Olympische Spiele „mittels der Pracht machtvoller Symbolik von der einfachen Serie von Weltmeisterschaften“ unterscheidbar zu machen und mit ihnen eine „philosophische und historische Lehre gewaltiger Reichweite“ zu begründen, so der Sportwissenschaftler Elk Franke.  
Bis heute wird die Fackel im heiligen Hain von Olympia von einer als Hohepriesterin verkleideten Frau entzündet, von dort macht sie sich auf den Weg durch die Welt. Athen und der Erdkreis – Olympische Spiele haben ihr ganz eigenes „urbi et orbi“.
Der amerikanische Unternehmer Avery Brundage, der nach dem Krieg die Führung des Internationalen Olympischen Komitees übernahm, sah in den Athleten „eine Art Priester und Diener der Religion der Muskelkraft“. 1964 gab er zu Protokoll: „Die olympische Bewegung ist eine Religion des 20. Jahrhunderts, eine Religion mit universalem Anspruch, die in sich die Grundwerte anderer Religionen vereinigt. Eine moderne, dynamische Religion, attraktiv für die Jugend, und wir vom Internationalen Olympischen Komitee sind ihre Jünger.“
Die olympische Inszenierung erlaubt es den Medien, die Sportler als Heilige zu präsentieren, deren Taten nicht das Produkt von Talent und harter Arbeit sind, sondern ein „Wunder“, eine „unglaubliche Leistung“.   Die Rituale einer Eröffnungsfeier haben durchaus einen quasireligiösen Charakter. Es ist ein „heiliges“ Ritual, jener „Einmarsch der Nationen“, das Hineintragen der Olympischen Fahne, die Hymnen, das Entzünden des Feuers. Die Eröffnungszeremonie habe den Charakter einer Friedenswallfahrt, hat der ehemalige österreichische Olympia-Kaplan Bernhard Maier einmal gesagt. Der „Einmarsch der Nationen“ erinnere ihn an die Verheißung der alttestamentlichen Propheten von der Völkerwallfahrt nach Jerusalem und dem verheißenen Reich des Friedens: „Wenn 200 Nationen einmarschieren, sind im Stadion praktisch alle Völker der Welt versammelt.“
 Und dann ist da der Eid, eine Art „Glaubensbekenntnis“ der „Muskelreligion“: „Im Namen aller Athleten verspreche ich,“ so einer der Sportler stellvertretend für die „Gemeinde“, die Hand an der Fahne mit den fünf Ringen, „dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten, im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre unserer Mannschaft.“
Seit den Olympischen Sommerspielen in Sydney im Jahr 2000 enthält der olympische Eid die Antidopingklausel. Wer fortan erwischt wird, ist – voilà: ein „Dopingsünder“. Er wird als Ketzer ausgeschlossen. Auch im negativen Modus bleibt sich der Sport als Ersatzreligion treu.

Auszug aus einem Artikel in der empfehlenswerten katholischen Wochenzeitung Die Tagespost v. 8.2.17. Er kann in ganzer Länge nachgelesen werden unter: www.die-tagespost.de/
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