Miteinander als Ehepaar zu beten, ist wichtig – aber gar nicht so einfach, eine Form zu finden, die beiden zusagt. Im folgenden zwei Beiträge zu diesem wichtigen Thema.
Die vielen Formen des gemeinsamen Gebets
Wir haben zehn Jahre gebraucht, um als Paar miteinander beten zu können, ohne uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen,“ stellt ein seit 30 Jahren verheirateter Mann fest…
Zu beten ist ein so intimes Geschehen, dass manche sich in dieser Hinsicht bedeckt halten und diesen Teil ihrer Persönlichkeit verbergen. 15 Jahre lang konnte ein Teilnehmer an einer Gebetsrunde nicht ein einziges spontanes Gebet sprechen – und jetzt kommt es ihm zur großen Überraschung aller wie selbstverständlich über die Lippen. Vor dieser „Veränderung“ – so sagte er manchmal – war es die Größe Gottes, die ihn daran hinderte, die rechten Worte zu finden. (…)
Das Gebet berührt unser tiefstes Herz, unsere persönliche Geschichte. Und das erklärt, warum es so schwierig ist, diese Tiefe mit einer anderen Person zu teilen. Mag sein, dass manche das Gebet auch als ihre private Beziehung zu Gott ansehen.
Und das stimmt – und stimmt auch wieder nicht. Klar, unsere Beziehung zu Gott ist quasi exklusiv. Aber jeder ist auch Glied am Leib Christi, also von anderen abhängig, insbesondere von jenem anderen Glied des Leibes Christi, an das er sich aus freien Stücken in der Ehe gebunden hat.
Gott sei Dank gibt es eine Vielzahl von Gebetsformen. Viele bevorzugen eine Form des Gebets „zu zweit allein“. Andere beten miteinander, wie es die Umstände für dieses Gebet gerade zulassen. Anbetung, gemeinsam die Messe zu feiern oder an einem Chorgebet teilzunehmen, sind auch Formen des Paargebets. Ebenso der Rosenkranz im Auto oder bei Wanderungen.
Bei anderen Gelegenheiten kann man das gemeinsame geistige Leben pflegen durch Vorlesen einer Heiligengeschichte, eines Artikels oder einer Abhandlung über ein religiöses Thema. Man kann eine geistliche Veranstaltung besuchen und darüber diskutieren oder einen Punkt aus dem Tagesevangelium, der uns berührt hat, gemeinsam besprechen.
Seine bessere Hälfte um ein Gebet für eine berufliche Herausforderung oder eine schwierige Begegnung zu bitten, ist eine weitere Form der Gemeinschaft der heiligen… Ehepartner. Sich gegenseitig Fehler einzugestehen ist ebenfalls ein Paargebet.
Vielleicht haben wir manchmal den Eindruck, nicht als Paar zu beten, obwohl wir es tatsächlich sehr wohl tun – nur eben nicht in der „idealen“ Form, die uns vorschwebt, wohl aber unter Formen, von denen wir noch nicht erkannt haben, dass es sich um ein Gebet als Paar handelt. Nichts soll da starr sein. Wie bei Maria und Joseph, so ist es auch unser Auftrag, für Jesus unter uns zu sorgen.
Sophie Lutz
Gebet: Quelle einer tiefen Einheit
Warum soll man als Ehepaar miteinander beten? Weil es Gott Freude bereitet. (…) Weil das Gebet Quelle einer tiefen Einheit ist: Würden alle christlichen Paare täglich miteinander beten, würde fraglos auch die Gnade des Ehesakraments – vor allem in Form der Treue – quasi total behütet sein.
Weil miteinander zu beten – und zwar ohne Kinder –, uns daran erinnert, dass wir zunächst Ehepartner und erst in zweiter Linie Eltern sind. Je einfacher das Gebet der Eheleute ist, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass es anhält: Nimmt man sich zu viel vor, so bleibt dies meist im Projektstadium stecken.
P. Jacques Marin, ein Prediger voll Weisheit und Güte, empfiehlt meist das tägliche gemeinsame Beten eines Vaterunser und eines Ave Maria. Und das soll alles sein? Ja, das ist alles – und es verändert alles, gerade weil es in jedermanns Reichweite ist. Der Lügner von Anbeginn will uns überzeugen, wir müssten Heldentaten vollbringen, um dem Herrn zu gefallen (mit der stolzen Befriedigung, die das bereitet!). Er legt uns Schlachtpläne vor, die wir nicht einhalten können. Gott jedoch verlangt von uns nichts Schwieriges. Er ruft uns zur Treue und zum Vertrauen auf.
Stellen wir uns vor Gott, so wie wir sind. Haben wir uns entschlossen Ihm jeden Morgen unseren Tag anzuvertrauen? Dann macht es nichts, wenn wir unausgeschlafen, schlechter Laune, traumverloren sind! Und abends: haben wir den Eindruck, unser Gebet sei verpfuscht, weil wir müde, angespannt, nervös, verärgert wegen unseres Partners sind, womöglich mit Wut im Bauch? Jesus schenkt uns Frieden.
Erinnern wir uns an Jesu Worte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Wir beten nicht, weil wir im Frieden sind, sondern weil Jesus uns Frieden schenkt. Wir gehen zu Ihm, weil wir als Paar arm und sündig sind, es nötig haben, dass Er uns beibringt zu lieben, zu vergeben; weil wir das Licht des Heiligen Geistes brauchen, um den Ehepartner in all seiner Schönheit als Kind Gottes zu sehen.
Das gemeinsame Paargebet ermöglicht es uns, alles in Gottes Hände zu legen: ausnahmslos alles, bis in die menschlichsten und kleinsten Dinge: große Sorgen, die uns bedrängen, alltägliche Mühen, die unsere Liebe verschleißen, die prosaischsten Wünsche, unsere tiefsten Sehnsüchte, die Vergebung, der wir bedürfen und die wir schulden, die Entscheidungen, die wir treffen müssen, die Ungewissheit, die unsere Zukunft belastet…
Auszüge aus Famille Chrétienne v. 10.3.01 und v. 6.1.18