Das Leben sei ein Kampf zitiert der Autor C.S. Lewis, eine geistige Kriegsführung: ein Kampf gegen das Böse in uns und in der Welt rund um uns, wenn auch gewaltlos. In diesem seien die Männer besonders gefordert.
Männer brauchen eine Herausforderung. Männer müssen ihren Wert erproben und unter Beweis stellen. Am meisten sinnerfüllt erleben Männer ihre Existenz dann, wenn sie sich für ein höherwertiges Anliegen als ihre eigene Annehmlichkeit einsetzen. Deswegen melden sich junge Männer zu den „Marines“ oder zu den „Rangers“. Sie tun das nicht, obwohl, sondern gerade weil dies herausfordernd ist; weil es auch wehtut; weil jeder der beste sein will unter Brüdern, die ebenfalls zu den Besten zählen.
Den ersten Kapuzinern und Jesuiten schlossen sich nicht Männer an, die aus der Welt fliehen, sondern die diese verändern wollten; eine Verwandlung der Welt, die den totalen Einsatz des Mannes erforderte – alles an Energie, Liebe, Talent und Intelligenz – in einem Einsatz für eine Mission, die größer und weit bedeutsamer war als ihr kleines Ego oder ihre Gelüste. Als Männer sind wir durch die Natur – was übrigens durch das Wort Gottes bestätigt ist – darauf ausgerichtet, drei wichtige Dinge zu tun: zu sorgen, zu schützen und anzuführen – nicht um unseres eigenen Heils willen, nicht um unsere Eitelkeit und Gelüste zu befriedigen, sondern um anderen zu dienen.
Wir Männer – und zwar alle: Laien und Priester – tragen eine besondere Verantwortung, weil uns das Evangelium mit der Leitung beauftragt. Das nimmt der besonderen Befähigung und den Talenten der Frau nichts von deren Bedeutung, das beeinträchtigt in keiner Weise die Gleichwertigkeit von Mann und Frau. Aber menschliche Wesen sind nun einmal keine gleichförmigen Geschöpfe. Wir sind nicht austauschbare Rädchen einer gesellschaftlichen Maschinerie.
Aus christlicher Sicht ruht die Gleichheit nicht auf einer politischen Ideologie, sondern auf den tatsächlichen Unterschieden und gegenseitigen Abhängigkeiten realer Männer und Frauen. Als Geschöpfe sind wir dazu bestimmt, einander zu brauchen und nicht einander zu kopieren.
Wenn es also um Führungsaufgaben geht, ist dies Aufgabe der Männer auf spezifisch männliche Art zu führen. Johannes Chrysostomos, der große Heilige der östlichen Kirche, bezeichnete jeden Vater als Bischof seiner Familie. Alle Väter sind Bischöfe. Und jeder Vater prägt die Seelen der nächsten Generation durch seine Liebe, seine Selbstbeherrschung, seinen Mut – oder durch das Fehlen all dessen.
Daher müssen wir uns die Frage stellen: Wenn ich behaupte, ein gläubiger katholischer Mann zu sein, wird das dann auch in meinem Leben erkennbar? Wann bete ich? Wie oft empfange ich das Sakrament der Buße? Was tue ich für Arme? Wie diene ich den Bedürftigen? Habe ich eine Beziehung zu Jesus Christus? Wem zeige ich den Weg in die Kirche? Wie viele junge Leute habe ich dazu angeregt, sich zu fragen, ob sie nicht eine geistliche Berufung haben? Wie viel Zeit verbringe ich mit meiner Frau im Gespräch über Gott, wie viel mit meinen Kindern, mit meinen Freunden? Wie gut und wie oft spüre ich der Gegenwart Gottes in meinem Leben nach?
Die Kirche zählt viele gute Gründe auf, warum die Leute an Gott, an Jesus Christus und an die Schönheit und Bedeutung ihrer Mission glauben sollten. Aber es gibt nur ein unwiderlegbares Argument für die Wahrheit dessen, was sie lehrt: das persönliche Zeugnis der Heiligen.
Das bedeutet: Die Welt braucht gläubige katholische Männer, Männer, die sich danach sehnen, Heilige zu werden. Die Rolle des katholischen Ehemannes und Vaters – eines Mannes, der aus Liebe seine eigenen Wünsche hintanstellt, um den Bedürfnisse seiner Frau und seiner Kinder zu dienen – ist der Eckpfeiler des christlichen Heimes. Der Kirche unseres Landes könnten 20 sehr schwere Jahre bevorstehen, daher müssen deren Söhne hervortreten und durch das Zeugnis ihres Alltagslebens vorangehen.
Männlichkeit ist eine Frage der Biologie. Sie passiert nicht einfach. Männlichkeit muss erlernt, erworben und gelehrt werden. Daher brauchen wir die Freundschaft wahrer Brüder im Herrn, um Jünger und Anführer zu werden, wie Gott es von uns erwartet. (…)
Der Verfall männlicher Reife und der Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, ist eines der größten Probleme mit dem Amerikas Kultur heute konfrontiert ist. Katholische Männer müssen in ihre gottgegebene Berufung hineinwachsen. Anders gesagt: Die Heilung unserer Kultur beginnt mit der Erneuerung unserer Herzen und Handlungen.
Charles J. Chaput ist Erzbischof von Philadelphia/USA. Aus einem Brief an seine Diözese v. 31.1.18