Kreuzzüge, Hexenverfolgung und Inquisition – mit dem Christentum werden oft nur Skandale assoziiert. Aber ist diese Betrachtungsweise nicht zu einseitig, wenn man die Geschichte des Christentums objektiv verstehen will? Eignet sich das Christentum noch als geistiges Fundament Europas? Und ist den Menschen überhaupt noch klar, wovon sie reden, wenn sie vom christlichen Menschenbild, von christlichen Werten oder gar vom christlichen Abendland sprechen?
Mit falschen Vorstellungen und Verzerrungen in der öffentlichen Debatte und oft grotesken Informationen in den Medien und mit der Unkenntnis vieler Menschen über das Christentum aufzuräumen – das ist das Ziel von Manfred Lütz mit seinem Buch Der Skandal der Skandale - Die geheime Geschichte des Christentums, das Anfang dieses Jahres im Herder Verlag erschienen ist.
Unter wissenschaftlicher Mitarbeit des Historikers Arnold Angenendt erzählt Manfred Lütz die Geschichte des Christentums, wobei er sich auf den neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung stützt. Das Buch ist aber keineswegs nüchtern geschrieben, sondern es fesselt den Leser geradezu wie ein Krimi.
Dem Leser erschließt sich, dass das Christentum keineswegs eine einzige Aneinanderreihung von Skandalen ist. Die Kreuzzüge sind laut Lütz insofern skandalös, als das frühe Christentum pazifistisch war. Lütz hebt aber hervor, dass die Kreuzzüge keine Heiligen Kriege waren. Diese seien nie Kriege zur Ausbreitung des Christentums gewesen. Es sei vielmehr darum gegangen, die angegriffenen Christen zu verteidigen.
Interessant ist zum Beispiel, dass Toleranz (Lateinisch „tolerantia“ = Lasten tragen, Baumstämme tragen) eine christliche Erfindung ist. Christen haben daraus gemacht „Menschen anderer Meinung ertragen“. Atheisten wie Jürgen Habermas sagen, das Christentum gehört in die Genealogie der Menschenrechte, betont Lütz.
Weiters hebt Lütz hervor, die Forschung beschreibe, dass die Emanzipation der Frauen durchaus nicht in Afrika, Indien oder etwa in China erfolgt sei, sondern eindeutig dort, wo das Christentum herrscht. Denn das Christentum glaubt an den Ehekonsens.
In einem Interview mit dem Kölner Domradio unterstrich Lütz: „Die Quellen, die aus dem Christentum kommen, die müssen Christen selber wissen und nicht nur über das Frauenpriesterum im 21. Jahrhundert. Unsere Gesellschaft ist darauf angewiesen, wenn sie nicht eiskalt werden will, dass diese christlichen Wurzeln wieder lebendig werden und dass die Leute das kennen. Sinnfragen suchen – auch religiöse Antworten. (…).“ Wichtig sei, dass das Buch nicht nur für Christen, sondern vor allem für Atheisten sei, damit diese endlich einmal aufgeklärt werden, was das Christentum eigentlich ist. Es geht Lütz darum, bestimmte Fehlinformationen richtig zu stellen. Jedoch geht es ihm in dem Buch nicht um ein Reinwaschen. Aber, wenn man diese ganzen Skandale wirklich so glaubte, wie es die diversen Klischees behaupten, dann könne man sich eigentlich nicht sinnvollerweise mit dem Christentum beschäftigen, stellt er fest.
Zum Autor:
Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Theologe, Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln. Bekannt wurde er als Vortragsredner und als Gast in Funk und Fernsehen, vor allem aber als Autor zahlreicher Bestseller, darunter „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“, für den er den internationalen Corine-Literaturpreis erhielt, „Irre – Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen“, zuletzt „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“ und mit dem Auschwitz-Überlebenden Jehuda Bacon: „Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden.“
Der Skandal der Skandale – Die geheime Geschichte des Christentums. Von Manfred Lütz, Verlag Herder, 1. Auflage 2018, gebunden mit Schutzumschlag,
288 Seiten, 22€
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