Unlängst habe ich wieder einen Vortrag von Pater Karl Josef Wallner – von seinen „Fans“ liebevoll PKW genannt – im Internet angehört. Abermals fiel mir auf, wie mitreißend, überzeugend und verständlich seine Darlegungen sind. Der Humor kommt dabei nie zu kurz. Ja, der Pater vermag die Zuhörer zu be-geistern (da ist viel Geist dabei). „So g’scheit, und man versteht ihn trotzdem,“ ist man geneigt zu denken.
Doch auch wenn ich in einem seiner vielen Bücher (diesmal Wie ist Gott? und Faszination Kloster) lese, bin ich stets beeindruckt von der klaren Aufbereitung der Themen und fühle mich in seine Freude für Christus und Seine Kirche mit hineingenommen.
Ja es war höchste Zeit, ein Portrait von PKW zu verfassen. Der Zisterzienserpater ist zwar immer noch Rektor der „Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt.XVI. Heiligenkreuz“, residiert aber seit September 2016 im ersten Wiener Gemeindebezirk bei missio (Päpstliche Missionswerke in Österreich), zu deren Nationaldirektor er ernannt wurde. Dort, in seinem Büro, sitze ich ihm gegenüber. Stets gut aufgelegt, humorvoll, unerschütterlich im Glauben, temperamentvoll und dynamisch, so kennen mein Mann und ich den Pater schon viele Jahre und so erlebe ich ihn auch bei… unserer Plauderei, wie ich das Interview lieber nennen möchte.
Immer wieder bringt mich P. Karl mit den Anekdoten aus seiner Jugend – sich dabei nicht schonend – zum Lachen. Am meisten berührt mich, dass ihn sein selbstverständlicher, bodenständiger Glaube sichtlich glücklich macht. Daher wohl auch die Ruhe, die er ausstrahlt. Ergänzt sei noch, dass P. Karl eine imposante Erscheinung ist: groß, breitschultrig und muskelbepackt. „Der Kraftlackel aus dem Wienerwald – ein Power-Typ“, so bezeichnete ihn Stephan Baier treffend in Die Tagespost.
P. Karl, geboren am 24. Februar 1963 – Faschingssonntag (!) – wächst in Wampersdorf, einem Ort an der Grenze zum Burgenland, in einer gläubigen Familie auf. Josef, sein Taufname, ist der älteste von drei Kindern: Er hat eine jüngere Schwester und – zur allgemeinen Freude – einen Nachzüglerbruder. Am Sonntag wird selbstverständlich der Gottesdienst besucht und jeden Abend mit den Kindern gebetet. „Nicht bigott und übertrieben, sondern bodenständig,“ betont der Pater. Auch die Großmütter erzählen den Kindern vom „lieben Gott“, eine Botschaft, die dem Buben ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. „Gott war für mich immer ein ‚lieber’, ein liebender Gott.“
Josefs Eltern betreiben den Sparmarkt im Ort, ein Dorfmittelpunkt. Die Wallners stehen also immer in der Öffentlichkeit. So bleiben die Streiche des Volksschülers Josef, schon damals ein Rädelsführer, im Ort nicht unbemerkt: „Bandenkriege“, ein halb ausgeschlagener Zahn, ein Sturz aus drei Metern Höhe, verbotenes Fischefangen… Alles in allem eine erlebnisreiche, nicht ganz ungefährliche, doch unbeschwerte Kindheit. Die Eltern erfahren immer brühwarm von den Kunden, was der Sohn wieder angestellt hat. „Ich habe daher nie ein Privatleben gekannt. Eine Mentalität, die mich sehr geprägt hat,“ überlegt P. Karl.
Die Mittagessen finden stets in großem Kreis mit Angestellten oder Vertretern, die vor Ort sind, statt. Es ist ein gastlicher Betrieb, die Eltern sind sehr gesellig. Da wird viel erzählt, und es freuen sich alle, wenn viele Leute da waren. Selbstverständlich lernt er die Umgangsformen mit den Kunden – immer freundlich und hilfsbereit zu sein. Später packt er auch tatkräftig mit an: Im Sommer muss er um 5 Uhr aufstehen – die Vorbestellungen vorbereiten, bzw. ausliefern. „Die Ferien haben mich zum Frühaufsteher gemacht. Das war später eine große Hilfe für das Klosterleben.“ Ebenso auch die Freude über Besuch – je mehr desto besser. Die Offenheit für andere, dieses Leben in der Öffentlichkeit wird dem Pater in seinem Leben als Priester und Ordensmann zugute kommen. Zufall? Wohl kaum!
Und die Schule? Auch wenn Josef ein Lausbub ist, so ist das kein Hindernis sehr gute Noten in der Volksschule – immer Klassenbester – zu haben. Danach kommt der Bub ins Gymnasium nach Baden: keine „Pfarrerschule“ und nicht zuviel Sport, bestimmen die Wahl, allerdings ein eher langer Schulweg: also um halb 5 Uhr auf. Dann macht er sich ein üppiges Frühstück – „mit Beefsteak und so…“ (nicht schlecht!), um 6 Uhr 20 geht der Bus, der ihn frühestens um 15 Uhr wieder heimbringt, wo ihn ein Essen erwartet.
Im Gymnasium wird er als „verschroben, intellektuell“ angesehen, da er viel und gerne liest. Wieder ist er Klassenbester. Der Disco gewinnt er nichts ab, geht dafür aber gern ministrieren und fühlt sich in dieser Gemeinschaft wohl. Der holländische, recht liberale Pfarrer kümmert sich gut um seine großen Ministranten. Aber: „Man kann ministrieren, ohne dass dies viel mit dem Glauben zu tun hat. Das geht bei einem Ohr rein, beim anderen raus.“
Zum lieben Gott hat er noch keine persönliche Beziehung. Das ändert sich, nachdem er mit 16 zu einem Treffen der Legion Mariens eingeladen wird. Der Kollege, der ihn animiert, ist schon recht gläubig (heute ist P. Marian sein Mitbruder) und muss sich anfangs von Josef einiges anhören:„Etliche Häresien habe ich da verzapft, weil ich so oberg’scheit war: auch was ich über Christus und die Kirche gesagt habe. Ich vertrat alle liberalen Positionen, die ich so übernommen hatte,“ erzählt er freimütig.
Bei der Legio-Gruppe gefällt es ihm: „Ich war dort der einzige Bursch, und da gab es Mädchen, an denen ich durchaus interessiert war.“ Doch hier lernt er jetzt beten, auch den Rosenkranz, bei dem er sich wohlfühlt und die Gedanken fliegen lassen kann. Bald widmet er jedes Gesätzchen einer Person oder einem konkreten Anliegen. Auch für die Mädchen in der Tanzschule betet er, obwohl er sich dort nicht wohl fühlt: „Ich war zu patschert“ (ungeschickt, für unsere deutschen Leser). Daher ist er froh, als das vorbei ist.
„Meine liberale Einstellung in Glaubensfragen, hat sich geändert, sobald ich eine persönliche Beziehung zu Jesus aufgebaut hatte. Der Priester, der uns begleitete, hat mit uns den ganzen Katechismus durchgemacht. Das fand ich faszinierend. Ich wurde mit dem Glaubensgut der Kirche konfrontiert.“ Das geordnete Gebetsleben tut ihm gut. Es hilft ihm, mit den großen Themen dieses Alters – Verliebt-Sein und Sexualität – gut zurechtzukommen „Ich hatte einen gewissen Ehrgeiz, mich von manchem einfach fernzuhalten, dafür anderes zu tun, wie z.B. den Rosenkranz zu beten.“
Ob er je daran gedacht hatte, den Sparmarkt zu übernehmen? „Nein, ich konnte mit Geld nie gut umgehen,“ erzählt er. Als Beweis schildert er ein Erlebnis: Seine Freunde hatten Kukuruz gestohlen – „Klauen kam für mich mit 14 nicht in Frage.“ Dafür kaufte er ihnen einige Kolben ab: „Um doppelt ehrlich zu sein,“ meint er belustigt: „Nicht stehlen und abkaufen“ – von in Geldangelegenheiten wohl begabteren Freunden!
Und seine Berufung? Zunächst ist er verliebt und möchte eines Tages eine Familie gründen: eine andere Lebensform ist für ihn nicht vorstellbar. Keine Rede von Priestertum und Zölibat.
1980, noch vor der Matura, hat er jedoch ein Berufungserlebnis und zwar während des Betens: „Es war, als würde mir der Boden weggezogen werden und es stand glasklar vor mir der Gedanke: Du sollst Priester werden. Ein Gefühl wie im freien Fall, toll, aber auch die Frage: Wie soll das gehen? Ja, große Freude, weil es so klar war – und auch weil Gott mir das zutraut.“ Der Ruf ist so deutlich, dass „mir keine andere Wahl blieb“.
Zu Sylvester ist er dann in Heiligenkreuz und merkt, wie nett dort die Gemeinschaft ist. Keine verschrobenen Sonderlinge, „sondern humorvolle junge Männer, die zwar viel beteten, aber auch viel miteinander blödelten und scherzten“. Allerdings kein Gedanke, dort einzutreten, wohl aber könnte er hier auf der Hochschule studieren. Gute Idee! Zuerst also Matura, die er – natürlich – mit Auszeichnung besteht.
Ab Oktober 1981 studiert er also in Heiligenkreuz. Natürlich ergeben sich immer wieder Kontakte mit den sympathischen Mönchen. Er spürt, dass ihn das Leben hier doch sehr anzieht und betet um Klarheit. Doch es kommt nichts. Bei einem Beichtgespräch im Dezember rät ihm der Beichtvater zu überlegen, wo er denn sein möchte, wenn er eines Tages stirbt. Eigentlich im schwarz-weißen Habit. Doch nach dem Rosenkranz weiß er ganz sicher, dass er Weltpriester wird. Mit dieser „Gewissheit“ geht er schlafen – und schläft sehr gut.
Die überraschende Wende kommt in der Früh: „Ich bin aufgewacht, und es war sonnenklar: Ich werde Zisterzienser,“ schmunzelt er in der Erinnerung . („Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, würde ich sagen.) Dann geht alles schnell. Am 31. Jänner 1982 kniet er vor Abt Franz, bekommt den Namen Karl und wird als Novize eingekleidet. Nun ist er also in einem Kloster, das auf eine Geschichte von fast 900 Jahren zurückblicken kann, mit einer Klosteranlage die pures Mittelalter ist. Der Novize Karl aber ist noch keine 19. Nach ihm ist keiner so jung eingetreten. Kein Wunder, dass er anfangs Einsamkeit verspürt. Andererseits will er es radikal angehen: viel fasten, am Boden schlafen... Dass die Novizen völlig übertreiben, erklärt mir P. Karl, wusste schon der Hl. Benedikt.
Dafür studiert er mit Hingabe und Eifer, und nach vier statt nach fünf Jahren ist er mit dem Studium fertig: Sponsion am 6. März 1986. P. Karl ist Mag. Phil. und wird zwei Tage danach zum Diakon geweiht. 1988 ist Priesterweihe.
Als nächstes soll er zum Doktoratsstudium an die Uni Wien gehen. „Die Wiener sollen sehen, dass wir hier nicht dumm sind,“ ist die heitere Begründung des Abtes. Das Studium fällt dem jungen Magister sehr leicht. Die Seminare gefallen ihm gut. Und: Er ist der einzige der Studierenden im Habit – wie immer fesch in weiß und schwarz, wie P. Karl gerne sagt! Ja, Mainstream war definitiv nie seine Sache. Wie gut! Seine Aufgaben im Kloster: Kaplan, Zeremoniär, Sekretär des Abtes, um nur einiges zu nennen .
1992, er ist mittlerweile 25, promoviert er in Wien „sub auspiciis praesidentis“ zum Dr. theol. über die „Innergöttliche Trinitätskonzeption Hans Urs von Balthasars in Abgrenzung von Hegel.“ Tja – und dennoch kann er uns Normalsterblichen alles so verständlich erklären.
Dann acht Jahre Pfarrer von Sulz im Wienerwald, zwei davon auch vom Nachbarort Gaaden. Die schönste Zeit in seinem Leben, wie er versichert, „weil sie meiner Allroundveranlagung so sehr entsprochen hat.“ Besuche im Kindergarten, im Spital, bei Geburtstagskindern, bei der Frauenrunde oder der Legion Mariens, in der HTL, die Kindermessen, die Brautpaare – und die Jugend... PKW fährt sogar bei Skikursen mit. Gutes Einvernehmen auch mit dem Pfarrgemeinderat.
Dann heißt es zurück ins Kloster, der Kardinal möchte, dass er mehr aus der Hochschule macht, an der damals 60 Hörer studieren. 1999 wird P. Gregor Henkel-Donnersmark zum Abt gewählt und P. Karl mit 35 zum Dekan der Hochschule bestellt, wo er außerdem Dogmatik und Sakramenten-Theologie, zwei Hauptfächer, lehrt. Als die Hochschule 2007 eine Hochschule päpstlichen Rechts wird, wird P. Karl deren Gründungsrektor. Und da all das ja einen Mann wie PKW nicht auslastet, nimmt er auch die Aufgaben des Jugendkaplans in der Stiftspfarre wahr.
Ein besonderer Anziehungspunkt wird die Jugendvigil. Sie soll eine Schule des Gebets für Jugendliche sein, einen Raum bieten, wo Gott einen anrühren kann. Da gibt es Gregorianischen Choral, eine Lichterprozession, die Jugendband spielt mitreißende geistliche Lieder, die auch in die Tiefe führen.“ Auch Predigt und Anbetung fehlen nicht. Anfangs kommen 30 Jugendliche, nach einem Jahr sind es bereits 100, mittlerweile über 300. Mit den jungen Leuten macht PKW auch Pilgerfahrten. Außerdem initiiert er einen Sportraum im Kloster.
Schon als Pfarrer war ihm bewusst gewesen, dass er mehr Sport machen müsste, vor allem als sportliche slowakische Priesterstudenten, die bei ihm wohnten, ihn beim Wandern fast abhängen. „Da ich nie für die Herumhüpfsportarten war, hat mich der Kraftsport fasziniert.“ Und der wird nun ausgebaut. „Mir gefiel dieses sich schnell ,auspowern’, die Endorphine, die glücklich und zufrieden machen. Das hat mir sehr geholfen.“ Anfangs nannte man die Kraftkammer mit allen Trainingsgeräten: „Vorbereitung auf das Martyrium“!
Es ist aber auch eine neue Form des Apostolats, So bietet der Pater ab 2002 für Burschen geistliche Sportwochen an: ein anspruchsvolles geistliches Programm mit Vorträgen, intensivem Kraftsporttraining, welches das Selbstbewusstsein und das Körperbewußtsein fördert – aber auch Erholsames, wie Schwimmen oder Kinobesuch. Eine sehr gute Sache meine ich, die auch gerne angenommen wird.
Aber auch damit nicht genug: P. Karl baut die Öffentlichkeitsarbeit in Heiligenkreuz, die es bis dahin nicht gab, auf: eine erste Homepage im Internet. Über Internet kann die Hochschule nun mittels Wort, Bild und kleinen Videos, der ganzen Welt zeigen, wie und was sie ist, ungefiltert durch kritische Medien.
Unglaublich, was PKW in all den Jahren an „Jobs“ hatte: Professur, Rektorat, Jugendseelsorge, Öffentlichkeitsarbeit, ein eigenes Fernsehstudio plus Verlag (Geschäftsführer der Medien-GmbH Heiligenkreuz), Zeremoniär, Mitarbeit in der Familienkommission… – und da habe ich sicher nicht alles aufgezählt. So verstehe ich, dass er den Ausgleich in der Kraftkammer braucht.
Mit der Homepage beginnen sich auch, die Berufungen einzustellen, weil hier „Anteil am eigenen Leben in Heiligenkreuz gegeben wird,“ wozu schon der heilige Paulus angeleitet hat. Die betende Gemeinschaft geht heute nicht hinaus in die Welt, sie bleibt am Ort, sie kann gezeigt werden. „Ich habe immer meine Digitalkamera bei mir. Fotos, Text dazu, das geht so schnell. Und so vermittelt man einen Eindruck. Und wir verkündigen dadurch auch.“
Doch die Öffentlichkeitsarbeit ist nur ein Instrument. Wichtig ist das, was in Heiligenkreuz geschieht: „Eine dogmatische, eine spirituelle und eine mitbrüderliche Harmonie, eine Linie im Kloster, die tief eucharistisch und marianisch ist. Es gibt eine Einheit, die die Leute einfach spüren. („Seht wie gut und schön es ist, wenn die Brüder in Einheit zusammen stehen,“ heißt es in einem Psalm). Wir waren immer offen, und sind stets tief mit dem Hl. Vater in der Kirche verbunden. Und dann ist da die Treue zum Gebet.“
Mönche seien, so sagte Papst Benedikt XVI., gewissermaßen von Beruf Betende. „Beten ist die Mitte ihres Berufes. Sie beten, weil Gott es wert ist, angebetet zu werden.“ Ganz wichtig: „Das Chorgebet ist die Mitte unseres Betens. Hier verbinden sich Himmel und Erde. Ja, dem Chorgebet gilt meine ganz große Liebe,“ bekräftigt mein Gegenüber. Und das Klosterleben soll den Weg auf ein letztes Ziel beschreiben: Denn „unser Weg hat ein Ziel, wir haben ein Ziel. Dieses Ziel ist Gott, ist Jesus Christus.“
Zu diesem Ziel wollen der Pater und seine Mitbrüder, die Menschen, die zu ihnen kommen, hinführen. Jeder, der nur kurz oder sogar länger bleiben will, wird herzlich aufgenommen. Doch: „Wenn ein junger Mann mir sagt, dass er Priester werden möchte, rauche ich vor Freude eine Zigarre.“ Und dabei ist PKW Nichtraucher! Seit Papst Benedikt Heiligenkreuz besucht hat und die Hochschule zur „Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikts XVI. Heiligenkreuz“ erhoben wurde, nahm jedenfalls P. Karls Zigarrenkonsum zu.
Durch das Video, das anlässlich des Papstbesuches gemacht worden war, wurde Universal Music in London auf die Heiligenkreuzer aufmerksam. Ein kurzes E-Mail von P. Karl mit dem Hinweis auf den Gregorianischen Choral auf der Homepage nach England gesandt – und die CD „Chant –Music for Paradise“ der Heiligenkreuzer Mönche wird aufgenommen und stürmt 2008 die Musik-Charts.
Die Mönche sehen es als Apostolat: Mit ihrem Gesang für Gott wollen sie den Menschen weltweit bezeugen, dass sie an diesen Gott glauben und Ihn lieben. Und die Menschen reagierten sehr positiv darauf: 1,1 Millionen CDs wurden verkauft. Begeisterte Briefe und E-Mails flatterten zu Tausenden herein. P. Karl: „Ich war dann in fast jedem Land Europas. Universal Music organisierte die Einladungen zu Talkshows und diversen Fernsehshows, zu Interviews, Fernsehaufnahmen.“ Wer erinnert sich nicht an PKWs Auftritt gemeinsam mit P. Philip in der Sendung Wetten, dass...?
„Ich wusste nicht, was für ein Blödelniveau das vielleicht haben würde. Ich musste dort dauernd daran denken, dass die Mitbrüder daheim zuschauen würden, dass ich mich nur ja nicht blamiere…Aber es war eine tolle Chance für uns. 12 Millionen haben da zugeschaut.“ Wieder eine Lawine positiver E-mails. „Und Leute sind wieder in die Kirche zurückgekehrt, haben sich taufen lassen, nur weil da zwei sympathische Priester zu sehen waren. Sollte uns das nicht zu denken geben?“
Heute gehören 102 Mönche zum Stift, 302 Studenten hat die Hochschule. Daher musste in den vergangen Jahren ausgebaut werden. Und wer war für das Fundraising verantwortlich? Erraten: PKW hat mit Spendenaufrufen und unzähligen Auftritten Millionenbeträge zusammengebracht – und auch dieses Riesenprojekt bravourös gemeistert. Wunderschön ist die neue Hochschule!
Nun ist der Pater bei missio. „Wir heißen päpstliche Missionswerke sind aber keine gewöhnliche Hilfsorganisation unter den vielen, die es als NGOs gibt, sondern uns geht es um Weitergabe des Glaubens. Unsere Zuständigkeit ist natürlich die arme Weltkirche.“ Nun reist er in die leidenden, aber auch aufblühenden Kirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika. „Alle Kirchen in Afrika und Asien wachsen, haben eine missionarische Dynamik, auch wenn sie noch so klein sind. Da spürt man, dass es eine Kirche im Aufbruch ist, eine Kirche der Glaubensfreude, während wir eine Kirche in Schrumpfung und Frustration sind, die mit Problembewältigung und Umstrukturierung beschäftigt ist. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir sehen, dass wir auch bei uns Mission brauchen. Wir brauchen hier eine missionarische Kirche mit Ideen, Kreativität, mit Hinausgehen. Ich möchte mit missio zum Bewusstsein beitragen, dass auch wir bei uns Mission brauchen. Wenn wir nicht etwas machen, um Christus zu verkünden, gibt es in 50 Jahren hier keine Christen mehr. Daher müssen wir schauen, dass in den Pfarren eine missionarische Gesinnung entsteht. Das wird auf jeden Fall spannend.“
Hat er sich all das vorgestellt als er als Novize in Heiligenkreuz eingezogen ist? „Meine Berufung zum Zisterzienser-Mönch ist mir schwerer gefallen, als die zum Priester, weil sie eigentlich gegen meine pastoral-missionarische Veranlagung war. Aber Gott hat dieses Kloster ausgesucht, das für mich zur Chance wurde, auf eine ungeahnte Weise missionarisch wirken und ausstrahlen zu können. Als ich eingetreten bin, dachte ich: ‚Jetzt sterbe ich da hinein ins Kloster und der liebe Gott will nicht, dass ich nach außen wirke.’ Aber dieser Eintritt hat mir genau die Möglichkeit gegeben, in einer viel breiteren Weise nach außen zu wirken, als ich das vielleicht als Diözesanpriester oder in einer anderen Ordensgemeinschaft gekonnt hätte – Und nun auch noch durch die Päpstlichen Missionswerke.“
„Wir müssen in Jesus verliebt sein,“ ist P. Karls tiefste Erfahrung „mit einer heißblütigen, innovativen, begeisterten, ja euphorischen Liebe, weil Gott so ein spannender Gott ist.“ Man glaubt ihm das, weil er vorlebt, was er verkündet.