VISION 20004/2018
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Selbstbewusst Aufgeklärt

Artikel drucken Sexualerziehung von klein an Stark (Roswitha Blied †)

Das Buch spricht allein schon durch sein Titelbild und die farbige Gestaltung an. Gezeigt werden auf dem Cover zwei Kinder – froh und selbstbewusst den Betrachter anschauend. Die Innenseite des Covers wird dominiert von einem einzigen in Rot gedrucktem Satz: „Besser ein Jahr zu früh, als eine Sekunde zu spät.“
Der Einband gibt auch Auskunft über die Autoren: Richard Büchsenmeister ist seit 1994 in der Erzdiözese Salzburg im Referat für Ehe und Familie tätig. Maria Büchsenmeister hält Kurse zu Familienmanagement, Ordnung und Müttercoaching. Das Paar ist seit 1992 verheiratet und hat zwölf Kinder. 2009 gründeten Richard und Maria Büchsenmeister den Verlag und die Buchhandlung EheFamilienBuch.
Die Rückseite des Covers stellt den Zweck des Buches vor: „Fragen über Sexualität stellen Kinder oft sehr früh. Die eigenen Eltern sind die ersten, die dem Kind Schritt für Schritt das Geheimnis der menschlichen Sexualität erklären. Sie sind der prägendste Faktor im Leben des Kindes.“
Hervorgehoben wird die herausragende Rolle und Wichtigkeit der Eltern für die Aufklärung ihrer Kinder. Die Eltern vermitteln „das Schöne, Gute und Wahre“, sollen ihre Kinder dazu führen, sich als Junge oder Mädchen ganz zu bejahen, um später froh das Mann- bzw. Frau-Sein zu leben und in der Elternschaft ihre Erfüllung zu finden. Diese Aufgabe sollen sie sich auf keinen Fall von „Experten“ aus der Hand nehmen lassen, schon gar nicht, wenn diese einen Klassenraum betreten und den Lehrer hinausschicken.
In seiner Betonung der menschlichen Sexualität als Phänomen, das den ganzen Menschen betrifft, in der Darlegung der Schönheit der Sexualität und ihrer Bedeutung für ein glückliches Eheleben als Mann und Frau und durch die Freude über die Entstehung eines neuen Menschen und damit die Gründung einer Familie – dadurch ist das Buch ein wohltuender Gegenentwurf zu Gender. Es lässt den Leser zurück mit der Empfindung, der Wahrheit und der Liebe begegnet zu sein.
Das Buch lässt sich nahezu handbuchartig verwenden. Es ist in 14 Kapitel gegliedert. Jedes Kapitel stellt prägnant und gut lesbar jeweils verschiedene Themen vor: „Mann und Frau“, „Sexualerziehung ist mehr als nur Aufklärung“, „Ein neuer Mensch entsteht“, „Für Väter“, „Aufklärung in der Schule“, „Sexueller Missbrauch“.
Ein besonderes Verdienst sind die vielen lebensnahen Beispiele, z.B. Fragen aus Kindermund, die einen Erwachsenen zunächst verblüffen und etwas ratlos sein lassen. Ein Beispiel: „Mama“, (fragt ein dreijähriges Kind), „als ich auf die Welt gekommem bin, bist du da geplatzt?“ (Die Mutter, etwas verblüfft und überrascht): „Nein, nein, da platzt man nicht!“ (Darauf folgert das Kind): „Dann kommen die Babys beim Mund heraus!“
Hier – so Maria und Richard Büchsenmeister – die richtige Antwort: „Nein, das Baby kommt nicht beim Mund heraus. Dafür gibt es einen eigenen Ausgang. Der heißt ,Scheide’ und liegt zwischen den Beinen der Frau.“ So hat das Kind eine klare, vor allem wahre Antwort bekommen, und die Mutter kann weitere Fragen abwarten.
Sexualität und ihre Vorgänge sind für Kinder etwas rein Biologisches. Die damit verbundene Leidenschaft Erwachsener kennen sie nicht. Es ist sehr natürlich, in der Familie (etwa bei gemeinsamen Mahlzeiten) über Sexualität zu sprechen. „Darüber zu schweigen, ist unnatürlich.“
Wird ein Baby in der Familie oder ihrer Umgebung erwartet, findet das Fragen und Erklären schon sehr früh statt. Spätestens aber in der Zeit vom 4. bis zum 6. Lebensjahr befasst sich ein Kind mit Fragen, die den Unterschied von Junge und Mädchen, Mann und Frau betreffen. Sind einmal kurze Antworten gegeben, kann man auf weitere Fragen warten. Von den Worten einer Mutter oder eines Vaters nimmt das Kind nur soviel auf, wie es interessiert. Gewarnt wird vor der Verwendung von Bildern oder Filmen, wegen ihrer stark einprägenden und gegebenenfalls auch schockierenden Kraft.
Von großer Wichtigkeit beim Sprechen über Sexualität ist, dass die gegebenen Informationen wahr sind. Ein „Herumreden“, Ausweichen oder gar Lügen vonseiten der Erwachsenen kann verheerende Folgen haben, bis hin zur Erlebnisfähigkeit der Sexualität im Ehe-Leben. Das machen die Autoren deutlich anhand einer falschen Antwort: wenn z.B. auf die Frage, wie ein Kind entstehe, von Erwachsenenseite die Antwort gegeben wird: „Wenn eine Frau einem Mann ein Bussi gibt.“
Immer wieder stellen die Autoren heraus, dass die Eltern die ersten und wichtigsten Faktoren für die Kinder im Hinblick auf die sexuelle Aufklärung sind. Steht Aufklärungsunterricht auf dem Stundenplan, sind vorab Eltern­informationen vonseiten der Schule, des jeweiligen Lehrers nötig, Austausch und Information, Kontakt mit den Unterrichtenden sollte immer wieder gesucht werden. Gegebenenfalls sollen sich Eltern solidarisieren.
Das Buch richtet sich nicht gegen Aufklärung in der Schule, aber es betont in diesem Erziehungsbereich die Vorrangstellung der Eltern (s. 1. Zusatzprotokoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention, abgedruckt in dem entscheidenden Kernsatz auf S. 82). Können Eltern sich mit Phasen der Sexualerziehung in Kindergarten bzw. Schule nicht arrangieren, sollten sie am betreffenden Tag ihr Kind zu Hause lassen, es auch nicht als Ausweichmöglichkeit in der Parallelklasse sitzen lassen und lieber einen Termin beim Kieferorthopäden vereinbaren, um dem Kind jede Peinlichkeit in der Schule zu ersparen.
Auch sollen die Themen des schulischen Sexualkundeunterrichts von den Eltern zu Hause vorab aufgegriffen und dem Kind alle nötigen Erklärungen gegeben werden. Das hat den großen Vorteil, dass das Kind die Erklärungen in der Schule gelassen anhören kann, da es ja bereits durch Mama und Papa bestens informiert ist. Das stärkt das Vertrauen des Kindes in seine Eltern, sein Selbstbewusstsein; geschaffen wird eine Basis des Sich-Verstehens zwischen Eltern und Kindern, die auch in späteren stürmischen Zeiten trägt.

Stark – Selbewusst – Aufgeklärt. Sexualerziehung vom Kleinkindalter bis in die Vorpubertät. Von Maria & Richard Büchsenmeister, Vlg EheFamilieBuch, www.ehefamilie
buch.at, 110 Seiten, 14,50 €. Auszug aus: Katholische Bildung, Verbandsorgan des Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen e.V. (VkdL), Heft Mai+Juni 2018, Seite 139 ff.

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