VISION 20005/2018
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Leserbriefe

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Geschlechter­spezifische Sprache
Herr Heinrich Huber bringt eine eindrucksvolle Liste von geschlechterspezifischen Begriffen. Man kann die Aufzählung noch erweitern: Christen und Christinnen, Katholiken und Katholikinnen (ich kann das schon nicht mehr hören, aber: mein Problem), dann (was ich noch nie gehört habe): Sünder und Sünderinnen, Mörder und Mörderinnen... Stellen Sie sich vor, der Laientheologe oder die Laientheologin würde in einer Beichtvorbereitung sagen oder der Priester in einer Sonntagspredigt: „Wir sind alle Sünder und Sünderinnen.“ Ich habe noch nicht gehört, dass sich die Sünderinnen darüber beschwert hätten, nicht genannt worden zu sein. Haben Sie schon mal in einer Statistik gelesen oder davon gehört, dass es soundsoviele Mörderinnen gibt? In den Verkehrsnachrichten kommen immer nur Geisterfahrer vor, aber es wurde noch nie vor einer Geisterfahrerin gewarnt. Nun kann man das im Verkehrsstudio nicht wissen, aber warum setzt man das dann einfach voraus? Es wird wahrscheinlich wohl so sein, dass es in der ganzen Geschichte der Menschheit weder eine Mörderin oder auch nur eine Sünderin gegeben hat oder gegenwärtig gibt oder in Zukunft geben wird. Und wahrscheinlich sind die Frauen zu intelligent oder zu wenig todesmutig, so dass sie nie zu Geisterfahrerinnen werden.
P. Dr. Willibrord Driever OSB,
D-86941 St. Ottilien

Die Kirche tut sich schwer mit Wundern
Gott wirkt auch heute Heilungswunder – innerhalb und außerhalb der Kirche. Viele Christen rund um die Welt erleben es. Dies geschieht auch innerhalb unserer katholischen Kirche, wie ich vor ein paar Jahren von Pater Zacharias Thudiparra von den Thomas-Priestern erfahren habe. Er berichtete über die vielen Heilungen, die er erlebt hatte. Ich habe ihn daraufhin gefragt, wie es diesbezüglich mit der kirchlichen Anerkennung stehe. Er antwortete, das sei gerade das Problem in der Kirche. Übrigens hat mich immer etwas gewundert: Wenn die Schwestern in unserer Stadt ausgehen oder in der Schule sind, dann tragen sie das Ordenskleid. Dasselbe gilt für die Evangelischen Marienschwestern, die ihre blaue Ordenstracht hier in Flensburg tragen. Wenn Priester unterwegs sind, dann in Zivil. Ist das ein Zeugnis?
Knud Rohde, D-24944 Flensburg


Medjugorje – eine Irreführung
Mit der Zeitschrift bin ich sehr zufrieden und deren Anliegen decken sich vollkommen mit den meinen. Nicht nachvollziehen kann ich allerdings, dass Sie die sogenannten Botschaften der Mutter Gottes abdrucken bzw. verbreiten. Ich vermisse hier Ihre Kirchentreue. Der Papst hat sich schon lange von Medjugorje distanziert, und auch unser Herr Kardinal hat sich jetzt mit den Ansichten des Papstes und der päpstl. Kommission (höchstens die ersten Botschaften könnten echt sein) identifiziert. Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass von Medjugorje karitativ positive Initiativen ausgegangen sind. Es liegt jedoch in Medjugorje eine Irreführung der Gläubigen vor. Durch den ständigen Aufruf zum umfangreicheren Gebet (möglichst drei Rosenkränze täglich) bleibt keine Zeit zum Glaubensstudium. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass der Glaube vom Gebet kommt. In Medjugorje wird diese Irrlehre gefördert. Der Glaube kommt von der Botschaft (Röm 10,7f). Paulus sagt weiters: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde.“ (1 Kor 9,16) Ohne Faktenwissen ist ein lebendiger Glaube unmöglich. Es gehört zu den Standespflichten der Eltern, den Glauben in die Herzen der Kinder einzupflanzen und die Stolpersteine auf dem Glaubensweg wegzuräumen. (…) Von dieser Christenpflicht ist in den sog. Botschaften nie die Rede. Dieses Manko kann auch der ohnehin selten vorkommende Aufruf zum Bibellesen nicht ausgleichen. Die Medjugorje-Pilger, die ich kenne, sehen keine Notwendigkeit in der Weiterbildung im Glauben. Die vorhandene Zeit sollte ihrer Meinung nach besser für das Gebet verwendet werden. Sie kränken sich allerdings, dass sich ihre Kinder vom Glauben und von der Kirche abwenden. Diese Abkehr vom Glauben ist unter anderem die Folge einer mangelhaften Glaubenskenntnis, wofür die Eltern und die Förderer von Medjugorje mitverantwortlich sind.
Vergleichen Sie bitte das 17. Kapitel im Johannes-Evangelium mit den Medjugorje-Botschaften, dann werden Sie den Unterschied von der himmlischen Botschaft und dem erkennen, was sich Menschen ausgedacht haben und als Botschaft der Mutter Gottes ausgeben. Die zentrale Aussage Jesu lautet „Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus.“ (Joh 17,3) In der Sprache der Theologie heißt das: ohne Gotteslehre und Christologie mit den entsprechenden Hilfswissenschaften ist ein Glaubensleben und eine Glaubensweitergabe nicht möglich.  
Mag. Adolf Rameder,
A-3343 Hollenstein/Ybbs.
Beides gehört zum Glaubensleben des Christen: Vertiefung und Gebet. Beides sollte man nicht gegeneinander ausspielen. „Betet ohne Unterlass“, fordert der Apostel Paulus (1Thess 5,17), dazu laden die Botschaften aus Medjugorje ein. Dort wird auch in eindrucksvoller Weise Jesus Christus verkündet. Anfang August vor 50.000 Jugendlichen, die vor 60 Beichstühlen anstanden und die Heilige Messe mitfeierten in Anwesenheit von 600 Priestern und des von Papst Franziskus ernannten Apostolischen Visitators Erzbischof Henryk Hoser. Dieser hat unter anderem erklärt: „Medjugorje ist wahrhaft zum Weltmittelpunkt des Gebets und der Bekehrung geworden.“ Mit der Entsendung von Hoser „hat die Kirche die guten Früchte von Medjugorje anerkannt,“ schrieb Kardinal Schönborn den tausenden im August in Medjugorje versammelten Jugendlichen heuer in einer Grußbotschaft.

Berufen zur Heiligkeit
Mich hat der Hinweis von Papst Franziskus auf die Heiligen in seinem jüngsten Schreiben hinwies, an die Geschichte einer buddhistischen Familie erinnert, die schließlich zur Gänze zur katholischen Kirche konvertiert ist. Es begann damit, dass ein fünf­jähriges Mädchen, Tochter dieser Familie im Zimmer ihrer Musiklehrerin, die katholisch war, eine Herz-Jesu-Statue entdeckte. Ihre Äußerung dazu war kurz, aber nachdenklich: Euer Gott ist viel schöner als der Gott meiner Eltern. Nach und nach fand die ganze Familie zum katholischen Glauben, zuletzt auch der Vater, der sich am längsten widersetzte. „Im Grunde ist jeder Heilige der kath. Kirche eine Sendung, ein Entwurf des himmlischen Vaters, um zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte einen Aspekt des Evangeliums widerzuspiegeln und ihm konkrete Gestalt zu verleihen.“ So schreibt der Papst in seinem Schreiben Gaudete et Exsultate. Freilich bleibt der freie Wille des Menschen etwas Unheimliches. „Was wird aus diesem Kinde werden?“ So fragten sich einst nachdenklich die Nachbarn und Verwandten beim Kinderbett des späteren hl. Johannes d. Täufers. Bei einem Kleinkind ist tatsächlich alles offen. Es kann sich zu einem Heiligen entwickeln, freilich aber auch zu einem Verbrecher. Darüber sollten wir tatsächlich oft nachdenken, am besten bei der abendlichen Gewissenserforschung.
P. Leopold Strobl OSB,
A-5152 Michaelbeuern

Ausrüsten für die
letzte Prüfung
In seiner Stellungnahme zur Situation in der Kirche und besonders bezüglich des Vorstoßes der Deutschen Bischofskonferenz zur Interkommunion und der „völlig unverständlichen“ Antwort Roms hat der niederländische Kardinal van Eijk hingewiesen auf eine uns alle betreffende Stelle im Katechismus der Katholischen Kirche: „Vor dem Kommen Christi muss die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird. Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet, wird das ,Mysterium der Bosheit’ enthüllen. Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme… Die Kirche wird nur durch dieses letzte Pascha hindurch, worin sie dem Herrn in Seinem Tod und Seiner Auferstehung folgen wird, in die Herrlichkeit des Reiches eingehen…“ (KKK 675-677) Es ist konsequent, sich mit der Vertiefung unseres katholischen Glaubens für die „letzte Prüfung“ zu rüsten.
Hilde Bayerl, D-81241 München

Eine überholte Lehre?
Heute leben weltweit etwa drei­ßigmal so viele Menschen als zur Zeit Jesu - oder noch 1000 Jahre später; sieben Mal so viele als vor 200 Jahren. Hat es in der Weltgeschichte Hunderttausende von Jahren seit dem ersten Auftreten des Homo sapiens bis zur Erreichung der ersten Milliarde der Weltbevölkerung (die die Fachleute etwa auf das Jahr 1804 datieren) gedauert, so kommt seit 1960 innerhalb von jeweils wenig mehr als nur einem Dutzend (!) Jahren eine weitere Milliarde hinzu. Das Problem betrifft nicht Europa - hier wären wir ohne Zuwanderung sogar leicht rückläufig - aber die Dritte Welt, insbesondere Indien (das mit einem monatlichen Zuwachs von rund einer Million bis jetzt erstaunlich gut zurechtkommt) und Afrika (jedes Monat mit einer Zunahme, die der Einwohnerzahl Kärntens entspricht, daher der - wohl weiter zunehmende - Drang, ins „Gelobte Land“ Europa zu kommen). Kann die ethische Beurteilung von Nachwuchs, Empfängnisverhütung, der sog. Geburtenkontrolle, „Familienplanung“ unter diesen Umständen noch dieselbe sein, als sie es etwa zur Zeit der klassischen christlichen Theologie des Mittelalters (Thomas von Aquin) war?
Dr. Franz Rader, Wien
Die Glaubenslehre ist nie überholt. Sie wendet sich an Christen, die darauf vertrauen, dass der Herr ihnen auch in ihrem Bemühen um eine verantwortete Elternschaft beisteht und die rechten Wege weist. Wie prophetisch Humanae vitae war, zeigen gerade die vielen sexuellen Verirrungen in unseren Tagen.

 

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