Man kann es fast nicht glauben: Im Durchschnitt verbringen Österreicher und Deutsche mehr Zeit mit Medienkonsum als mit Schlafen, nämlich neun Stunden pro Tag! Und für Jugendliche ist das Smartphone, das offene Tor zum Internet, heute unverzichtbar: 97% verfügen über so ein Allround-Gerät, das als Telefon, als Film- und Fotokamera, als Taschenlampe, Notizbuch, Uhr oder Wecker dienen kann…
Die Medien haben unseren Alltag erobert und unser Leben tiefgreifend verändert. Es ist höchste Zeit, innezuhalten und über diese, in vielfältiger Weise ja sehr nützlichen Mittel nachzudenken.
Was ist überhaupt ein Medium? So etwas wie ein Mittler, ein Transporteur von Nachrichten, Informationen, persönlichen Mitteilungen. In großer Vielfalt treten uns diese Informations-Vehikel entgegen: Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen, Plakate, Filme, Videos, Bücher, CDs, Computer, Telefone verschiedenster Art… und natürlich das Internet. 2016 gab es 3,4 Milliarden Internetnutzer weltweit und die Zahl der Webseiten dürfte bei knapp unter einer Milliarde liegen. Ein riesiges, unüberschaubares Angebot von Botschaften jeder Art in der Reichweite von jedermann, der versteht, sich dieser Mittel zu bedienen.
Das hat viele Vorteile und bietet eine Fülle von Möglichkeiten: Wir können in den unterschiedlichsten Bereichen Kenntnisse erwerben, unseren Horizont erweitern. Wertvolle Vorträge werden uns frei Haus geliefert. Das wiederum eröffnet die Möglichkeit, sich in wichtigen Fragen eine Meinung zu bilden, sich zu orientieren. In für uns wichtigen Bereichen können wir uns auf dem aktuellen Stand des Wissens halten. Welche Bereicherung auch für die Sinne: Wunderbare Musik in höchster Perfektion wird da angeboten sowie Bilder und Filme in fast unüberbietbarer Qualität. Freundschaften lassen sich über große Distanzen hinweg pflegen, Hilfsbereitschaft für Notsituationen kann mobilisiert, Mitleid erweckt und Freude geteilt werden…
All das macht die Medien ja so attraktiv und hat ihnen den Siegeszug beschert, der unseren Alltag prägt. Gerade die Faszination, die von diesen Angeboten ausgeht, hat jedoch auch ihre Schattenseiten. Sie gilt es, heute, da wir so im Bann der Medienwelt leben, möglichst klar ins Auge zu fassen. Davon soll daher im Folgenden die Rede sein.
Da ist zunächst die Tatsache, dass die Medienbranche ein mächtiger Wirtschaftsfaktor ist, ein Bereich, in dem kommerzielle Interessen eine enorme Rolle spielen. Denn die traditionellen Medien, Radio und Fernsehen sowie der Print-Sektor haben mit Einbußen, besonders bei der jüngeren Generation, zu kämpfen.
Hier wird um Marktanteile und um Einschaltquoten gerungen, denn es geht darum, ein möglichst großes Stück vom Werbekuchen, einem Milliardengeschäft, zu ergattern. Nur mit Werbung können Zeitungen, der Rundfunk, das Fernsehen, die Zeitschriften (inklusive Online-Ausgaben) überleben. Daher gibt dort die Werbung den Ton an. Ihr werden sogar Aufschlagseiten der Zeitungen geopfert. Auch verwischen sich zunehmend die Grenzen zwischen Werbung und redaktionellem Text, es wird ein inseratenfreundliches Umfeld für Einschaltungen geschaffen und in Film und im Fernsehen Produkte platziert…
Um für Inserenten attraktiv zu sein, gilt es, ein möglichst zahlreiches Publikum anzusprechen. Und das hat Folgen für den Inhalt: Man serviert möglichst leichte Kost, intellektuell nicht zu anspruchsvoll, man zieht die Nachrichten möglichst unterhaltsam und effekthascherisch auf, indem man an Gefühl und Sinnlichkeit appelliert. Aus jeder News wird eine kleine Sensation.
Und so entsteht die Zeitschrift zum Durchblättern – typisch für die Gratiszeitungen in S- und U-Bahn: große Bilder, massive, reißerische Schlagzeilen, wenig Text, viele oft sehr anstößige Inserate und Bilder… Im Rundfunk: Musik, Musik (überall die gleiche), kurze Meldungen – und oft ein geradezu lächerliches Geschwätz… Der Leser, der Hörer meint, am Laufenden zu sein, wird aber tatsächlich nicht ernsthaft informiert. Denn Ausführlicheres erscheint heute fast unzumutbar.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist hervorzuheben: Was uns in den gängigen Print- und elektronischen Medien vorgesetzt wird, ist nicht neutral. Es wird von Journalisten zusammengestellt, die – wie überall – Erfolg haben und Karriere machen wollen. Für sie ist es wichtig, gut bei den Kollegen anzukommen. Und diese sind erstaunlich homogen ausgerichtet. Der Journalist versteht sich primär als Kritiker, und er hat ein Faible für „neue“ Ideen und seine politische Heimat ist überwiegend links und grün angesiedelt. So wählten etwa bei den Wahlen 2009 in Deutschland einer Umfrage zufolge 42% der Journalisten Grün und 24% SPD, eine links-grüne Zwei-Drittel-Mehrheit also. Dementsprechend wählen sie die Themen aus, berichten oder kommentieren sie das Zeitgeschehen und laden ihre Gäste zu Diskussionen ein. Alles jedoch mit dem Flair größter Objektivität…
Dieser Umstand ist von entscheidender Bedeutung. Wer heute Zeitung liest oder Fernsehen schaut, muss diese Tatsache in Erinnerung behalten, um zu verhindern, dass auf subtile Weise Einfluss auf sein Welt- und Menschenbild genommen wird. Selbst kirchliche Medien sind diesbezüglich kritisch zu hinterfragen.
Wie soll man also mit den Medien umgehen? Drei Ansätze scheinen mir wichtig.
Erstes Gebot: Kampf der Informationsflut. Weil wir verführbar und neugierig sind, setzen wir uns leicht einem Übermaß von Medienkonsum aus und beruhigen uns damit, man müsse schließlich am Laufenden sein und am Ball bleiben. So entstehen dann Rituale: Man kommt heim – und dreht den Fernseher, den Computer auf. Man steigt in die U-Bahn ein und holt das Handy hervor, man hat das Smartphone neben sich liegen und reagiert auf jeden Piepser… Und ist man einmal in die Medienwelt eingetaucht, ergibt dann das Eine das Andere: Man schaut sich Programme auf Verdacht an, klickt sich im Computer von einem Link zum nächsten und verbringt Stunden mit Infos, Nachrichten, Filmen, Talk-Shows, die man eigentlich gar nicht im Visier gehabt hatte.
Wenn ich das hier kritisch beleuchte, beschreibe ich durchaus Situationen, in die ich selbst gerate. Und da tut es mir gut, wenn ich mir in Erinnerung rufe: Höchste Zeit abzuschalten! Manchmal muss es meine Frau tun.
Und dann noch etwas: Sich ab und zu Zeit nehmen und die eigenen Gewohnheiten kritisch hinterfragen: Muss ich das alles so genau wissen? Was ist überhaupt hängengeblieben? Tut mir das gut? Was hat mich zuletzt aufgebaut, wirklich gut getan?
Ein zweites Gebot: Kampf der Gleichschaltung. Bedingt durch die Uniformierung des Journalismus und die enorme Medienkonzentration, wird uns zumindest in den Leitmedien ein relativ kleines Spektrum aus der Fülle dessen, was weltweit geschieht, dargeboten. Wir sind daher in Gefahr, alle die gleichen Scheuklappen zu tragen und das für wichtig zu halten, was uns die etablierte Medienwelt vorsetzt.
Gerade als Christen sollten wir gezielt nach Alternativen zur leichten Alltagskost suchen. Gott sei Dank gibt es diese ja. Ich denke an die Fülle von guten Büchern christlicher Autoren – die wir in Vision2000 auch regelmäßig besprechen. Was man interessant gefunden hat, sollte man weiterempfehlen. Ebenso die christlichen Zeitschriften – oder auch nur einzelne Artikel daraus. Und dann die vielen Portale im Internet, die das Geschehen aus dem Blickwinkel des Glaubens beleuchten und unseren Horizont erweitern über jenen Ausschnitt hinaus, den gängigen Massenmedien im Visier haben.
Und das dritte Gebot: Aufarbeiten, statt weiterkonsumieren. Sicher, Medienkonsum darf auch der Unterhaltung dienen, darf uns ablenken von Alltagssorgen… Aber in letzter Konsequenz setzen wir uns doch den Medien aus, um in unserer Persönlichkeitsentwicklung weiterzukommen. Und so bringen auch die vielen Informationen, die wir da laufend aufnehmen, nur dann wirklich Ertrag, wenn wir imstande sind, sie einzuordnen, wenn wir uns bewusst mit ihnen auseinandersetzen, sie auf ihre Bedeutung, ihren Stellenwert überprüfen. Und das erfordert Nachdenken, also Abstand. Es nützt nichts, fort und fort Infos in sich hineinzuschaufeln – einfach so, zur Unterhaltung.
Diese Reflexion gelingt dann, wenn wir im Gespräch in der Familie oder mit Freunden das, was wir so mitbekommen haben, im persönlichen Austausch besprechen und abwägen, durchaus auch in Streitgesprächen. Damit würde in so mancher Familie der Kreis des Schweigens durchbrochen, das sich dann einstellt, wenn sich jeder mit seinem Gerät in ein Eck zurückzieht, sich aus der realen Welt ausklinkt und in virtuelle Räume des Pseudo-Erlebens entflieht.
Es ist höchste Zeit, das Gespräch mit unseren Mitmenschen bewusst zu kultivieren, statt uns an „Likes“ von fernen „Friends“ zu ergötzen.
Und dann gilt es, Zeiten der Stille in den Alltag einzuplanen, Zeiten, in denen wir die Geräte abschalten oder weglegen und den Heiligen Geist bitten, uns beizustehen, um das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, Richtiges vom Falschen, Böses vom Guten… Zeiten, in den wir ruhig werden können mitten in einer Welt, in der man erwartet, dass jeder jederzeit telefonisch erreichbar zu sein hat und jedes SMS oder Mail sofort beantwortet werden müsse.