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Die Kinder stärken – besonders die Mädchen

Artikel drucken Um Kinder vor Pornos zu bewahren

Das Ausmaß des Pornographie-Konsums im Internet hat unvor­stellbare Ausmaße angenommen. Dazu einige kürzlich veröffentlichte Daten: 25 Prozent aller Internet-Anfragen drehen sich um Pornographie, das ent­spricht einer Zahl von 68 Millio­nen täglich! Und es erzeugt einen Umsatz von 12,6 Millionen Euro – ebenfalls täglich. Der größte Porno-Anbieter, berühmte sich, im Durchschnitt habe sich jeder Einwohner der Erde 12 Porno-Videos bei Porn­Hub zu Gemüte geführt. Deutsch­land ist das Land mit dem höchsten Anteil an Anfragen. Schätzungsweise haben rund 40% der Kinder pornographisches Material gesehen. Das Einstiegsalter liegt im Durchschnitt bei elf bis zwölf Jahren .
Hier handelt es sich um ein äußerst bedrohliches Phänomen, mit dem sich Eltern unbedingt auseinandersetzen müssen. Daher bringen wir an dieser Stelle einen Auszug aus dem Interview, das wir im Vor­jahr mit Phil Pöschl, dem Vor­stand von safersurfing, einem Experten auf diesem Gebiet, geführt haben.

Wie kann man Kinder und Jugendliche davor schützen, in die Misere der Pornographie zu geraten?
Phil Pöschl: Man kann sehr wohl etwas machen – es ist wichtig, das zu wissen. Eltern sind oft verzweifelt, meinen, man könne nichts tun, denn wenn schon nicht zu Hause, so schauen sich die Kinder all das eben bei den Nachbarn, in der Schule an… Dennoch: Man beginne zu Hause. Dort alles sicher machen: Die Computer, die Geräte daheim mit einer gescheiten Software ausstatten, die Pornographie blockieren kann. Das geht auch für Smartphones, Laptops…

Wie kommt man aber zu solchen Hilfen?
Pöschl: Wir beraten siehe: www.safersurfing.org im Internet. Da kann man sich informieren. Dort findet man entsprechende Software, aber auch Berichte von Eltern, wie es ihnen mit ihren Kindern ergangen ist, was man alles tun kann.

Ist das die Lösung?
Pöschl: Nur ein Teil. Ganz wichtig: Mit den Kindern über Sexualität zu reden – immer altersentsprechend, sensibel, früh anfangen…

Was heißt früh?
Pöschl: Es beginnt beim Windelwechseln, die Dinge beim Namen nennen, nichts übertreiben, auf Anfragen der Kinder normal antworten. Wenn sie mit drei wissen wollen, woher die Babys kommen, nicht den Storch bemühen, sondern sagen, wie es ist, ohne Details, die Kinder schalten meist eh schnell ab.

Also auf Fragen adäquat reagieren?
Pöschl: Absolut. Aber auch aktiv ansprechen – und zwar relativ früh. Damit ich es bin, der mein Kind aufklärt, und nicht die Porno-Industrie. Christliche Eltern müssen sich dieser Herausforderung stellen. Von politischer Seite gibt es Bemühungen, dies den Eltern abzunehmen, etwa in der Schule. Viele Eltern sind darüber froh – aber zu Unrecht. Sexualaufklärung ist Sache der Eltern – und dann kommt Lichtjahre nichts…
Was ich in Schulen erlebe von Organisationen, die dort unterwegs sind – ich bin schockiert, was da an Sexualunterricht abläuft. Lehrer dürfen in der Klasse nicht anwesend sein, Kinder werden eingeschüchtert, nichts zu sagen… Aber zurück zur Frage, wie man Kinder schützt: Ich kann sie also selbst aufklären, sie stärken, auch das Thema Pornographie ansprechen. Dann gibt es Gelegenheiten, wie etwa, dass man auf der Straße eher spärlich bekleidete Frauen sieht und das Kind darauf anspricht, wie es das empfinde. Wichtig ist auseinanderzuhalten: Sexualität und Pornographie. Das Eine ist real und sehr schön, das Andere virtuell, unecht, häss­lich und kann den Menschen nicht erfüllen.
Im Jugendalter kann man dann auch – ohne auf Details einzugehen – besprechen, wie es im Pornobereich zugeht: dass Frauen das meist nicht freiwillig tun, fast durchwegs unter Alkohol und Drogen stehen, dass sie die Männer hassen und, was da abläuft, dass sie Angst haben, krank zu werden… Der Mensch wird dort wie eine Ware behandelt – und genau das ist menschenunwürdig. Denn der Mensch ist Geschöpf Gottes.
Ein Priester hat zu dem Thema einmal gesagt: „Der Mensch wurde geschaffen, um geliebt, die Dinge, um verwendet zu werden. In unserer Gesellschaft ist es umgekehrt: Wir lieben die Dinge, das Smartphone, den Hamburger, mein cooles Outfit – und verwenden, gebrauchen den Menschen.“

Wie kann man Kinder stärken, damit sie standhalten, wenn rundherum Pornos geschaut werden?
Pöschl: Es ist schwierig, weil Porno- und Spielindustrie aggressiv werben. Dennoch muss ich nicht resignieren. Da ist es wichtig, dem Kind bewusst zu machen, wie kostbar es ist. Besonders den Mädels muss man das vermitteln. Sehen sie Pornos, ist ihre Reaktion meist: Das ist Sexualität – das muss ich über mich ergehen lassen – nein! Man muss sie stärken, nein sagen zu können. Wichtig ist, von ihrer Schönheit zu sprechen. Ein Appell besonders an die Väter, sie auf ihre innere Würde aufmerksam zu machen. In unserer Familie gehen wir immer wieder mal zu einem organisierten Vater-Sohn– oder einem Mutter-Tochter-Wochenende – zusätzlich zu der Zeit, die wir auch sonst miteinander verbringen: ein herzliches Zusammensein, das die Kinder bestärkt. Und dann gilt es auch, diese Themen in der Familie anzusprechen – ohne Peinlichkeit. Man muss Licht in diese Dunkelheit bringen, damit sie weicht.
Auszug aus dem Interview in Vision 6/17. Weitere Infos auf: www.safersurfing.org

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