Der 2016 verstorbene spanische Journalist José Miguel Cejas erzählt in diesem Buch 40 spannende Geschichten persönlicher Umkehr aus den nordischen Staaten Europas, die einen tiefen Einblick in die religiöse Situation Skandinaviens geben.
Der Autor reiste dazu nach der Jahrtausendwende mehrmals durch Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Island, um sich mit Menschen unterschiedlichster Berufe und Gesellschaftsschichten zu treffen. Alle diese Christen, ob Katholiken, Protestanten oder Orthodoxe, haben die Bahnen des „Mainstreams“ verlassen und leben ihr Christsein auf eine sehr authentische Weise.
Der Autor nennt sie „Dissidenten“, weil sie ein alternatives Leben jenseits der gesellschaftlichen Trends führen und oftmals gegen den Strom der Mehrheitsmeinung schwimmen. Cejas sprach mit Bischöfen, Priestern, Philosophen, Ärzten, Historikern und gewöhnlichen Jugendlichen.
An den Beginn seines Buches stellt der Autor das beeindruckende Zeugnis der vier Märtyrer von Lübeck, von denen drei katholische Kapläne und einer evangelischer Pastor waren. In ihrem Widerstand gegen das gottlose Nazi-Regime stehen sie stellvertretend für die „Ökumene des Blutes“.
Unter den 40 Porträtierten in dem Buch finden sich interessante Konversionsgeschichten, wie die des Finnen Teemu Sippo, der aus einer lutherischen Familie stammte und mit 19 Jahren in die katholische Kirche eintrat. Er war der erste Finne nach der Reformation, der katholischer Priester wurde. Heute ist Sippo Bischof von Helsinki, einer flächenmäßig großen Diözese, zu der ganz Finnland gehört.
Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis gibt Kardinal Anders Arborelius, der Bischof von Stockholm ist. Auch er wurde in einer lutherischen Kirche getauft. In jungen Jahren spürte er den tiefen Wunsch, katholischer Priester zu werden, ohne genau zu wissen, wie das gehen sollte. Arborelius fand in der Spiritualität des Karmel die Antwort auf die Sehnsucht seines Herzens.
Er wollte wie die heilige Therese von Lisieux als katholischer Priester „im Herzen der Kirche Liebe sein“. 1998 wurde der Karmelit überraschend zum Bischof von Stockholm ernannt. So wie der Finne Sippo war Arborelius der erste schwedische katholische Bischof seit der Reformation. Am Ende seines Lebenszeugnisses spricht Kardinal Arborelius von „Unserer Lieben Frau von Schweden“, die man in einigen Liedern auch „Königin des Nordens“ nennt.
Arborelius, der von einer großen Marien-Nostalgie in Schweden spricht, ist überzeugt, dass Maria nach einem langen Winter einen geistlichen Frühling für sein Land herbeiführen kann.
Um diesen geistlichen Frühling für Schweden und ganz Skandinavien vorzubereiten, bemühen sich einige junge katholische Gemeinschaften und Bewegungen wie das „Neokatechumenat“ oder das „Opus Dei“, von denen Vertreter in dem Buch Zeugnis ablegen. So erzählt Oskari, ein junger Finne, dessen Mutter eine bekannte Regisseurin und Drehbuchautorin ist, wie er als Lutheraner seine Berufung fand, die ihn schließlich in diese Gemeinschaft führte.
Neben Missionaren kommen in dem Buch auch ganz gewöhnliche Jugendliche wie der Rapper Joonatan oder der Vietnamese Phi, dessen Eltern Buddhisten waren, zu Wort.
So entsteht ein interessanter und spannender Bilderbogen, der von Menschen, die außergewöhnliche Bekehrungen erlebten bis hin zu Männern und Frauen, die im gewöhnlichen Alltag ihren Dienst mit außergewöhnlicher Liebe tun, reicht.
In Ländern, in denen der Protestantismus oftmals nicht viel mehr als kulturelle Identität vermittelt und dessen Einwohner sich normalerweise sehr schwer tun über ihren Glauben zu sprechen, besitzen Zeugnisse wie diese eine große Strahlkraft. Die in dem Buch vorgestellten Lebensgeschichten sind wie ein warmer, erfrischender Wind, der aus dem Norden Europas kommt und der alten und müden Kirche im Herzen Europas Mut und Zuversicht geben kann.
Warmer Nordwind. Von José Miguel Cejas, Fe-Medienverlag, 348 Seiten, 26 Farbfotos, 10,30€
Warmer Nordwind, José Miguel Cejas, Fe-Medienverlag, Preis: EUR 10,30