VISION 20006/2018
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Christus war das Zentrum

Artikel drucken Der Familienkongress 1988, die Wiege von Vision2000

Den 12. Internationalen Familienkongress kann man als Wiege unserer Zeitschrift bezeichnen. Sie wurde vom Geist des Kongresses stark beeinflusst. Daher bietet sich ein Rückblick auf den Geist dieses Geschehens an. Im Folgenden ein Gespräch mit dessen Organisator, der gleichzeitig treuer Begleiter von Vision2000 ist.

30 Jahre nach dem 12. Internationalen Familienkongress in Wien – damals entstand ja Vision2000 – wie würdest Du heute als für die Organisation des Kongresses Verantwortlicher den Kongress und seine Folgewirkung sehen?
Joseph Doblhoff: Wenn ich heute 30 Jahre später den Kongress in seiner Gesamtheit betrachte, dann darf ich die Frage stellen: War es ein Werk und Wirken Gottes, haben wir erreicht, was wir im Herzen und als Leitmotiv vorangestellt hatten? Wir wollten auf viele Fragen der Zeit in Kirche, Staat und Gesellschaft Antworten suchen, besonders als Unterstützung und Begleitung von Jugendlichen und Familien im Blick auf ein Leben aus der Botschaft Christi in unserer Zeit.

Woran kann man erkennen, dass diese große Veranstaltung  ein Werk Gottes war?
Doblhoff: Diese Frage kann man, wenn überhaupt, in aller Bescheidenheit nur aus einem Blick auf das Ergebnis des Kongresses beantworten: Zuallererst muss man wissen, dass der Kongress in allen seinen Bereichen, Façetten und Organisationsteilen von Personen getragen, organisiert und schließlich zu einem guten Erfolg geführt wurde, weil jeder ohne Ausnahme nur das gemacht hat, wozu er eingeladen wurde und wozu er sich aus seinem Glauben an Christus heraus bewegt sah. Alle - das waren rund 400 Freiwillige, von der Präsidentin bis zu den Helfern in den zwölf Organisationsbereichen – haben vier Tage hindurch über 5.000 Teilnehmer und außerdem 1.200 Kinder betreut, verpflegt, begleitet, unterstützt, Fragen beantwortend und betend den ganzen Kongress getragen.
Schließlich war nach Abschluss des Kongresses auch noch die fehlende Ausfinanzierung wie durch ein Wunder geschehen. Kardinal Groer hat damals in einem persönlichen Brief an einen großen Förderer der weltweiten Evangelisation in Holland mit der Bitte um finanzielle Hilfe geschrieben, und das Stifterehepaar dieser katholischen Stiftung hat diese letzte große Lücke geschlossen. Ihr Argument war, der Kirche in Österreich zu helfen und allen, die mitgemacht hatten, eine große Last zu nehmen in Anbetracht der Tatsache, dass der ganze Kongress ein großes Zeugnis für Christus als Mittelpunkt des Lebens war. Sie waren zutiefst berührt davon, dass während des ganzen Kongresses Christus im Allerheiligsten in einer eigens eingerichteten Kapelle im Kongresszentrum den ganzen Tag über ausgesetzt war und gleichzeitig acht Priester für Beichte und Aussprache zur Verfügung standen.

Was kannst Du als Früchte sehen, an denen Du zu erkennen glaubst, dass es sich um ein Wirken Gottes gehandelt hat?
Doblhoff: Die Werke Gottes können wir nie in ihrer Gesamtheit erkennen, weil sie die ganze Welt miteinbeziehen. Aber wir können mit Seiner Hilfe und der Unterscheidung durch den Heiligen Geist das als Sein Wirken mit uns selbst erahnen. So ist für mich das Entstehen der Vision 2000 so ein Werk Gottes. Du und Deine Frau Alexa haben diese Aufgabe, wenn man das Ergebnis eurer Entscheidung, diese Zeitschrift für Christen in unserer Zeit zu machen, heute betrachtet, als Berufung angenommen. Und wir alle, die wir so regelmäßig über das Jahr mit dem Wort der Unterscheidung und der Betrachtung aus diesem Medium informiert und gestärkt werden, dürfen das Wirken Gottes für uns persönlich daraus erfahren.
Gleiches gilt für eine weitere Frucht des Kongresses: Jugendliche Mitarbeiter des Kongresses haben im Anschluss daran über 1.000 Jugendliche aus Österreich und umliegenden Ländern des ehemaligen Ostblocks in zehn Bussen nach Santiago de Compostella zum Jugendtreffen mit Papst Johannes Paul II. geführt. Daraus haben sich in der Folge Gebetskreise und geistliche Bewegungen entwickelt, die heute in der Kirche lebendige Impulse geistlichen Lebens sind.
Kannst Du etwas über die Mitwirkung der Kirche an dem Kongressgeschehen und über die Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen sagen?
Doblhoff: Viele Priester haben an dem Geschehen als Personen mitgewirkt. Aber aus Gründen der Offenheit für alle interessierten Menschen – auch über Grenzen von Kirche und Staat hinaus – hatten wir beschlossen, den Kongress ganz losgelöst von institutionellen Bindungen zu organisieren. Die Kirche stand in großen Auseinandersetzungen über eines der  wichtigsten Dokumente der Theologie der Familie: Humanae Vitae. Wir wollten die Botschaft des Kongresses auch in diesem Lichte hinaustragen und haben bewusst vermieden, in innerkirchliche Auseinandersetzungen einbezogen zu werden.
Staatlicherseits hatten wir die damalige Familienministerin eingeladen, ein Schlusswort an den Kongress zu richten. Ministerin Fleming hat in besonderer Weise darauf hingewiesen, dass es keiner Partei oder säkularen Organisation zu dieser Zeit gelingen würde, so viele Menschen zu einem so entscheidenden Thema zusammen zu bringen.

Mutter Teresa war die Schutzpatronin der Internationalen Familienkongresse, so auch des Kongresses in Wien. Welche Bedeutung und Wirkung hatte diese Patronanz?
Doblhoff: Mercedes Wilson aus Guatemala hat sich schon als sehr junge Frau und Mutter für den Schutz des Lebens eingesetzt und Mutter Teresa Mitte der 1970er-Jahre eingeladen, in Guatemala einen Kongress zum Thema Familie zu begleiten. Das war der 1. Internationale Familienkongress. Meine Frau und ich sowie mehrere Personen aus Österreich haben den 11. Kongress 1986 in Paris besucht, wo dann auch der Funke zu uns ins Land übergesprungen ist. Dort war Christus die Mitte des Geschehens und für uns die wichtigste Inspiration, um dann Mutter Teresa zu bitten, den Kongress in Wien ebenfalls als Patronin zu beschirmen. Bei unserem Kongress war Mutter Teresa sicher der Mittelpunkt des Interesses für die breite Öffentlichkeit, mit der Folge, dass in hunderten Medienberichten im In- und Ausland über die Themen des Kongresses berichtet wurde und schließlich ihr Auftritt auch das erste Portrait von Alexa in der ersten Nummer der Vision2000 war.
Diese erste Nummer wurde während des Kongresses in einem eigens eingerichteten Studio im Kongresszentrum erstellt. 10.000 Stück war die erste Auflage, die bereits am Ende des Kongresses beim Ausgang des Konferenzzentrums verteilt wurde. Heute hat Vision2000 eine Auflage von ca. 22.500 Stück, die in Österreich, Deutschland, Schweiz, vielen Ländern Europas und sogar in Übersee Menschen in ihren Lebenssituationen eine Begleitung und Stärkung auf dem Weg eines christlichen Lebens geben will.
Dies gelingt auch deshalb, weil jene, die darin schreiben und die Administration machen, für Got­teslohn arbeiten und die tausenden Spender für ihre Verbreitung sorgen. So ist uns aus meiner Sicht ein Werk Gottes als Frucht des Familienkongresses im Jahr 1988 in Wien geschenkt worden.
Das Gespräch führte CG.

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