Kann man heute über die Kirche sprechen, ohne das Thema Missbrauch anzusprechen? Es ist in aller Munde. Soweit ich mich zurück erinnere, habe ich keine Zeit erlebt, in der die katholische Kirche so massiv unter Beschuss stand – von innen und von außen. Die weltweit bekannt gewordenen Fälle von Missbrauch durch Priester, ja Bischöfe, die verbreitete Praxis, diese Vergehen unter den Teppich zu kehren, das mangelnde Verständnis für die Leiden der Opfer geben Anlass zur Kritik – zurecht.
Nur haben viele diese Kritik überzogen, zu einem Instrument der Demontage der Kirche umfunktioniert. Die uralte Debatte um die „heißen Eisen“ (Frauenordination, Zölibat, Aufwertung der Homosexualität, Autonomie des Gewissens…) wird neu angeheizt. Die Kirche müsse sich endlich von ihren veralteten Strukturen verabschieden und für die Moderne öffnen, heißt es.
Auf diesem Hintergrund haben wir diesen Schwerpunkt konzipiert. Wir wollen zeigen, dass dieses schwerwiegende, sündhafte Versagen einzelner Amtsträger kein Grund ist, am Amtsverständnis und an der Lehre der Kirche – beide sind auf Jesus zurückzuführen und haben sich in den Jahrtausenden seither bewährt – herumzubasteln und dem Zeitgeist anzupassen.
Vielmehr geht es darum, den Wegweisungen des Herrn mit offenem Herzen zu folgen, sie im eigenen Leben umzusetzen und sie anderen attraktiv nahezubringen. Dann kann man auch die Jugend ansprechen, sie für Jesus Christus begeistern und für ein Leben in dessen Nachfolge gewinnen, wie die Beispiele auf den folgenden Seiten bezeugen. Und vom Vorbild glaubwürdig gelebten Priestertums lassen sich auch heute Männer Wege weisen und für die Nachfolge Christi als zölibatär lebender Priester begeistern.
Nicht neue Strukturen braucht die Kirche, sondern glaubwürdige Zeugen für Christus.