Zum 28. Mal findet heuer das Jugendtreffen in Pöllau statt, eine Veranstaltung, bei der mittlerweile Generationen von Jugendlichen zum Glauben gefunden haben. Gespräch mit einem Priester, der von Anfang an dabei war.
Sie sind Pfarrer in Pöllau und Pöllauberg. Seit wann gibt es das Jugendtreffen in Pöllau?
Pfarrer Roger Ibounigg: 1992 fand das erste Treffen statt. Ich bin nun das 28. Mal dabei und habe kein einziges Treffen versäumt. Ja, da merkt man, dass man nicht jünger wird.
Es wird also auch das 28. Mal nicht fad?
Ibounigg: Fad kann’s nicht werden. Man ist wirklich im Ausnahmezustand für eine Woche. Ich muss sagen, diese Woche ist die anstrengendste im ganzen Jahr.
Was ist so anstrengend?
Ibounigg: Anstrengend, aber im guten Sinn. Man weiß, wofür man Priester ist, man weiß, wofür man lebt, und anstrengend ist es auch, weil jede solche Veranstaltung wie ein ‚Gebären’ ist. Du spürst die Geburtswehen von den vielen Leuten mit ihren Fragen, ihrem Suchen und ihren Problemen, die sie mitbringen. Und nebenbei, wenn man dann am Ort auch noch Pfarrer ist, dann weiß man viele Schlüssel und Türen, kennt Firmen und Handwerker. Viel kleine „Feuerwehreinsätze“ gilt es zu erledigen.
Was berührt Sie am Treffen, was treibt Sie an?
Ibounigg: Was mich persönlich berührt, ist, dass es möglich ist, dass Jugendliche ihre Zeit hier verbringen, um einzutauchen in Gott, dass sie immer tiefer bereit werden, im Reich Gottes zu wirken, und es ist oft überraschend, wenn einige Jahre später jemand als Priester oder mit einem Ordensgewand wiederkehrt, oder Jugendliche, die beim anschließenden Familientreffen wieder auftauchen, zuerst mit einem, dann mit zwei, drei oder mehr Kindern. Und das ist so schön, es ist auch eine ganze Reihe von Jugendlichen da, deren Eltern bereits hier am Jugendtreffen waren und die jetzt öfters zum Familientreffen kommen! Das zu sehen, ist faszinierend, und es gibt mir viel Kraft, wenn ich einfach diese Früchte sehen darf. Es ist ja so: Wenn man Pfarrer von zwei Pfarren im Pöllauer Tal mit 8000 Leuten ist, gibt es sehr viel zu tun. Wo andere Priester einen ruhigeren Sommer genießen, da kommt für mich erst der Höhepunkt im Juli. Aber wie gesagt: Man hat dann die Kraft, wenn man die Freude hat. Und das ist ja auch mein Primizspruch: „Die Freude am Herrn ist eure Stärke“. Das spüre ich in diesen Tagen immer wieder neu.
Sie sind 1990 zum Priester geweiht worden. Wie haben Sie Ihre Berufung gespürt?
Ibounigg: Ich kann das gar nicht mehr genau festmachen, aber in meinem Herzen war etwas da, das mich spüren ließ, dass etwas fehlt. Ich habe es nicht benennen können. Ich bin am Sonntag kaum mehr in die Kirche gegangen, habe mich in Religion in der Schule sogar ein Jahr lang abgemeldet und habe mich nicht firmen lassen. Ich war dabei, Abschied zu nehmen von der Kirche, langsam und unmerklich. Und dann ist ein neuer Kaplan in meine Heimatpfarre in Graz-Straßgang gekommen, und dieser Kaplan hat die Jugend angelockt. Von Ferne habe ich mir das angeschaut und eine Sehnsucht bekommen, dazuzugehören. Jemand hat mich dann zur Jugendgruppe eingeladen. Dabei kam mir spontan der Gedanke: „Du musst zuerst gefirmt werden!“ Ich bin dann zu diesem Priester hin - viele werden ihn kennen: ein gewisser Konrad Sterninger - und habe zu ihm gesagt: „Ich möchte gefirmt werden!“ Er war ganz erstaunt, dass ich da komme. Und dann bin ich eben gefirmt worden. Die Vorbereitung war ein charismatisches Glaubensseminar 1980 in Salzburg. Dann startete unser Jugendgebetskreis in meiner Heimatpfarre Graz-Straßgang. Und irgendwann ist die Frage gekommen: Wenn das Geschenk des Glaubens so groß ist, und so wenige davon wissen, wo gibt es jemanden, der das weitergibt? Und ich habe mich links und rechts umgeschaut, keinen gesehen, und dann bin ich draufgekommen: „Du bist gemeint!“ Nach einigem inneren Ringen, hat mir der Herr die Gnade geschenkt, zu sagen: „Ja, ich möchte Priester werden!“ Also ich staune heute noch, dass das möglich war. Und ich bin überzeugt, dass irgendwelche Leute - vielleicht waren sie alt und krank - gebetet haben, die vielleicht gesagt haben: „Die Gebete nutzen nichts!“ - bei mir sind sie aufgetaucht, bei mir haben sie gewirkt.
Und wie ging es weiter?
Ibounigg: 1990 bin ich im Grazer Dom geweiht worden und am selben Tag noch sagte der Bischof: „Du gehst nach Pöllau!“ Ich dachte mir: „Klingt nicht schlecht“. Und ich traf einen lieben Pfarrer als Chef, der damals sehr viel Verständnis für seinen Jugendkaplan hatte. Bei einem Mittagessen sagte er mir: „Du, schau Dir einmal da draußen den Schlosspark neben der Kirche an, das wäre was für ein Jugendtreffen.“ Das war prophetisch!
Das war also der Zündfunke?
Ibounigg: Ja, das sind lauter Fügungen, das kann nur der Herr. Sofort habe ich begonnen, mit dem Rosenkranz rund um den Park zu gehen und das Gelände gleichsam geistlich zu besetzen. Zum ersten Jugendtreffen 1992 kamen 100 Leute. Der Ablauf war ungefähr der, wie er heute noch ist. Der schnelle Start war nur deswegen möglich, weil mindestens zehn Jahre in Graz-Straßgang „vorgeheizt“ wurde: Gebetskreise, Weltjugendtreffen, viele Wallfahrten durch Europa mit Kaplan Sterninger. Darum war ein Stab von Mitarbeitern da, die wirklich für Jesus gebrannt haben. Sonst hätte so etwas nicht so rasch beginnen können. Im Kern des Teams waren einige Priester. Das gab dem Treffen die starke Prägung durch die Eucharistie und die Beichte. Allein wäre dies niemals möglich gewesen.
Das heißt, nur Brennende können ein Feuer entzünden, oder?
Ibounigg: Ja, genau. Augustinus hat gesagt: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen“. Eine ganze Gruppe von uns war damals im Evangelisationszentrum Maihingen in Deutschland. Sie haben sofort gesagt: „Wir kommen mit einem Theaterstück zu euch!“ Alles so eine Fügung des Himmels, eine einzige Fügung. Ich staune heute noch, dass es so aufgeblüht ist, dass aus der Blüte des Jugendtreffens eine noch viel größere hervorgewachsen ist: das Familientreffen! Dazu haben sich heuer 1200 Leute angemeldet. Das haben wir alles nicht geplant, das kann man auch selber nicht machen. Wir haben einige Jahre nach dem Jugendtreffen probiert, das Familientreffen selber auf die Beine zu stellen. Das ist uns nur einmal, eineinhalb Mal gelungen, und da haben wir gewusst, das schaffen wir nicht, das müssen die Familien selber machen. 10 Jahre darauf hat es dann mit Familie Schmalzbauer begonnen.
Überarbeitetes Interview in
Radio Maria 2018
Jugendtreffen 2019
Thema: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“
Freundschaft, Feiern, Beten, Sport, Natur, Workshops, Lobpreis, Musik, Vorträge…mit Bischof Wilhelm Krautwaschl, P. Paulus M. Tautz, P. Bernhard Vošicky, P. Leo Maasburg, Brüder aus St. Martin (Frankreich), Ania Goledzinowska und hunderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Zeit: 9. bis 14. Juli 2019
Frühbucherbonus bis 15. Juni
Info & Anmeldung:
0677/62425646,
info@jugendtreffen.at
www.jugendtreffen.at