Seit mehreren Jahren finden Einkehr-Wochenenden für Ehemänner in Seckau statt. Das folgende Zeugnis zeigt, wie dankbar eine Verkündigung angenommen wird, die sich klar zur Lehre der Kirche bekennt – und wie fruchtbar sie für das Leben der Teilnehmer wird.
Ich habe das große Glück, jetzt schon einige Jahre an Ehemännerwochenenden teilnehmen zu dürfen, die von Robert Schmalzbauer, Leiter der Initiative Christliche Familie, organisiert werden. Für mich sind diese Wochenenden, ohne Übertreibung, zu spirituellen „Jahres-Highlights“ geworden. Persönlichkeiten wie P. Leo Liedermann aus Seckau, P. Leo Maasburg, Wegbegleiter der hl. Mutter Teresa, Pfarrer Wilfried Abel, Spiritual in Heiligenkreuz oder P. Luc von den Johannesbrüdern erschließen uns lebendig das Wort Gottes. Gemeinsam mit Vätern aus allen Winkeln Österreichs – mittlerweile über 70 an der Zahl – bilden wir in diesen drei Tagen eine unverrückbare Glaubensgemeinschaft.
Der Hunger nach der Wahrheit, die Jesus Christus ist, die Möglichkeit, die „Glaubensbatterien“ aufzuladen und durch Gebet, Eucharistiefeier, Katechesen, Lobpreis und Glaubenszeugnisse unser Leben praxistauglich zu halten, sind das Band, das uns verbindet. Gemeinschaft, Austausch, freundschaftliche Begegnungen werden darüber hinaus bei Wein, Selchfleisch, selbstgebackenem Brot und köstlichen Käsesorten ausgiebig gepflegt. Was ich von den letzten Jahren ganz besonders mitnehme, ist die freundliche Einladung, meinen inneren Kompass ganz auf den Herrn auszurichten. Wann immer ich einen Blick in meinen „Lebensrückspiegel“ werfe, erkenne ich, dass ich noch nie enttäuscht wurde, wenn ich Gott in allen Lebenslagen vertraut habe. Zugegeben, das ist nicht immer ganz einfach. Aber aus der Entfernung betrachtet, kann ich es immer bestätigen.
Es ist ein Zeugnis für sich, wenn wir Männer uns in der Gnadenkapelle versammeln und gemeinsam in das Rosenkranzgebet einstimmen. An der Seite Mariens in einen das Leben Jesu betrachtenden Gebetsrhythmus einzutauchen, tut der Seele gut. Dieses Gebet ist in der Zwischenzeit mein Lieblingsgebet geworden. Ich habe es immer bei mir, kann es jederzeit betrachten: bei der Autofahrt, zu Hause mit der Familie, zur Überbrückung von Wartezeiten, in der Kirche.
Ein weiterer Vorschlag der Einkehrtage lautet: „Vom Eigenwillen und von allem, was nicht Gott ist, leer zu werden, um alles von Ihm empfangen zu können.“ Nicht ganz einfach, klein, schwach und armselig zu werden, wissend, dass wir Männer gewohnt sind, die „Heimwerkermütze“ aufzusetzen, um für alles und jeden eine Lösung zu finden. Es ist aufbauend zu hören, dass wir nicht aus Leistung, sondern aus Gnade leben. Noch spannender wird es, wenn wir uns den in den Glaubenstagen gelehrten Satz verinnerlichen: „Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenen.“ Denken wir nur an die zunächst armselig wirkenden Apostel. Oder an uns selber?
Eine richtungsweisende Erkenntnis, die ich in mein Leben mitnehme, ist das Wirken des Heiligen Geistes: Nicht der Machtmissbrauch, wie fälschlich in den Medien verkündet, ist die DNA (Träger der Erbinformation bei allen Lebewesen) der heiligen, katholischen Kirche, sondern der Heilige Geist. Damit wurde für mich eine Kernaussage getätigt, die sitzt und gleichzeitig wachrüttelt. Ohne den Heiligen Geist können wir nichts und sind wir nichts. Aber mit Ihm können wir Berge versetzen! Er ist wie der Sauerstoff, den wir zum Leben brauchen. Wir müssen nur eine Beziehung zu Ihm aufbauen und das Wort Gottes lesen. Er ist vergleichbar mit einem Detektiv, der das Verborgene, auch Schambehaftete, ans Tageslicht bringt, um uns zu unserer Würde hin zu befreien. Er wirkt wie ein Restaurator, der vorsichtig alle unsere übermalten und entstellten Bereiche Schicht für Schicht freilegt, um das ursprüngliche Original zum Vorschein zu bringen. Danke für diese Erkenntnis!
Als Mann unserer Zeit ein Leben aus dem Glauben zu führen, heißt für mich, mein Profil zu schärfen. Das gelingt nur, wenn ich meine Gedanken, Worte, Werke und Unterlassungen laufend hinterfrage. Enttarnte Verhaltensauffälligkeiten, die mich von Gott wegführen, gehören durch die Beichte ausradiert, für immer. Mindestens einmal im Monat, ohne Wenn und Aber. Das verlangt Mut, viel Mut, aber mutig sind wir Männer doch, oder?
Eine tiefe, aber auch umso erschütterndere Erkenntnis, die ich in den letzten Jahren gewonnen habe, und die mich beschäftigt, ist die Tatsache, das erste Gebot vernachlässigt zu haben: „Gott zu lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, mit all meinem Denken und all meiner Kraft.“ Nicht nur in den guten Zeiten, sondern auch während der Tage der Läuterung im Feuerofen. Gott will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden. Nur wenn ich zu meiner ersten Liebe zurückkehre, kann ich meiner Ehefrau Sylvia ein guter Ehemann und meinen Kindern Niclas und Marcus ein guter Vater sein.
Der Heilige Franziskus hatte nur eine einzige Leidenschaft: „Ich muss mich bekehren und nach dem Evangelium leben.“ Was für ein weltumspannender Aufbruch, welche großartige Erneuerung innerhalb der katholischen Kirche damals! Mich täglich ehrlich zu bekehren, kann heute mein bescheidener Beitrag zur Erneuerung der Kirche sein.
Die romanische Kreuzigungsgruppe in der Basilika Seckau lädt ein, in das Geschehen einzutauchen. An der Seite Mariens erkenne ich, wie Jesus mich vom Kreuz entgegen liebt. Hier wird mir bewusst, dass Jesus für mich bestraft wurde, damit mir vergeben wird, hier starb Jesus auch meinen Tod, damit ich lebe, hier wurde Jesus zum Spott, damit ich Seinen Segen empfangen kann. Hier und nur hier am Kreuz ist der Ort meiner Errettung. Hier wird mir bewusst, dass ich meinem eigenen Ich und meinem Egoismus sterben und leer werden muss. Ein lebenslanger Prozess…
Ein schöner und schwieriger Auftrag, der uns Ehemännern und Vätern in den letzten Jahren ins Stammbuch geschrieben wurde, lautet: „Der Mann soll Gott repräsentieren, darf aber nicht Gott spielen wollen.“ Das ist die Übung für zu Hause. Den Satz mitnehmen und so lange kauen bis er süß wird! Man(n) muss ihn ja nicht gleich seiner Ehefrau verraten, die sich allerdings über Glaubensimpulse freut, die ich mit nach Hause bringe und die wir im regen Austausch teilen. Das zieht sogar weitere Kreise und wird auch in der Mütterrunde gern aufgenommen.