In einer zunehmend glaubenslosen Zeit nimmt die Zahl jener zu, die überzeugt sind, mit dem Tod sei alles aus. Als Christen trägt uns die Überzeugung, dass diese Sichtweise falsch ist. Denn Jesus Christus ist gestorben und auferstanden, in einer neuen Existenzweise Seinen Jüngern erschienen. Aber auch das glaubt heute kaum noch jemand.
In dieser rein diesseitsorientierten Welt könnten Nahtoderfahrungen eine Hilfe sein, ernsthaft über das ewige Leben des Menschen nachzudenken. „Seit nun vierzig Jahren gibt es ein wichtiges Zeichen, das ist das Zeugnis derjenigen, die, so scheint es, einen Fuß ins Jenseits gesetzt haben und in extremis zurückgekehrt sind,“ schreibt der Erzbischof von Paris Michel Aupetit in der Einleitung des Buches Beeindruckende Nahtoderfahrungen – Zeichen des Himmels. Sein Autor, Patrick Theillier, ist Garant dafür, dass sich das Buch nicht in esoterische Schwärmerei verliert, sondern dass darin gut dokumentiert, präzise argumentiert und das Phänomen aus christlicher Sicht beleuchtet wird. Theillier (Portrait 3/08) war als Arzt elf Jahre lang Leiter des Medizinischen Büros in Lourdes, dessen Aufgabe es ist, medizinisch unerklärliche Heilungen zu untersuchen.
Solche Nahtoderfahrungen habe es immer schon gegeben, liest man, sie mehren sich aber dank der medizinischen Fortschritte bei der Wiederbelebung und sie wurden mittlerweile auch systematisch erfasst und untersucht. Die Zahl der Betroffenen liegt in Millionenhöhe.
Welche Erfahrungen sind – trotz aller persönlichen Unterschiede – typisch? Theillier unterscheidet neun Phasen: Das Verlassen des Körpers, die Veränderung des Körperzustands, das Passieren eines Tunnels, die Begegnung mit anderen „Personen“, die Begegnung mit einem „Lichtwesen“, die Lebensrückschau, das Gefühl des Friedens und der Ruhe, die Rückkehr in den Körper und schließlich die Auswirkungen auf das Leben danach. „Die Nahtoderfahrenen haben ab diesem Zeitpunkt eine ganz andere Einstellung zum Tod, sie stellen die Nächstenliebe in den Vordergrund und versichern jedem, der es hören will, dass das Leben nicht im Augenblick des Todes endet und dass es danach herrlich sein wird,“ hält Theillier die Eindrücke der Mehrzahl fest.
Allerdings gebe es auch furchterregende Nahtoderfahrungen, liest man. Ausführlich geschildert wird dazu die Erfahrung von Gloria Polo, einer Zahnärztin aus Bogota in Kolumbien, die vom Blitz getroffen und mit unfassbar schwersten Verbrennungen wie durch ein Wunder im Spital überlebt hat. Seither gibt sie Zeugnis von ihrem Erlebnis und ruft zur Umkehr auf.
Was mich besonders betroffen gemacht hat, sind die Zeugnisse jener, die dem erwähnten „Lichtwesen“ begegnet sind, eine unaussprechliche Erfahrung der Liebe, der Geborgenheit, des Angenommenseins gemacht und dies als Gottesbegegnung gedeutet haben. Ist das nicht eine Herausforderung für uns Christen, die wir immer wieder kleingläubig sind, diesem Liebenden in unserem Leben viel mehr Raum zu geben?
Ansprechend an dem Buch ist die nüchterne Darstellung, der wissenschaftliche Zugang des Autors und das Bemühen, dieses Phänomen aus christlicher Sicht zu deuten. Dabei stellt Theillier eine Beziehung zu bezeugten Erscheinungen im Laufe der Kirchengeschichte, zu mystischen Erfahrungen und zu den gut dokumentierten Wundern her. Auch weist er darauf hin, dass die Nahtoderfahrungen, das Konzept des Hirntods als Voraussetzung für Organentnahmen massiv infragestellen.
Zusammenfassend schreibt er: „Die Nahtoderfahrungen sprechen also dafür, dass es ein persönliches Erleben gibt, das über den klinischen Tod hinausgeht und darin mit der christlichen Erfahrung übereinstimmt, die versichert, dass das Leben des Einzelnen mit dem irdischen Tod nicht zu Ende ist.
Noch erstaunlicher ist, dass viele Nahtoderfahrene berichten, dass sie die Gegenwart der absoluten Liebe, einen Ort der Verzweiflung und einen Ort der Reinigung erlebt hatten entsprechend den christlichen Vorstellungen von Himmel, Hölle und dem Fegefeuer.“
Beeindruckende Nahtoderfahrungen – Zeichen des Himmels. Von Patrick Theillier. Media Maria-Verlag, 223 Seiten, 18,95€.