VISION 20002/2019
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Gott gibt für unsere Zeit besondere Gnaden

Artikel drucken Gedanken des Autors des Bestsellers „Father Elijah“ (Michael O’Brien)

Wer sich in unseren Tagen mit wachem Blick umsieht, entdeckt vieles, was aus christlicher Sicht Anlass zur Sorge gibt. Im Folgenden ein Appel, sich nicht in ängstlicher Sorge zu verlieren, sondern sich mit Gottes Hilfe den Herausforderungen zu stellen, besonders wenn es um die Kinder und die Familie geht.

Zeichen des
Widerspruchs
Wir stehen mitten in einer sozialen und politischen Revolution, die allen Nationen aufgezwungen wird. Da ist zunächst die Neudefinition der Sexualmoral. Das Gender-Konzept ist das offenkundigste Beispiel dafür. Dazu kommt das Überhandnehmen der Kultur des Todes, der Umstand, dass das Gute böse und das Böse gut genannt, dass das Umbringen der Kinder im Mutterleibe als Akt der Barmherzigkeit bezeichnet wird. Wir leben in einem Universum, in dem alles auf den Kopf gestellt ist. Daher ist es lebenswichtig, dass wir so wie Jesus Zeichen des Widerspruchs sind. Aber des Widerspruchs sowohl der Liebe wie der Wahrheit.

Geist des Antichrists
Meiner Ansicht nach hat jede Idee, die gegen das Leben und das Evangelium gerichtet ist, ihren Ursprung im Geist des Antichrist. Aber man muss vorsichtig sein. Man darf nicht zu dieser oder jener Führungspersönlichkeit sagen: „Das ist der Antichrist.“ Wir leben in einem Umfeld, das von diesem Geist, der die ganze westliche Welt erobert, beherrscht wird. In seinem ersten Brief sagt der Apostel Johannes, eines Tages würde der Mensch der Sünde, der wahre Antichrist, erscheinen. Und dass viele Antichristen eine Vorahnung davon geben werden.

Um ein Übermaß an Hoffnung bitten
Die Versuchungen zum Optimismus oder zur Verzweiflung, zur Wut, zur Angst, zur Panikmache oder Verleugnung sind alle nicht christlich. Es ist ganz normal, Angst, Abscheu oder Entmutigung zu empfinden. Dann müssen wir uns noch intensiver Christus zuwenden und Ihn um Seine Gnade bitten. Mut ist eine natürliche Tugend, die Hoffnung ist eine übernatürliche Gabe Gottes. Wenn wir also mit der Finsternis in der Welt konfrontiert sind, müssen wir um ein Übermaß an der Gabe der Hoffnung bitten.
Vor allem gilt es, mit Umsicht die Kinder zu erziehen und sie zu beschützen. Gleichzeitig müssen wir aber unsere Herzen offen halten, um alle Menschen, sogar unsere Feinde, zu lieben. Ohne Kompromisse, aber auch ohne Angst.

Ein Krieg um die Seelen der Kinder
Es ist heute von grundlegender Bedeutung, dass die Eltern – und zwar beide – eines Geistes in ihrer Weltsicht sind und sich gemeinsam im Gebet engagieren, um Schutz für ihre Kinder zu erbitten, aber auch um für deren Unterhalt, deren Entwicklung und Wachstum zu sorgen. Ein Gebet, das wir in seiner Intensität seit den ersten Jahrhunderten der Christenheit nicht mehr gekannt haben. Denn wir stehen mitten im Großen Krieg: dem Krieg um die Seelen unserer Kinder. Als Eltern müssen wir da Opfer bringen: beten und fasten, auch müssen wir alle Hilfe, die uns der Himmel gerne zukommen lassen will, über unsere Familien herabflehen. Wir müssen unsere Familien dem Unbefleckten Herzen und dem Herzen Jesu weihen. Wir müssen die Hilfe der Engel herabrufen.

Um die Gnade der Unterscheidung bitten
Auf der Ebene der Natur, unserer Natur, bedürfen unsere Kinder, was ihre Ausbildung anlangt, selbstverständlich einer angemessenen Katechese und einer entsprechenden Kultur. Kultur ist ja ein wesentlicher Teil unseres Menschseins. Daher müssen sich die Eltern nach guter Literatur umschauen; sie müssen imstande sein zu unterscheiden, was den Medien- und Filmkonsum ihrer Kinder anbelangt. Da geht es um Fragen wie: „Ist es gut, daheim einen Fernseher zu haben? Tut es meinem Kind gut, wenn es unbegrenzten Zugang zum Internet hat, seinen eigenen kleinen Computer in der Tasche mit sich herumträgt?“
Das Problem Pornographie ist weit unter Jugendlichen verbreitet – das gilt auch für junge Katholiken, die dank der neuen Medien fast ebenso häufig betroffen sind wie ungläubige Jugendliche. Die Eltern müssen – und das ist ein entscheidender Punkt – den Herrn um besondere Gnaden der Unterscheidung bitten. Sie müssen so etwas wie ein „inneres Radar“ erbitten. Es geht nicht einfach nur darum, all das kulturelle Angebot, dem unsere Kinder ausgesetzt sind, zu überprüfen… Das ist nämlich eine Riesenaufgabe, für die das „interne Radar“ unentbehrlich ist. Da gibt ihnen etwa jemand eine DVD oder sagt ihnen: „Dieses Buch ist genial.
Derzeit lesen das alle – alle jungen, die coolen.“ Werden die Eltern dann genug Zeit haben, das Buch vor ihren Kindern zu lesen? Wohl kaum. Sie brauchen dann also dieses interne Radar. „Mein Schutzengel, ihr Schutzengel, der Heilige Geist sagen mir: Das Buch ist nicht ok, es wird ihnen auf die eine oder andere Art schaden.“ Daher ist das Gebet um diese besonderen Gaben so wesentlich.
Wir brauchen uns aber nicht zu fürchten: Es genügt, weise und vorsichtig zu sein.

Wir brauchen eine heilige Weisheit
Gott gibt für die Zeiten, in denen wir leben, besondere Gnaden. Der heimtückische Charakter der Korruption in der vorherrschenden Kultur besteht darin, dass diese nicht ihr wahres Gesicht zeigt. Unter einem marxistischen Regime beispielsweise – einem Regime marxistischer oder faschistischer Unterdrückung – wird die staatliche Propaganda, die die Jugend im Visier hat, erkennbar: Man sieht sie, sie trägt die Züge des Tieres, sie ist unmenschlich. Wir sind jedoch eingetaucht in eine Gesellschaft, die selbst zutiefst inhuman ist: Sie ist materialistisch und leugnet daher die Fülle unserer menschlichen Natur, sie steht im Widerspruch zur ganzen Wahrheit des Menschen – eben auch der Wahrheit unserer Kinder. Wie widersetzt man sich dem? Weder durch Zorn, noch durch Verzweiflung, noch durch Kompromiss. Wir brauchen eine heilige Weisheit, wie es sie seit den Anfängen nicht mehr gegeben hat: eine neue Art heiliger Weisheit. Ich denke, Gott wird sie uns schenken, wenn wir Ihn darum bitten.


Michel O’Brien ist Autor des Bestsellers Father Elijah: eine Apokalypse (Besprechung in Vision2000 6/08). Sein Beitrag ist ein Auszug aus seinen Antworten in zwei längeren Interviews in L’Homme Nouveau v. 19.1.19 und in Famille Chrétienne v. 18.12.18.

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