Wenn Sie sich, liebe Leser, umhören und nach den wichtigsten Problemen fragen, die die Kirche heute zu lösen habe, werden Sie wohl die übliche Liste vorgesetzt bekommen: Zölibat, wiederverheiratete Geschiedene, eine Neubewertung der Homosexualität, eine zeitgemäße Sexualmoral, Weihe der Frauen… Vieles davon war Thema der letzten Bischofssynoden (zum Thema Familie, Jugend, Amazonas), steht jetzt auf der Agenda des „Synodalen Wegs“ der deutschen Kirche.
Ich verfolge die Debatte zu diesen Themen seit mehr als 40 Jahren, habe vor kurzem auch in Vision2000 nachgelesen, wie sich die Situation 1992 dargestellt hat. Genau so wie heute: Auf der einen Seite der Ruf nach Modernisierung, Demokratisierung, Anpassung an die Realität – und Schluss mit dem Fundamentalismus! Auf der anderen Seite: ein mehr oder weniger gelungenes Bemühen, die Lehre zu vertiefen, verständlich darzustellen, ihre attraktiven und wohltätigen Aspekte hervorzuheben. Anscheinend ohne wirklichen Erfolg.
Das zeigen besonders auch die Reaktionen auf das Nachsynodale Schreiben Querida Amazonia von Papst Franziskus, das den Ruf der Synodenväter nach verheirateten Priestern und Weihe von Frauen nicht aufgegriffen hat. Heftige Kritik von Seiten der Befürworter dieser Anliegen musste er sich anhören. Papst Franziskus habe „den Liberalen einen Schlag versetzt,“ erklärte etwa Catherine Pepinster, ehemals Redakteurin von The Tablet, einer englischen, katholischen Wochenzeitung.
Weil uns die Themen im Zuge des „Synodalen Wegs“ weiter begleiten werden, greifen wir sie in dieser Ausgabe auf und versuchen, Hilfestellungen für einschlägige Gespräche zu geben. Vor allem Kardinal Robert Sarahs neues Buch (S. 10-11) ist eine große Hilfe für das Verständnis der großen Bedeutung des Zölibats.