In einer Zeit, in der die Medien genüsslich viel Negatives über manche Priester und den Priesterstand allgemein verbreiten, tut es gut, über einen Priester zu schreiben, der von sehr vielen Menschen geliebt und geachtet worden war. Pablo Dominguez Prieto ist 2009 bei einem Bergunfall ums Leben gekommen. Der Film Der letzte Gipfel handelt von ihm und ist ab Mitte März in Kinos in Österreich zu sehen.
„Pablo ist kein Exorzist, nicht Missionar im Urwald und er hat auch keine kirchliche Institution gegründet. Nicht einmal Pfarrer war er. Doch es lohnt sich, ihn kennenzulernen. Er ist einfach nur ein guter Priester,“ sagt der Regisseur des Films, Juan Manuel Cotelo, über den spanischen Priester Pablo, den er 2009 bei einem Vortrag erlebt hat. Er sollte für einen Freund eine Videoaufzeichung des Vortrags machen, hatte eigentlich keine Lust dazu, ging aber dann doch hin und fand diesen Mann sehr sympathisch: „Der Vortrag war provokant, ein wenig ironisch, vor allem aber sehr klar.“ Nach dem Vortrag kommt es zu einer kurzen Begegnung zwischen beiden.
Zwei Wochen später erfährt Cotelo aus den Nachrichten, dass Pablo in den Bergen abgestürzt und tot geborgen worden sei, ebenso Sara, eine junge Bergsteigerin, die mit ihm unterwegs war. Beide hatten einen Ausflug auf den Moncayo gemacht, den letzten der Berge des Iberischen Gebirges, den Pablo noch nicht bestiegen hatte. Zu seinem Begräbnis kamen mehr als 3.000 Menschen, darunter 26 Bischöfe.
Kein Wunder, dass der spanische Regisseur neugierig wurde: Was war das für ein Mensch, wieso liebten ihn so viele? Bei Gesprächen hörte er durchwegs Adjektive wie: „Gut, großzügig, barmherzig, liebevoll, einfühlsam.“ Da wird man doch stutzig. Kann das sein?
Juan Manuel beginnt zu recherchieren und beschließt, das Ergebnis seiner Recherchen über diesen Priester in einem Film zu veröffentlichen. Wenn jemand glaubt, das sei heutzutage kein gutes Thema für einen Film, wird durch den Besuch von Der letzte Gipfel eines Besseren belehrt. In seiner spanischen Fassung wurde er sehr bald in 18 Ländern begeistert aufgenommen. Demnächst kommt er in deutscher Synchronfassung in die österreichischen Kinos.
Wer war Pablo? Die Fakten: Pablo Dominguez Prieto, geboren am 3. Juli 1966 in Madrid, war Doktor der Philosophie und der Theologie, Dekan an der theologischen Hochschule San Damaso in Madrid, Autor von sieben Büchern, hielt viele Vorträge und Exerzitien und wurde nur 42 Jahre alt.
Und wie war Pablo? „Sehr humorvoll,“ erinnert sich ein Priester. „Pablo war der Humor in Person. Unsere Telefonate hatten meist einen sehr heiteren Hintergrund. Ich erinnere mich nicht an einen Tag, an dem Pablo nicht fröhlich gewesen wäre, Späße gemacht oder keine Witze erzählt hätte.“ Zur Illustration: Pablo hat einmal einen sehr guten Freund verheiratet. Kurz vor dem Jawort flüstert er ihm zu: „Mein Auto steht vor der Tür, falls du dir nicht sicher bist…“
„Er war wie ein Kind und konnte herumalbern wie ein Kind,“ lacht seine Schwester. „Meine Kinder haben sich prächtig mit ihm verstanden. Bei Familienfesten ist er meist mit den Kindern, die auf ihm herumturnten, am Boden herumgekrochen.“ Und einer seiner Neffen ergänzt: „Er war ein Clown, hat immer mit uns Späße gemacht. Wir wollten beim Essen immer neben ihm sitzen.“
Ja, auf Kinder konnte er besonders gut eingehen. „Für mich war er der beste Patenonkel, den es gibt. Wenn es hieß: am Wochenende kommt Pablo, war das das größte Geschenk.“ Auf das lautstarke Geschrei eines Kindes während einer Messe, reagierte er so: „Lasst uns einmal dem Kind zuhören. Wir sollen doch alle wie dieses Kind werden. Es ist spontan, schämt sich nicht, braucht seine Mutter. Und wenn wir unsere Masken ablegen und überlegen, was wir wollen, so ist es doch Gott, den wir brauchen.“ Seine ganze Predigt hat er dann auf das Schreien des Kindes aufgebaut.
Sein besonderes Einfühlungsvermögen wird an folgender Erzählung deutlich: Eines Tages hatte sich ein Bub im Pfarrhaus während des Erstkommunionunterrichts schlecht benommen. Er musste nun vor der Türe stehen, und da sieht ihn Pablo. „ Er sprach mich an und fragte, was ich da mache? ,Nichts’, habe ich geantwortet, ,ich wurde da hinausgeworfen.’ Ich werde nie vergessen, wie Pablo mich ansah und sagte: ,Aus dir wird noch ein Priester werden.’ Er war der Erste, der mir das sagte. Bis ins Erwachsenenalter habe ich nicht daran gedacht. Ich war sicher, dass ich zur Ehe berufen bin. Aber Gott hat mir klar gezeigt, dass Er mich eben zum Priester erwählt hat. Bei meiner Primiz habe ich mich sehr über Pablos Anwesenheit gefreut. ,Wie könnte ich mir deine Primiz entgehen lassen!´, hat er gelacht.“
Und wie hat sich Pablos eigene Berufung entwickelt? Schon mit sieben, acht Jahren bittet er einen Freund, mit ihm gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Der Vater erinnert sich: „Mit elf, zwölf Jahren betete er regelmäßig den Rosenkranz. Jedes Jahr bekam er von mir ein Tagebuch geschenkt. Viele Eintragungen bezogen sich auf die Schule. Andere auf die Pfarre und sein Glaubensleben: ,Heute konnte ich nicht zur Messe gehen… Ich muss mehr beten… Danke, mein Gott… Der Pfarrer hat mich gebeten, Ministrant zu werden…’ Er hatte immer schon eine besondere Beziehung mit dem Herrn.“
Schon mit 12 Jahren begann er die Möglichkeit, Priester zu werden, in Betracht zu ziehen. Auf die direkte Frage eines Priesters antwortet er dann: „Ich glaube, dass Gott mich ruft. Diesen Ruf habe ich nicht nur einmal gehört, sondern er wiederholt sich ständig.“ Und dann eines Tages überrascht er seine Eltern: „Papa und Mama, ich möchte euch etwas sagen: Ich habe eine Entscheidung getroffen: ich möchte Priester werden.“ „Das war natürlich sehr bewegend,“ freut sich die Mutter: „Das hat uns fast die Sprache verschlagen: Wie wunderbar mein Sohn! Und wir haben uns umarmt.“ Der Vater wiederum erklärt einem Freund, der ihm sein Beileid ausspricht, weil er seinen Sohn doch jetzt für immer verloren hätte: „Weißt du was? Wenn ich auf etwas stolz bin, dann darauf der Vater eines Priesters zu sein. Das ist meine größte Freude.“
Am Tag seiner Priesterweihe haben seine engsten Freunde ihn gefragt, wie sie ihm helfen könnten. Pablo denkt kurz nach und meint dann: „Helft mir bitte, dass meine Predigten nicht länger als 10 Minuten dauern. Es ist nämlich so, dass wir Priester zu predigen anfangen und dann nicht mehr aufhören.“ Eine Predigt sei wie ein spanischer Zug: Man wisse, wann die Reise losgeht, aber nicht, wie lange sie dauern würde.
In seinen Predigten, meinte eine junge Frau, habe er mit unglaublicher Einfachheit und Klarheit auf das Wesentliche des Evangeliums abgezielt. Das seien keine theoretische Predigten über Theologie oder Philosophie gewesen. Pablo habe immer behauptet: „Gott kann man verstehen, Er ist klar und nicht rätselhaft, spricht für alle. Warum ist das oft zu kompliziert für uns? Weil wir selbst so kompliziert sind!“ Daher kamen zu den Sonntagsmessen, die er feierte, immer große Menschenmengen.
Auch als Vortragender an der theologischen Hochschule San Damaso war er ungemein beliebt, wie ein ehemaliger Theologiestudent berichtet: „Als ich nach Madrid kam, war das anfangs schwer für mich. Meine Freunde, Familie und meine Heimat fehlten mir. Niemand hörte sich meine Probleme an, ließ sich auf meine Schwierigkeiten ein. Doch in Pablo hatte ich einen Bruder, der mich in allem unterstützte. Er gab mir seine Visitenkarte und sagte, ich könne ihn jederzeit anrufen, bei Tag und bei Nacht, falls es mir nicht gut ginge. Mir ging es mehr als nur einmal nicht gut – und dann habe ich ihn eben angerufen.“
Pablo war in jedem Milieu daheim, sah in jedem Menschen seinen Bruder, ein Kind Gottes. Er hatte keine Berührungsängste, ging keinem Gespräch aus dem Weg. Als ihn einmal in der U-Bahn ein Bursche provozieren will: „Hey Pfaffe!“ antwortet er ihm: „Hey Macho“ und verwickelt ihn in ein Gespräch.
Manchmal brachte diese Kontaktbereitschaft auch gewisse Gefahren mit sich, wie seine Mutter erzählt. Weil Pablo wieder einmal in den Armenvierteln unterwegs war, habe ein Armer zu ihm gesagt: „Padre niemand will mich umarmen.“ Daraufhin habe Pablo ihn fest umarmt. Darauf der Arme: „Viel Glück! Ich habe nämlich Flöhe!“ Und tatsächlich konnte Pablo die Messe nicht feiern, musste sich frisch machen und umziehen, so viele Flöhe hatte er abbekommen. Auch von einem depressiven Aidskranken wird berichtet: Pablo sei der Einzige gewesen, der sich seiner angenommen und ihm zugesichert habe, er würde wieder gesund werden. „Ich habe nicht nur die Depression überwunden, sondern auch Aids in den Griff bekommen,“ meinte der Mann später.
Im Einsatz für das Leben ungeborener Kinder sei er sehr erfolgreich gewesen, erzählt einer der vielen sympathischen Priester, die im Film zu Wort kommen: „Durch Gespräche, Begegnungen und enge Beziehungen zu den Eltern, die ihr Kind abtreiben lassen wollten, hat er es jedes Mal erreicht, dass das Kind leben durfte.“ Maria, eine junge Mutter, erzählt ein besonders berührendes Zeugnis: Pablo sei in ihr Leben getreten, als sie der Kirche eher fern stand. Bei einer Routineuntersuchung im dritten Schwangerschaftsmonat habe der Arzt festgestellt, dass es Probleme gebe. Ein Test sollte klären, ob das Kind abgetrieben werden soll. In ihrer Verzweiflung habe sie Pablo angerufen: „Ich habe viel geweint. Er sagte mir nur: ‚Du darfst weinen…’ Und ich bin auch böse auf Gott… ‚Ja du kannst böse auf Gott sein…’“
Pablo begleitet sie. Zwischendurch meint sie sogar, Gott werde ein Wunder wirken. Doch es gibt kein Wunder. In der Begleitung des Priesters kann sie aber akzeptieren, „dass mein Kind so lange leben werde, wie Gott es will. Und dass ich diese Zeit so gut wie möglich nützen musste: Wie geht es dem Kind? Spüre ich es? Seinen Herzschlag? Und da habe ich begonnen, Juans kurzes Leben so richtig zu lieben. Es wurde eine unglaubliche Begegnung mit Gott durch Juan und durch Pablo. Ich habe mich Gott noch nie so nahe gefühlt. Und als es soweit war, habe ich Pablo angerufen, und er kam sofort, als hätte er sonst nichts zu tun. Er war bei mir im Spital. Ich hatte 8 Monate mit meinem Sohn gelebt, jetzt musste ich mich von ihm verabschieden. Aber ich konnte mit Pablo lachen, und bei der Geburt spürte ich einen unglaublichen Frieden. Juan ist lebend zur Welt gekommen. Wir haben ihn getauft und nach zwei Tagen beerdigt. Pablo hat damals in der Predigt gesagt, dass Gott für jeden von uns eine Sendung hat, und dass Juan seine Sendung schon erfüllt hatte.“
Das war eine seiner Gaben: Ganz für die Person, die Probleme hatte oder mit der er sich nur unterhielt, da zu sein, als hätte er sonst gar nichts anderes zu tun. Er schien nicht nur interessiert, sondern er gab zu erkennen, dass ihm das sehr wichtig war – besonders auch, wenn er Beichte hörte. Wie gütig er war, erzählt lächelnd ein Freund: „Du konntest ihm sagen: ‚Ich habe meinen Vater umgebracht.’ Dann hätte er wohl geantwortet: ‚Ist nicht schlimm. Wichtig ist, dass du das erkennst, neu anfängst und wieder aufstehst.’“
Eine junge Frau erzählt: „Die Lebensbeichte, die ich bei ihm abgelegt habe, war etwas Besonderes. In seiner Gegenwart, die Jesus repräsentierte, spürte ich Freiheit und Ermutigung. Ich konnte alles sagen… Das war ein richtiges Fest. Er hat die Menschen nie von oben herab behandelt nach dem Motto: Ich bin der Priester und du… Er hat sich immer klein gemacht, um zu dir zu gelangen.“
Dabei schien er stets unendlich viel Zeit zu haben, Zeit, die sich für ihn geradezu magisch multiplizierte. Jemand erinnert sich: „Seine Tage schienen 48 Stunden zu haben, sonst ist die Tatsache unerklärlich, dass er an einem Tag nach Lerna hin und zurück fuhr, um Beichte zu hören, einen Vortrag im Escorial hielt, ein Begleitgespräch führte und einen Artikel schrieb.“ Für Freunde in Not schien er geradezu über die Gabe der Bilokation zu verfügen.
Nicht nur wegen seiner Verfügbarkeit war Pablo Gott dankbar für den Zölibat: „Weil das eine enorme Freiheit schenkt. Wenn man niemandem gegenüber Verpflichtungen hat, kann man sich jederzeit jedem verpflichten.“ Er erlebte den Zölibat nicht wie eine Belastung – ganz im Gegenteil. Und dabei sah er sehr gut aus, was die Frauen natürlich bemerkten, wie sich ein Freund erinnert: „Bei meiner Hochzeit sagten mir einige Kusinen, wie schade es sei, dass er Priester sei, wo er doch so gut aussehe. Aber so ist er eben nicht nur für eine da, sondern für alle. Wenn eine Frau sich an ihn ranmachte, weil sie ihn attraktiv fand, war er immer total klar und brach von vornherein die Beziehung ab.“
Er war Zeuge für eine Kirche mit einer unglaublichen christlichen Vitalität, voller Hoffnung und Licht und vermittelte den Eindruck, wir lebten im besten Zeitalter der Kirche, einer fröhlichen, leidenschaftlichen Kirche mit wunderbaren Menschen. Pablo erzählte gerne von Bekehrungen und Veränderungen zum Guten, von Menschen, die begannen mit einer völlig neuen Freude zu leben. Ein Priester erzählt: „Er hat mir sehr geholfen, in meinem Priesterleben den Enthusiasmus neu zu entdecken.“ Und ein anderer meint: „Er war ein Priester, der diese Freude vermittelt, mit Jesus in Verbindung zu sein.“ Auch seine Geschwister sehen das so: „Er lebte für und durch Jesus, durch und für die Kirche, durch Gott und für Gott. Er stand jeden Tag gegen ½ 6 Uhr auf und betete zwei Stunden lang.“ Einfach weil es „am schönsten ist, wenn man das tägliche Gebet richtig braucht, ohne das Gebet nicht auskommt…“
Das Höchste aber war für ihn die Eucharistie: „Die Kommunion ist das, was am meisten dem Himmel ähnelt. Christus in der Kommunion zu empfangen, ist die Vorwegnahme des Himmels.“ Eine seiner größten Freuden war es, die Eucharistie auf einem Berggipfel zu feiern. Pablo liebte die Berge. War ein guter Bergsteiger: Er hatte alle 2000-er in Spanien bestiegen.
Priesterfreunde berichten: „Das war für ihn nicht einfach ein Sport oder eine Begegnung mit der Natur, sondern für ihn waren die Berge das Symbol der Gegenwart Gottes, hier fühlte er einen besonderen Kontakt mit Gott. Wir wissen auch, dass er auf den Bergen, ob allein oder mit Freunden, wenn es möglich war, die Messe feierte. Die reale Präsenz Christi in der Eucharistie vereinte sich mit der Gegenwart Gottes auf andere Weise als in der Welt. Wenn man in den Bergen die Messe feiert, ist man im Tempel, den Gott selbst geschaffen hat. Er nahm das Brot, sprach den Segen und das mit einem Lächeln, dass niemand passiv daran teilnehmen konnte.“
Und seine Schwester ergänzt: „Das war seine Kraft, gab ihm enorm viel Leben. Christus zu erheben, je höher oben desto besser. Oft rief er uns von einem Gipfel aus an: Ihr wisst gar nicht, wie schön es hier ist. Es ist als wäre ich im Himmel.“
Pablo war zu 100 Prozent Priester. Das beeindruckte auch den jungen Priester, bei dessen Priesterweihe Pablo war: „Oft frage ich mich: Wie würde Pablo jetzt handeln? Er ist für unser Leben ein Vorbild, das der Herr uns gezeigt hat. Ein Geschenk für die Kirche von heute.“ Und Pablos Bruder meint: „Keine Berufung ist so wichtig für die Menschen wie die des Priesters.“ „Wenn ich mir heute vorstellen kann wie Jesus war, dann weil Pablo so lebte und sprach. Er wies immer auf das Wichtige hin: ,Lies das Evangelium, das Wort Gottes, da findest du alle Antworten für Dein Leben. Lies es, auch wenn du meinst, dass es dir nichts sagt. Es wird dir ein Licht geben, das dir sonst niemand geben kann.“dankt eine Freundin.
Worte bei seinen letzten Exerzitien: „Man muss Gott begegnen, nicht nur von Ihm reden hören, nicht nur selber von Ihm reden, sondern Ihm selbst begegnen: von Angesicht zu Angesicht.“ Und: „Was suche ich im Leben? Es ist besser das Reich Gottes zu suchen, weil alles andere ein Ende hat. Wir müssen Schätze für den Himmel sammeln, deren Wert nicht vergeht… Der Tod ist eine Tür. Wichtig ist, was dahinter liegt. Und das ist schön. Denn was sich für uns dahinter befindet, ist das ewige Leben. Es ist wunderbar. Die Türe mag ich zwar nicht. Das macht aber nichts. Wichtig ist was dahinter kommt.“
Die Nonne, die ihn eingeladen hatte, erinnert sich: „Wenn er vom Tod sprach, war er voll Freude. Und ich spürte, dass er schon reif war für die Begegnung mit dem Vater.“
Es ist der 15. Februar 2009: Gleich nach seinem Aufenthalt im Kloster besteigt Pablo mit Sara den 2.300 Meter hohen Moncajo. Eigentlich hätte Saras Schwester mitkommen sollen, hatte aber keine Zeit. Sie erzählt: „Sara war Ärztin und hatte Religionswissenschaften studiert. Pablo war ihr geistlicher Begleiter. Sie waren wie Geschwister. Meine Schwester rief mich gegen 14 Uhr an und rief begeistert: ‚Wir sind auf dem Gipfel. Hier ist es wunderbar!’ Ihren letzten Satz werde ich nie vergessen: ‚Das hier ist perfekt, nur du fehlst.’“
Als sie längst zurück hätten sein müssen, meldet man die Beiden als vermisst. Hubschrauber, Bergrettung suchten sie. Zunächst hieß es, man habe sie gefunden, dann aber, sie seien nur tot geborgen worden. Es scheint, dass sie einen Abhang von 1.900 Metern hinabgestürzt waren. Pablos letzte Worte am Telefon zu seiner Familie waren: „Ich bin am Gipfel angekommen.“ Ob er ahnte, dass diese Worte eine doppelte, ganz besondere Bedeutung bekommen würden?
Und jetzt? Ist alles vorbei? Seine Freunde sind überzeugt: „Nein, jetzt kann er mehr Gutes tun als jemals zuvor… Wenn er schon hier so vielen Menschen geholfen hat, dann kann er von oben allen Menschen Gutes tun.“
Nach Pablos Tod scheint das Vertrauen in Gott auf wunderbare Weise bei allen, die Ihn gekannt hatten, gewachsen zu sein. So schildert Saras Schwester: „Seit Pablos und Saras Tod habe ich die Macht des Unsichtbaren entdeckt, die Macht dessen, was viel echter ist als unser Leben: Die Gegenwart Gottes… Wo mein Glaube schwach war, ist er jetzt stärker geworden...“ Und Pablos Vater: „Ich erfahre seine Nähe in Christus und die ist echt. Sie gibt mir eine enorme Freude. Bei der Wandlung denke ich: Herr, ich weiß, dass Du da bist und dass Pablo bei Dir ist und dann spüre ich: ,So ist es, Papa.’“ Auch Pablos Bruder hat, als er ihm bei der Beerdigung eine Kreuz auf die Stirn zeichnet, eine wunderbare Erfahrung: „Ich empfing das große Geschenk Gottes zu spüren, dass Pablo ans Ziel gelangt war. Ich habe dadurch eine tiefe geistliche Freude empfunden.“
Pablo hatte Maria, der Mutter des Kindes, das nur kurz gelebt hat und die nach Juans Tod wieder schwanger geworden war, versprochen, er würde bei Blancas Geburt (diesen Namen hatte sich Pablo gewünscht) anwesend sein. „ Als ich schon in den Wehen lag,“ erzählt Maria „und Blanca schon fast da war, tauchte ein Junge mit einem riesigen Strauß weißer Blumen auf. Erst danach erfuhr ich, dass Pablo gestorben war. Das war das Wunder von Pablo, der bei der Geburt da sein wollte. Da er nicht selbst das sein konnte, war er auf andere Weise anwesend: Durch seine „Flores blancas“ (weiße Blumen).“
Lassen wir Pablo das letzte Wort: „Gott steht auf unserer Seite, auf deiner Seite. Er zieht mit dir an einem Strang, kümmert sich mehr um dein Glück als du selber es tust. Allerdings: Gott nicht einfach nur noch ein Freund mehr, sondern Gott ist allmächtig.“