Für den Glauben seien sie nicht zu gewinnen, die Jugendlichen – so die herrschende Meinung. Stimmt nicht wirklich. Es kommt auf die Art der Vermittlung an. Beim Jugendtreffen in Pöllau jedenfalls gelingt es seit 28 Jahren, junge Leute für Gott zu begeistern, wie folgender Beitrag zeigt:
Österreich ist ein gesegnetes Land – und zwar in vielerlei Hinsicht. Gerade die Jugendarbeit in den katholischen Gemeinschaften und Bewegungen ist in unserem Heimatland trotz aller innerkirchlichen Herausforderungen am Blühen, ein breites Angebot an Gebetsabenden, Glaubensschulungen und Missionseinsätzen bringt Jugendliche in der Nachfolge Christi zusammen. Unter all den Veranstaltungen wirkt das jährliche Jugendtreffen in Pöllau wie eine erfahrene, vielseitige Mutter.
Erfahren, denn seit 1992 versammeln sich etwa 400 Jugendliche aus ganz Österreich und darüber hinaus im herrlichen Pöllauer Tal, einem Naturjuwel in der Oststeiermark. Die mächtige Basilika und das große, weiße Zelt als Wahrzeichen des Treffens im angrenzenden Schlosspark, wo Burschen in der Mittagspause einem Ball hinterherjagen können, während sich andere Teilnehmer im saftigen Gras über Gott und die Welt austauschen, bilden den idealen Ort für ein Festival im Sommer. Das Herz des Treffens – die Begegnung mit dem lebendigen Gott und die Stärkung einer persönlichen Gottesbeziehung jedes Einzelnen – wurzelt von Anfang an in einem abwechslungsreichen Programm mit gemeinsamem Lobpreis, der inhaltlichen Vertiefung in Vorträgen und Workshops, der ehrfürchtigen Liturgie, dem Austausch und den Zeiten der Freundschaft, den sportlichen Möglichkeiten und dem Theater.
Und wenn ich an das Treffen denke, habe ich das Bild vor Augen, als ich mich einmal beim Umkehrnachmittag am Freitag ganz hinten in die große Basilika gesetzt habe und einen tiefen Frieden verspürte: Es war der dankbare Blick auf den Herrn, für die vielen Jugendlichen, die sich in der Beichte reingewaschen, trotz aller Herausforderungen für Christus entschieden haben und für Ihn brennen. Das sind Momente, in denen mir bewusst wird, warum der Herr das Pöllauer Jugendtreffen immer noch erblühen lässt und warum es sich lohnt, Zeit und Mühe in die Vorbereitungen zu investieren. Das Feuer der Liebe des Vaters in den Herzen der Jugendlichen – das ist der Kern, das Konzentrat, die Konstante der letzten Jahrzehnte. Es ist der Grund für unser Zusammenkommen.
Nichtsdestotrotz sind in den mittlerweile 28 Jahren auf vielen Ebenen auch deutliche Veränderungen zu sehen: das Zelt ist größer geworden, die Technik moderner, Radio und Livestream holen Menschen aus aller Welt zum Vortrag ins Zelt und die Werbung wird über Social Media geführt. Das erste Telefonkabel Mitte der 90er Jahre war eines der großen Etappen der technischen Entwicklung. Heute besteht die Herausforderung darin, die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie sind – über Facebook, Instagram und Snapchat. Der Hunger nach dem Mehr im Leben ist unter den Jugendlichen groß, aber was nützt die Einladung, wenn sie nicht die Zielgruppe erreicht?
Die zweite Eigenschaft, die Vielseitigkeit, entspringt einer Besonderheit des Jugendtreffens: Die Woche wird nicht von einer einzigen Gemeinschaft organisiert, sondern ist das Ergebnis eines fruchtbaren – und manchmal auch herausfordernden – Zusammenwirkens von verschiedenen Ordensgemeinschaften und Bewegungen der Kirche. Nicht nur die Teilnehmer, die zahlreichen Ordensleute und Priester, sondern auch das Team und die Mitarbeiter kommen aus Gemeinschaften mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Über die Jahre haben sich viele Gruppen mit ihren besonderen Gaben eingebracht und dem Treffen eine einzigartige Vielfalt verliehen.
Schließlich sehe ich das Pöllau-Treffen als Mutter. Es ist zur liebevollen Mutter für andere Treffen geworden, wie zum Beispiel für das „Fest der Jugend“ der Loretto-Gemeinschaft zu Pfingsten in Salzburg oder „Liebesiegt“ das Treffen in Kundl, genauso wie für zahlreiche Gebetskreise und Jugendgruppen österreichweit. Es ist Mutter vieler Berufungen von jungen Männern und Frauen, die in Pöllau durch eine tiefe Gotteserfahrung eine Wegweisung oder ein entscheidendes Puzzle-Stück auf dem Pfad ihrer Berufung empfangen durften. So werden heuer beispielsweise vier Diakone zu Priestern geweiht, die eng mit dem Treffen verbunden sind. Genauso reichen die Auswirkungen des Treffens bis in viele Familien hinein – zahlreiche Ehepaare haben sich in Pöllau kennengelernt, mittlerweile sind sogar ihre Kinder Teilnehmer. Auch ist aus dem Jugendtreffen ein eigenes Treffen zur Stärkung der christlichen Familien gewachsen. Der Kreislauf schließt sich also wieder. Das Jugendtreffen Pöllau imponiert nicht unbedingt mit seiner Größe, aber immer wieder zeigen sich neue Früchte in Familien, Heimatpfarren und in der ganzen Kirche.
Der Autor ist Mitarbeiter im Team Jugendtreffen Pöllau.
Jugendtreffen 2020
Zeit: 14. bis 19 Juli 2020
Ort: Pöllau bei Hartberg, Schlosspark
Info&Anmeldung: www.jugendtreffen.at
0677/62425646
Frühbucherbonus bis 15. Juni
Referenten:
Martin Iten, Pfr. Bernd Wegscheider, Pfr. Georg Herberstein, Magda & Stefan Ulrich, Pfr. Roger Ibounigg