Vor einigen Wochen wurde der Brief des Papstes an die alten Menschen veröffentlicht. Ein berührendes Dokument: der alte, gebeugte Papst schreibt an seine Altersgenossen. Anlaß für dieses Schreiben war, daß die UNO 1999 zum Jahr der alten Menschen erklärt hatte.
Darf ich Sie, liebe Leser, fragen: Ist Ihnen überhaupt aufgefallen, daß wir dieses Jahr begangen haben? Ehrlich gesagt, an mir ist es fast unbemerkt vorübergegangen. Altsein und Altwerden ist ja auch nicht wirklich ein Thema, mit dem sich unsere Zeit gerne beschäftigt. Das heutige Lebensmodell ist die Jugendlichkeit.
Wie sehr das der Fall ist, wurde mir bewußt, als wir beschlossen, das Alter zum Schwerpunkt-Thema dieser Nummer zu machen. In meinen Unterlagen - und da hat sich wahrlich einiges in den Jahren angesammelt - fand ich kaum etwas Aufbauendes über den Wert des Alters, auch nicht in christlichen Publikationen. Das Thema "Alter" ist nicht "in". Daher haben wir es diesmal aufgegriffen.
Ist das am Beginn des Jubeljahres 2000 eine gute Idee? werden sich manche fragen. Jetzt geht es doch um Aufbruch, Erneuerung, Bewegung... Da über das Alter zu sprechen, kann doch nur kontraproduktiv sein. Es signalisiert eher die entgegengesetzten Merkmale: Rückzug, Ruhe, Bewahrung...
Und dennoch: Vielleicht hilft uns gerade die Beschäftigung mit Fragen des Alterns klarer zu sehen, zu welchem Aufbruch wir heuer aufgerufen sind. Das Jubeljahr wird nämlich Früchte tragen, wenn es sich nicht darin erschöpft, weitere "Events" für die Erlebnisgesellschaft zu liefern, sondern tragfähige Perspektiven für das ganze Leben zu eröffnen.
Christof Gaspari