Wir sind wieder(!) eine Großfamilie! Waren es bis vor einigen Tagen nur mehr vier bis maximal fünf Kinder, so hat sich das mit dem Coronavirus sehr schnell auf stattliche neun von insgesamt 12 erhöht. Wir haben zum Glück ein großes Haus, einen schönen Garten, leben am Land…
Dennoch mussten wir uns zuerst einmal besinnen: Wie soll das die nächsten Wochen oder gar Monate funktionieren. Denn schon am Tag des Eintrudelns beeinflussten neue, nicht nur positive Dynamiken unser trautes und eingespieltes Familienleben. Jetzt haben wir es vom ziemlich eigenständigen Erwachsenen, über die Pubertierenden bis hin zum Kleinkind zu tun. Ihr könnt uns glauben, da wartet noch einiges auf uns.
Wir haben sofort einen ganz groben Plan für unsere Familie erstellt und ihn allen mitgeteilt und dass wir das so wollen und uns auch von den erwachsen Kindern erwarten, damit wir nicht gemeinsam verrückt werden. Das war grundsätzlich für alle einsichtig, auch wenn der eine oder die andere meinte, es besser zu wissen… Je schneller man sich als Eltern und Familie konkret einigt, umso leichter wird es angenommen. Der Vormittag ist nun straff organisiert, der Nachmittag frei.
Pünktlich aufstehen, pünktlich ins Bett
So lange zu schlafen, wie man gerade will, macht bei uns immer schlechte Laune. Deswegen sitzen alle gemeinsam beim Frühstück. Die Uhrzeit kann man verhandeln. Gerade Pubertierende möchten ein Mitspracherecht. Wir Eltern hatten hier einen Zeitrahmen abgesprochen und dann die Kinder mit einbezogen. Nun gibt es bei uns um 7:30 Frühstück. Das ist viel später als zu Schulzeiten und gleichzeitig früher als in den Ferien.
Am Abend gelten ähnliche Schlafenszeiten wie an normalen Werktagen, natürlich nach Alter verschieden. Wenn die Kleinen dann endlich im (elterlichen) Bett einschlafen, ist noch Zeit mit den größeren Kindern gemütlich zusammen zu sitzen. Eine Tasse Tee, ein Film, ein Buch, ein Gesellschaftsspiel.
Gemeinsame Mahlzeiten am Familientisch
Die sind bei uns auch unter normalen Bedingungen ganz wichtig. Der Familientisch ist die Werkbank der Erziehung. Hier wird gehobelt und geschliffen, es fallen Späne und man freut sich über Erfolge, teilt das Leid, streitet, lacht und vieles mehr. Man könnte fast sagen, der Familientisch ist der Altar der Familie. Je mehr um ihn herum und darauf geschieht, desto besser.
Gleichzeitig haben wir von Anfang an versucht, private Mahlzeiten, Kühlschrankplünderungen und dergleichen zu unterbinden – es hat sich bewährt. Ein gesunder Hunger und folglich die Freude auf eine gemeinsame Mahlzeit sind die Folge.
Einheitliche Lernzeiten
Das hat sich bereits in diesen ersten Tagen positiv ausgewirkt! Momentan leben bei uns wieder sieben Schüler und ein Student, die alle ein volles Pensum an Lernstoff bekommen haben. Gerade für die Volks- und Unterstufenschüler ist es eine große Erleichterung, dass am Vormittag alle um den Küchentisch bzw. an ihren Computern sitzen und gemeinsam lernen. Wir haben zwei Einheiten mit je 1,5 Std. festgelegt. Da herrscht eine gewisse Ruhe und niemand wird unnötig abgelenkt. Braucht einer länger, dann gibt es noch immer den Nachmittag. Ist ein Kind früher fertig, dann geht es noch nicht in den Garten, sondern beschäftigt sich still. Bücher gibt es bei uns zum Glück genug!
Arbeitseinsatz für alle
Nach den Mahlzeiten gilt bei uns schon lange die Regel: „Niemand verlässt die Küche, bevor sie nicht fertig ist!“ An das halten wir uns auch jetzt. Zusätzlich haben wir einen Arbeitseinsatz ausgehandelt.
Um ganz ehrlich zu sein: Hier haben wir nicht wirklich verhandelt, sondern unsere Kinder vor Tatsachen gestellt. Die einen helfen beim Kochen, einer arbeitet im Garten, zwei haben sich die Fenster vorgenommen… Arbeit gibt es ja in Hülle und Fülle. Das Witzige daran: Dieses praktisch gelebte ‚Familie als Team‘ macht gute Laune! Nicht nur bei der Mutter, sonder auch bei den Kindern.
Genusszeiten
Ist man als Familie die ganze Zeit zusammen, dann regelt man oft nur die Pflichten und vergisst auf das Vergnügen. Das geht dann leicht unter! Schließlich hat man die Kinder ja eh den ganzen Tag…
Gerade jetzt sind unsere Vormittags- und Nachmittagsjause enorm wichtig. Da gibt es Obst, Wasser, Kaffee, Tee… Den Kleinen liest meine Frau an dieser Stelle immer etwas vor. Momentan sind wir wieder einmal mitten in ‚Den Chroniken von Narnia‘ unterwegs…
Eine nette Idee von einer Kundin: „Ich führe jetzt die Online-Gute-Nacht-Geschichte mit den Großeltern ein. Mir kommt vor, die Kinder schaffen es nicht ordentlich mit den Großeltern zu telefonieren und diese brauchen aber Zeit mit den Kindern. Also wird jetzt vorgelesen, am Abend via Skype oder WhatsApp... mal schauen, ob das klappt.“
Auslüften
Wir haben ein großes Haus und denken voller Mitgefühl an jene, die nun in einer kleinen Wohnung leben müssen. Trotzdem: Auch wir müssen täglich raus! Daheim fällt einem so schnell die Decke auf den Kopf. Einige unserer sportlicheren Jugendlichen (Erwachsenen) haben sich vorgenommen, in der Früh schon eine Runde zu laufen. Die Kinder nutzen den Garten.
Und wir Eltern? Tja, da müssen wir noch schauen. Irgendwie geht es jetzt genauso schwer wie vorher…
Gott neu entdecken
Das fängt sicher damit an, dass wir selbst wieder mehr an Ihn denken, mehr mit Ihm sprechen… Aber auch als Familie wollen wir hier Altes festigen und Neues überlegen: Ein Morgengebet vor dem Frühstück, Tischgebete, der Rosenkranz, die Bibel, Gottesdienste im Internet… Es gibt so viele Möglichkeiten!
In dieser Zeit tut es uns gut, den Sonntag besonders hervorzuheben. Nicht nur durch eine besondere Tischkultur, sondern ebenfalls durch ein festliches Gewand (auch wenn es niemand sieht) und einer Hl. Messe über Livestream.
Auszug aus „Familienleben in Coronazeiten“ auf: www.ehefamiliebuch.at