„Öffnet die Tore für Christus!“ sollte das Motto des Jungfamilien-Treffens 2020 sein – und dann kam der Lockdown! Die Großveranstaltung in Pöllau im Sommer schien undurchführbar. Und dennoch gelang es, die Tore für Christus zu öffnen – auch in der Pandemie…
Das Jungfamilientreffen in Pöllau (JuFa) erfordert Vorbereitungen, die schon ein Jahr vor dem nächsten Treffen beginnen. Somit ist nach dem JuFa auch vor dem JuFa. Bereits im Herbst 2019 wurde das Thema fürs heurige Treffen festgelegt. Wir feiern heuer den 100. Geburtstag von Papst Johannes Paul II. Die eindringlichen Worte und Gesten seiner ersten Predigt haben eine neue Ära der Kirche angekündigt: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“ Das sollte unser JuFa-Motto werden. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, wie lange und fest die Türen unserer Wohnungen und Häuser verschlossen sein sollten.
Es war ein Wort mit prophetischer Kraft auch an uns im JuFa-Team. Wie viele andere Veranstalter standen auch wir im Frühling vor der komplexen Frage, ob und wie wir im Sommer ein Großevent abhalten könnten. Über 1.000 Menschen für 6 Tage im Schlosspark und der Kirche, das kann sich trotz guter Prognosen nicht ausgehen. Es ist unangenehm, Entscheidungen zu treffen, wenn man wichtige Parameter nicht kennt.
Ein Lockdown und offene Türen sind ein schmerzvoller Widerspruch. Warum nicht einfach absagen? Wir hatten ja die ersten Coronawochen erlebt. Es war eine völlig neue Erfahrung, verbunden mit sehr unterschiedlichen persönlichen Empfindungen. Verwirrung, Unsicherheit und Angst waren Teil davon.
Die Familie war plötzlich wieder von zentraler Bedeutung. Die Wohnungen und Häuser wurden zum Arbeitsplatz, zum Klassenzimmer, Spielplatz und auch zur Kirche. Das ist aber gerade für die Jungfamilien eine große Belastung. So war uns rasch klar, dass wir ihnen nahe sein, ihnen Stärkung, Mut und Christusbegegnung ermöglichen wollten. Absagen war also ausgeschlossen, wir wollen den Familien dienen – so gut und herzlich wie möglich. Aber wie jetzt konkret?
So gingen wir vom JuFa- Team ins Gebet, jeder bei sich zu Hause. Am Ende einer Novene zum Heiligen Geist, dem großen Mutmacher und Türöffner, fanden wir ein Format, das in jedem Fall ein Jungfamilientreffen ermöglichen könnte. Es war flexibel genug, um im ärgsten Lockdown wie auch bei größeren Lockerungen ein Maximum an geistlicher Nähe und Begegnung zu ermöglichen: „Das Jungfamilientreffen ONLINE®ional“.
Wir suchten erfahrene Teilnehmerfamilien in ganz Österreich, Deutschland und Südtirol. Über 30 waren schließlich bereit, das Wagnis eines kleinen Jungfamilientreffens bei sich in der Pfarre auf sich zu nehmen.
Durch das große Netzwerk der vielen mit uns verbundenen Familien, der Priester und ehrenamtlichen Mitarbeiter und das technische Knowhow gesammelt, aus Liveübertragungen vom Familienrosenkranz und Heiliger Messe während des Lockdowns bei uns im Haus der „Gemeinschaft Immaculata“, sowie die seit vier Jahren stattfindenden Livestreamgruppen des Familiennachmittages, konnten wir mit Gottes Hilfe ein komplett neues Veranstaltungsformat aufbauen.
Alle Programminhalte waren live anzusehen und die wichtigen liturgischen Momente wie Heilige Messe, Beichte, Fest der Barmherzigkeit, Versöhnungsgespräch, kleine Wallfahrt und Eheerneuerung haben regional und real stattgefunden.
Das „JuFa2020 ONLINE®ional“ war ein großer Segen. Trotz des Verzichts auf die große Gemeinschaft und das bunte Kinderprogramm berichteten so viele Familien von wunderschönen Begegnungen in den kleinen Gruppen. Vom „Geist von Pöllau“, der plötzlich in ihrer Pfarrkirche spürbar wurde. Von neuen Freundschaften und Bekanntschaften zu anderen Familien in ihrer Umgebung. Von tiefer Christusbegegnung. Einige Priester waren so das erste Mal ‚in Pöllau‘ dabei. Insgesamt waren gut 250 Familien, mehr als je zuvor, beim Jungfamilientreffen dabei.
Wir haben erfahren dürfen, der Heilige Geist bewirkt es: Es gibt immer, zu jeder Zeit und in jeder Situation Möglichkeiten, die Tore für Christus zu öffnen!