VISION 20005/2020
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Gott weiß, was gut für mich ist

Artikel drucken Jana Zemann,aus dem Gefängnis der Drogen in die Freiheit Gottes (Von Alexa Gaspari)

Wie versprochen ist hier nun das Portrait von Jana, Ehefrau  von Sasha Zemann (Portrait 4/20). Hübsch ist sie – auf Anhieb ungemein sympathisch. So mein erster Eindruck von ihr bei unserem Treffen daheim bei Zemanns. Da sie weiß, wie wichtig es für andere sein kann, Zeugnis zu geben, ist auch sie bereit, aus ihrem Leben zu erzählen.
Jana kommt 1982 in der Slowakei zur Welt. Sie ist noch keine 2 Jahre alt – ihre Schwester gerade 4 –, als ihre Eltern sich scheiden lassen. Den Töchtern zuliebe geht die Mutter keine neue Beziehung ein, fürchtet, ein neuer Mann könnte die beiden nicht gern haben. „Das war in der damals kommunistischen Ära keine leichte Zeit für eine alleinerziehende Mutter. Der Vater, obwohl Anwalt (leider Alkoholiker und Spieler), beteiligt sich nicht am Unterhalt der Kinder,“ erzählt Jana aus ihrer Kindheit. Als kleines Mädchen bemüht sie sich, der Mutter keine Sorgen zu machen, sie zum Lachen zu bringen, freundlich zu den Leuten zu sein. Zum Vater hat sie keine Beziehung, sieht ihn nur ab und zu.
Janas Mutter, die in einem Labor arbeitet, sorgt dafür, dass die Mädchen genug zu essen und zum Anziehen haben. Große Sprünge – etwa Urlaub im Ausland – kann sich die Familie jedoch nicht leis­ten. Die Großmutter mütterlicherseits versucht, die Lücke, die der Vater hinterlässt, auszufüllen.
In der Volksschule liebt Jana Religion, sonntags geht sie in die Kirche, am Abend wird gebetet. Eines Tages wird den Kindern ein Film über Mutter Teresa gezeigt, und Jana träumt in dieser Nacht intensiv, dass sie – wenn auch nicht als Nonne – in einem Gebiet lebt, wo Armut, viel Müll und viel Sand sind. Dieser Traum begleitet sie ab da. Als sie 10 Jahre alt ist, wird ein Kloster in der Stadt gegründet. Mit den Nonnen freundet sie sich an, verbringt viele Samstage dort, bas­telt Rosenkränze für die Mission. „Die Atmosphäre, die Stille aber auch die Gespräche dort, die Freundlichkeit von Sr. Domenica haben mir sehr gefallen.“
Und doch: Trotz dieser guten Voraussetzungen ändert sich alles mit der Pubertät: Sie ist unzufrieden mit sich selbst, gefällt sich nicht, ist lustlos. Wichtig ist es nun, Freunde zu haben, zu einer Gruppe zu gehören, sich zu schminken, mit der Schwester abends auszugehen – erst in der Früh  gegen 5 Uhr! – heimzukommen. Das ist nur möglich, weil die Mutter am Wochenende oft die besser bezahlte Nachtschicht annimmt und nichts vom nächtlichen Leben der Töchter mitbekommt. Ruft sie abends noch an und erkundigt sich, heißt es: „Wir sind schon im Pyjama...“ Dabei sind die Schwestern schon ausgehfertig. Jana ist noch keine 14.
Der Übergang zum Frausein vollzieht sich rasant. „Ich hatte ältere Freunde und bin vom kleinen Kind sehr schnell zur jungen Frau geworden.“ Das Kloster besucht sie nicht mehr, denn: „Einerseits hat mir dieser neue Lebensstil  mit Alkohol und Tabletten gut gefallen. Innerlich wusste ich aber – vor allem sonntags in der Kirche –, dass so ein Leben nicht in Ordnung war.“ Doch da ist niemand, der ihr die negative Seite der sie blendenden Medaille deutlich aufzeigt. Die Woche hindurch lebt sie nur für das Ausgehen am Wochenende. Marihuana greift sie allerdings, nachdem sie es einmal versucht und Panikattacken sowie Herzrasen bekommen hat, nicht mehr an.
In der Schule wird der Lebenswandel der 14-Jährigen bald bekannt, und schließlich erfährt es auch die belogene Mutter. Die Geschichten, die über sie kursieren, hören sich noch weit schlimmer an, als es ohnedies schon ist. Versucht sie, das richtigzustellen, glaubt ihr niemand. Jana erkennt: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn…
Die Mutter schenkt den Gerüchten mehr Glauben als ihr. Verletzt läuft Jana von zu Hause weg zu einer Freundin. Aus Sorge um die Mutter kommt sie wieder zurück, entschuldigt sich, aber die Situation bessert sich nicht: Jana fühlt sich unverstanden und sieht sich aus dem Schlamassel nicht heraus. So schluckt sie eines Tages – sie ist noch keine 15 – als eine Art Hilferuf,  nicht um sich wirklich umzubringen – eine Unmenge Tabletten der Mutter, die sie zu Hause findet…
Dann ist die Hölle los. In letzter Sekunde – sie hört und sieht nichts mehr – wird sie im Krankenhaus gerettet: eine furchtbare Situation für die Mutter, die noch dazu in diesem Spital arbeitet. Der Geschichte macht natürlich die Runde. Als Jana genesen ist, muss sie zurück in die Schule. Dort fühlt sie sich als Außenseiterin, schwänzt häufig den Unterricht, trifft sich mit anderen „Ausgestoßenen“.
Trotz allem ist sie eine blendende Schülerin und besteht die Aufnahmeprüfung in die Handels­akademie. Dort hofft sie, in ein neues Milieu zu kommen, zu neuen Kameraden. Die Enttäuschung ist groß: Sie muss feststellen, ihre Eskapaden haben sich bis dorthin herumgesprochen: „Die haben mich von Anfang an wie das schwarze Schaf behandelt,“ erinnert sie sich. „Ich habe nie die Möglichkeit gehabt zu beweisen, dass ich auch ganz anders sein könnte und was an Gutem in mir steckt,“ so der traurige Rückblick.
Jana sehnt sich nach dem Traumprinzen. Doch die Burschen aus der Clique, in die sie sich verliebt – im Grunde erhofft sie sich die Wertschätzung und ja, Bewunderung als junge Frau, die sie all die Jahre von ihrem Vater hätte bekommen sollen – entpuppen sich nacheinander als Reinfall. So geht es bergab mit ihr.
Eines Tages bringt ein Kindheitsfreund ein Päckchen mit, das er beim Nachbarn gefunden hat: Heroin. Das probieren beide nun aus. Bald brauchen sie diesen Stoff. Doch Jana kann sich, im Gegensatz zu ihrem betuchten Freund, Heroin nicht leisten. Da taucht ein Mann auf, der sie scheinbar hoch achtet und sie zunächst mit Heroin versorgt, ihr jedoch eines Tages erklärt, sie sei viel zu schön und wertvoll, um durch Heroin zu verkommen. Jana  gefällt diese Sorge und ist bereit, damit aufzuhören, merkt jedoch nicht, dass der Mann sie mit Zigaretten versorgt, denen kleine Mengen von Heroin zugesetzt sind, um sie – wie ihr später klar wird – von sich abhängig zu machen. Sie bemerkt zwar, dass sie nicht mehr so klar denken kann, doch es ist kein richtiger Rauschzustand. Vier Monate geht das so.
Janas Familie missfällt der Freund. Der Vater, der endlich „trocken“ ist – und es bis zu seinem Tod bleiben wird – erkennt die Gefahr und holt nun die 17-Jährige oft von der Schule ab, um dem Freund zuvorzukommen.
Doch eines Abends kommt sie nicht heim. Große Beunruhigung der Eltern. Als Jana in der Früh endlich auftaucht, wird sie mit einem Drogentest erwartet. Trotz ihrer Beteuerung, kein Heroin genommen zu haben, ist der Test positiv. Niemand glaubt ihr natürlich! Von der Ärztin wird sie in die Psychiatrie eingewiesen.
„Wieso Psychiatrie?“, frage ich und erfahre, dass in der Slowakei Drogenabhängige üblicherweise in die Psychiatrie eingewiesen wurden. „Es war schrecklich. Ich war mit Patienten zusammen, die schwerste psychische Probleme hatten. Dass ich nicht verrückt wurde, habe ich einem sehr stillen Burschen zu verdanken, der viel Rosenkranz betete und in der Bibel las. Ihm machte es nichts aus, wenn man ihn deswegen auslachte, er ist dabei geblieben. „Wenn der durchhält, muss ich auch durchhalten,“ so ihre Devise. Sie macht alle Therapien mit, bemüht sich, verhält sich unauffällig, passt sich an, wird zur Vorzeigepatientin. Bald darf sie in der Klinik kleine Aufgaben übernehmen. Was ihr auch Kraft gibt: Sonntags besucht sie die Hl. Messe.
In der Zwischenzeit wird der „Freund“, der ihr das Heroin unterjubelt hatte, wegen eines anderen Delikts eingesperrt. Eine Sorge weniger. „Als ich nach drei Monaten entlassen werden sollte, hatte ich Angst vor der Zukunft. Wie wird es weitergehen?“ Im August kommt sie heraus und geht wieder in die Schule. Hier weiß man natürlich um ihr Drogenproblem und lässt es sie spüren. „Warum weiter in die Schule gehen? Es hat doch alles keinen Sinn“, denkt sie sich. „Ich bin abgestempelt.“ In ihr ist eine tiefe Leere. Keine Freude, kein Ziel, kein Ausweg. Klingt sehr nach Depression, denke ich.
Sie zieht sich zurück. Die Mutter ermuntert sie, doch wieder Freunde zu treffen und auszugehen. So lernt sie im Dezember wieder einmal einen Mann kennen, der drogenabhängig ist. Die innere Stimme, die ihr „nein!“ zuruft, schiebt sie weg: Was soll’s? Dieses Leben ist sowieso uninteressant. Am besten betäuben: Nichts hören, nichts sehen, nur dieses warme Gefühl der Betäubung wieder auffrischen. Eigentlich fürchtet sie sich schon seit Kindheit vor Nadeln, Spritzen. Doch nun beginnt sie zu spritzen. Sie weiß, dass sie damit ziemlich weit unten landet.
Eines kalten Abends, zwei Wochen später, schaut sie in den Himmel und staunt über die unendlich vielen Sterne. Hat sie je schon so viele gesehen? Sie wendet sich an Gott: „Ich weiß, dass es Dich gibt, und ich möchte nicht so enden. Ich kann nicht glauben, dass Du willst, dass ich so ende. Wenn es Dich gibt, dann bitte mach etwas. Hilf mir!“ Kurz darauf erkennt ein Freund, dass sie auf den Abgrund zusteuert. Er schlägt ihr vor, sie zu ihrer Mutter zu begleiten, um ihr alles zu erzählen. „Die Unterstützung zu diesem Schritt war wirklich eine große Hilfe.“
Von da an geht alles schnell. Am 20. Jänner 2001 – sie ist 18 – ist sie mit ihrer Mutter in Medjugorje und beginnt mit Vorgesprächen im dortigen Cenacolo. Im Mai tritt sie in die Gemeinschaft ein. „Für diese vier Monate der Vorbereitung bin ich dankbar. Medjugorje hatte eine heilende Wirkung. Man hatte mir gesagt, es würde in der Gemeinschaft schwer sein, ich würde immer wieder Lust haben wegzugehen. Aber bei mir war das nie so. Ich war einfach froh, da zu sein und mein Leben verändern zu können. Schon vorher wusste ich, dass hier junge Leute mit großen Problemen miteinander beten, leben, arbeiten, um wieder zurück ins Leben zu finden. Ich fühlte, dies sei das Richtige für mich.“
2,5 Jahre bleibt sie in Medjugorje und hat diese Zeit in wunderschöner Erinnerung. „Hier ist der ganze innere Dreck herausgekommen,“ erinnert sie sich dankbar. Auf die Frage, was das bewirkt habe, antwortet sie entschieden: „Die Arbeit und das Gebet.“ Daheim bei der Mutter hatte sie nie etwas arbeiten müssen. „Ich war die Bequemlichkeit gewöhnt. Als ich hörte, dass hier junge Menschen für sich und die Gemeinschaft selbst sorgen müssen, habe ich das faszinierend gefunden. Das hat mich erzogen.“
Und sie ergänzt: „Auch hatte ich schon länger jemanden gesucht, der Zugang zum Gebet hat. Ich hatte mich ja zuletzt in der Kirche eher wie eine Außenstehende gefühlt. Nun änderte sich das total. Das Gebet im Cenacolo,“ so schildert sie mir, „hat aus uns jungen Frauen mit ganz unterschiedlicher Mentalität und Herkunft eine Gemeinschaft gemacht, die zusammengehalten hat. Das Gebet half uns, Gutes zu tun: uns selbst und den anderen Mädchen. So fand ich meinen Weg, wurde aber auch aufmerksam auf das, was die anderen um mich herum brauchen. Diese Aufmerksamkeit den anderen gegenüber habe ich in der Gemeinschaft so wunderbar gefunden. Ich wusste immer: Ich bin nicht alleine. Wenn ich ein Problem habe, merken es die anderen und helfen mir. Ja, Differenzen gab es auch: Sie zu erkennen und miteinander zu klären, sich zu entschuldigen und zum Alltag zurückzukehren ohne, dass jemand mir mein Fehlverhalten ständig vorgeworfen hätte, war sehr heilsam. Man fühlt sich nicht mit allen gleich stark verbunden, aber sich den anderen gegenüber gut zu benehmen, geht immer. Das Gebet hat all das möglich gemacht.“
Und weiter. „Wir hatten Zeit zum Gebet, auch Zeiten der Anbetung, denn in der Kapelle war immer die Eucharistie. Die Erfahrung, wie stark Gebet wirken kann, habe ich hier gemacht.“ Noch etwas hat sich ihr eingeprägt: Gottes Vorsehung: „Wenn ich auf Gott vertraue, bekomme ich zur rechten Zeit, was für mich gut ist.“ (Die Gemeinschaft Cenacolo setzt auch ganz auf die Vorsehung Gottes). „Das funktioniert bis heute,“ fügt sie lächelnd hinzu. „Gott weiß genau, was gut für mich ist. Wenn ich Ihm vertraue, kommt das Richtige im richtigen Moment.“ Was für eine Wandlung und tiefe Erkenntnis!
Nach Medjugorje kommt sie in ein Haus in Italien. Vier Jahre verbringt sie in Häusern der Gemeinschaft, geht dann in die Cenacolo-Mission nach Peru.  Wie sie auf die Idee kam, dorthin zu gehen? „2004 ist ein Padre zur hl. Messe gekommen und hat erzählt, dass er gerade in Peru war, wo für die Gemeinschaft eben ein Haus gebaut worden war, jedoch noch keine Missionare dort sind.“ Die Zustände dort, erkennt Jana sind genau wie jene von denen sie vor Jahren geträumt hat: Sand, Elend und Müll: „So wollte ich leben.“ Mit dem ersten Schub an Missionaren geht sich nach Peru.
Dort betreut sie Kinder: Waisenkinder – die bei ihnen wohnen oder zur Tagesbetreuung kommen –, Straßenkinder, Schulkinder, um zu verhindern, dass sie auf der Straße landen. Man weiß ja, dass solche Kinder nicht selten für Organtransplantationen ihr Leben lassen müssen. Für ihre eigene Zukunft stellt sie sich vor, in Peru zu heiraten, um dort eine Missionsfamilie zu gründen. Dass sie daran denkt, selber Kinder zu bekommen, obwohl ihr dies die längste Zeit zu verantwortungsvoll erschien, dazu verhilft ihr auch die kleine Emily. „Ich habe in Peru viel Schönes mit Kindern erlebt, aber mit Emily war es besonders.“ Diese kommt mit knapp zwei Wochen zu ihnen.
Nach der  Entbindung war die Mutter aus dem Spital verschwunden, ohne Angaben zu hinterlassen. „Es gibt dort viele solche Mütter, die ihre Kinder lieben, aber keine Lebensperspektiven für sie sehen, weil sie selbst kein Dach über dem Kopf haben. Die Verhältnisse sind oft ganz schlimm,“ erinnert sie sich wehmütig. „Für Emily und ein anderes weggelegtes Baby war ich dann 24 Stunden am Tag Mama. Mutter Elvira hatte uns jedoch immer gesagt: Wir sollten nicht die Mutter ersetzen. Die Kinder müssten irgendwann wissen, dass sie eine leibliche Mutter haben. Wir sollten den Kindern aber das Gefühl vermitteln: Auch wenn ihr weggegeben wurdet: Ihr seid geliebt, von Gott gewollt. Das sei das Wichtigste, was wir den Kindern mitgeben sollten.“
Mit etwa drei Monaten wird Emily krank: Sie will nicht mehr richtig trinken, stellt Jana besorgt fest. Der Arzt erklärt jedoch, es sei alles in Ordnung. Aber Jana merkt: Emily geht es schlecht. Auch ein zweiter Arzt erklärt das Baby für gesund. Emily wird aber schnell schwächer. Jana gerät in Panik, packt die Kleine und fährt mit ihr nach Lima ins Spital. Dort heißt es: Rettung in letzter Minute: Das Kind habe einen Pilz der sich vom Mund schon in Magen und Darm ausgebreitet hatte.  Emily war schon stark dehydriert.  Etliche Tage bleibt Jana mit Emily im Spital, schläft am Boden, vertreibt Kakerlaken die dem Baby über das Gesicht kriechen wollen. Sie ist froh, als sich Emily erholt und sie nach Hause können.
Ja, dann aber wird das Mäderl mit acht Monaten adoptiert! Einerseits wunderbar für Emily: „Das Ehepaar – es war gut situiert – hat sie wie eine Prinzessin behandelt.“ Andrerseits fällt Jana der Abschied von dem Kind, das sich ihr ja angeschlossen hatte – „Wenn sie meine Stimme hörte, kam sie mir immer schon strahlend entgegengekrabbelt“ – schrecklich schwer. Als am Tag des Abschieds alle in der Kapelle sind, sitzt Jana am Dachboden und weint schrecklich. Wie gut verstehe ich das!
Da die Adoptiveltern Emily ein ganz neues Leben bieten wollen, kann Jana sie nie mehr wiedersehen! Nur aus Berichten weiß sie, dass es Emily – sie ist jetzt 15 – gut geht. Dieses Kind hat ihre Mütterlichkeit geweckt und die Scheu vor dem Muttersein geheilt.
Nach 2,5 Jahren  in Peru bekommt sie ernste gesundheitliche Probleme, muss nach Europa zurück. In einem Haus der Gemeinschaft kann sie sich auskurieren: „Zurück in Italien, habe ich gespürt, dass ich nun allein mein Leben in die Hand nehmen muss. Die Gemeinschaft ist etwas Wunderbares, hier wurden viele meiner seelischen Wunden geheilt. Am liebsten hätte ich mein ganzes Leben hier verbracht, aber ich wollte einen Schulabschluss machen und mich auf eigene Füße stellen.“ So geht sie 2010 zurück in die Slowakei, macht beim Roten Kreuz eine Ausbildung als Pflegerin - schon als Kind hat sie sich gerne mit den alten Menschen im Spital, in dem ihre Großmutter gearbeitet hat, unterhalten - beginnt im September mit der Schule und arbeitet dann schon nebenbei als 24-St. Pflegerin.
 So ist sie nun jeweils zwei Wochen als Pflegerin tätig und zwei Wochen geht sie in die Schule. Mit dem Schulabschluss wollte sie auch ihren ehemaligen Lehrern – „die Direktorin war die einzige Lehrerin gewesen, die an mich geglaubt hatte“ – beweisen, dass sie es geschafft hatte.
In dieser Zeit lernt sie über die Internetseite der ehemaligen Cenacolo-Bewohner Sasha kennen. Jetzt lacht sie: „Der Topf hatte seinen Deckel gefunden, ich kann das nicht anders sagen. Er war immer respektvoll, nie aufdringlich. Mit ihm konnte ich super über alles sprechen. Unsere Beziehung war so frei und so sauber. Ich wusste: Jetzt war ich angekommen. Wir haben immer mehr Zeit miteinander verbracht. Für mich wurde klar: Der ist es.“ Am 13.Mai, vor acht Jahren haben sie  geheiratet. „Das Sakrament, das wir uns in der Kirche gespendet haben, war uns sehr wichtig.“
Es musste unbedingt der 13. Mai – Fatimatag – sein, höre ich und frage sie, was es damit auf sich hatte? Jana erzählt mir daraufhin: „Ins Cenacolo bin ich ja in Medugorje eingetreten. Dort habe ich ganz stark die Nähe der Muttergottes gefühlt. Zu Gott hatte ich kein persönliches Vater-Verhältnis. Ein Grund war wohl, dass ich zu meinem leiblichen Vater keine gute Beziehung hatte. Die Enttäuschungen mit den „Freunden“ und das eher strafende als liebevolle Gottesbild aus dem Katechismusunterricht haben auch dazu beigetragen, dass ich Gott nicht als mich liebenden Vater annehmen konnte. Mit Jesus war das ähnlich. Wenn ich zu Ihm betete, dann nicht wie zu einem guten Freund, dem man alles erzählen kann.“
Und da habe ihr die Gottesmutter sehr geholfen: „Mit ihrer mütterlichen Liebe, die ich spürte, habe ich Gott anders sehen gelernt. Schritt für Schritt wurde mir so  auch der Weg zu Jesus geebnet. Über Fatima, die ,schöne Dame’, die Seherkinder hatte ich viel von meiner Oma gehört. Der 13. Mai wurde daheim stets als Muttergottesfest gefeiert. Aus all diesen Gründen sollte unsere Ehe an diesem Tag, wo im Himmel ein großes Fest für die Muttergottes ist und sie besonders präsent ist, beginnen. Sie würde uns dann sicher im so wichtigen Ehesakrament begleiten, war ich sicher.“
Nun arbeitet sie meist von zu Hause in Sashas Geschäft mit und kann so zu Hause sein wenn ihre Kinder Nico (7,5) und Marco (5) von Schule und Kindergarten  heimkommen.  Den Kindern möchten Beide möglichst viel an Erfahrungen und Einsichten, die sie  in all den Jahren gemacht haben, weitergeben. Sie werden zwar später ihre eigenen Entscheidungen treffen müssen, doch dann sollen die Erinnerungen an das von den Eltern Gehörte sie bestens beraten.  „Beschütze die Kinder und führe sie,“ bittet sie jeden Tag die Muttergottes, wenn die Kinder in Schule und Kindergarten gehen. „Ich bin überzeugt: Wenn wir für die Kinder beten, werden Jesus und die Muttergottes immer für sie da sein. Die wissen ja am Besten was für sie gut ist.“
Jana macht auf mich einen glücklichen, ausgeglichenen Eindruck. Wie wunderbar, dass sie und ihr Mann Sasha mit der Hilfe Gottes nach den vielen Umwegen einen so guten gemeinsamen Weg gefunden haben.

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