Ein erfrischendes Büchlein auf dem Weg zur Gotteserfahrung, das uns der deutsche Pfarrvikar von St. Hubertus (Flittard) und St. Maria Geburt (Köln), seit 2005 bei Radio Horeb, seit 2015 Kölner Diözesanleiter der Unio Apostolica, da vorgelegt hat. Nach vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, in denen sich viele den Kopf über Einzelheiten der Hölle zerbrochen haben, lädt uns Ulrich Filler zur Spurensuche mit Bildern, Gleichnissen und Prophezeiungen der Bibel ein, „den Weg zum Himmel zu finden“. Endlich, möchte ich ergänzen.
„Die Vorstellung eines ursprünglichen Paradieses gibt es bei allen Völkern, Religionen und Kulturen. Es ist ein Mythos ... eine gemeinsame uralte Erinnerung im Menschheitsgedächtnis, die sich in frühen Jäger- und Sammlerkulturen genauso findet wie bei afrikanischen Völkern, den Indianern Nordamerikas oder den Sumerern ... Das Paradies hört auf, wenn der Mensch eine Vorschrift Gottes übertritt ...“ Dabei geht es weniger um „Erkenntnis“, sondern mehr um „Eigenmächtigkeit“. „Die Ursünde ist der Versuch des Menschen, wenigstens auf dem Weg des Wissens die Grenzen der Geschöpflichkeit zu überwinden.“
Der erste Versuch Gottes, im „Paradies“ den Himmel auf Erden zu schaffen, hatte die Gestalt eines Gartens, einer „Oase des Glücks“. In Getsemani wird der Garten aber auch zum Ort des inneren Kampfes und des Gebets, bei Golgota zum Friedhof. Bei der Auferstehung Christi berührt der Himmel die Erde: „Jesus ist nicht mehr an Ort und Zeit gebunden, sondern kann nach Belieben da sein, wo und wann er will.“ Welche Weite erschließt sich daraus!
Der Autor geht weiter vom Bild des „Paradieses“ zur Vorstellung des „Himmels“. Oft werden die Begriffe synonym verwendet. Die englische Sprache kennt für „Himmel“ zwei Ausdrücke: „sky“ und „heaven“. „Sky“ meint den Himmel der Physik, der Sterne, der Galaxien, der „Raumzeit“. „Heaven“ ist der Himmel Gottes, der sich dem naturwissenschaftlichen Zugang entzieht. In ihm gilt weder Raum noch Zeit. In diesem „Himmel“ ereignet sich das „Fest des Lebens“.
Es ist der Himmel des raumzeitlosen („ewigen“) Handelns Gottes, Sein Wirken beginnt in dieser Welt mit dem „Himmelreich“, dem „Reich Gottes“ (griechisch basileia tou theou). (Ich habe bei Neil Donald Walsch dafür den köstlichen Ausdruck „sequenzsimultan“ gefunden).
Darauf zielt Ulrich Filler: Wie also sollen wir „Reich Gottes“ leben, um „himmelsfähig“ zu werden? Ehrlicherweise stellt er fest, dass heute nur wenige an diesem Ziel interessiert sind. Unsere von Gott geschaffene Seele (manche nennen sie das „Selbst“) ist unsterblich. Wenn wir sterben, geht unser materieller Anteil zurück zur Erde. In der Begegnung mit Gott werden unsere Masken und Illusionen fallen. Ulrich Filler betont: „Wir selbst sprechen uns das Urteil. Wir entscheiden, ob wir in den Himmel kommen möchten. Das gelingt, wenn unser Leben vom Glauben und von der Liebe bestimmt ist.“
„Aber da Gott nicht nur viel größer ist, als wir uns vorstellen können, sondern weil er uns auch viel mehr liebt, als wir ahnen, brauchen wir keine kleinliche Aufrechnung von Worten und Taten des Glaubens oder Unglaubens, der Liebe oder des Egoismus zu fürchten.“ „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird (Joh. 3,17).“ Großartige, ermutigende Worte!
Umso mehr hat es mich persönlich enttäuscht, dass der Autor mit seiner längst fälligen Ermutigung zur Erfahrung der „Himmelsfähigkeit“ auf das schreckliche Groschengeschäft des „Ablasses“ nicht verzichtet, das schon so viele konfliktreiche Missverständnisse hervorgerufen hat. Schade! Ich kann nicht nachvollziehen, warum er so ausführlich darauf eingeht.
Denn am Schluss des Büchleins ruft uns Ulrich Filler zu: „Unsere Berufung besteht darin, Mitarbeiter Gottes zu sein und mit und durch Jesus Christus die Welt Kopf stehen zu lassen!“ Eben. Das kann kein kleinliches Feilschen sein. „Seien wir bereit, unser Leben zu verlieren, es ganz und gar für Jesus einzusetzen.“ Um es ganz und gar in Ihm zu gewinnen und Glück ohne Ende zu finden!
Die Gottesdimension. Was ist der Himmel, eine Spurensuche. Von Ulrich Filler, fe-medienverlag GmbH, 2020, 112 Seiten, € 5,00.