Der heilige Franziskus war mit der Armut verheiratet; ich bin mit der Vorsehung verheiratet,“ so wird Julia Verhaeghe einleitend in dem kürzlich erschienenen Buch Sie diente der Kirche zitiert. Und genau deswegen ist dieses Buch spannend zu lesen, denn es lässt miterleben, wie Gott durch eine Frau, die „keine besondere Ausbildung, keine gute Gesundheit und keine materiellen Mittel besaß“ – so liest man ebenfalls im Vorwort –, Erstaunliches gewirkt hat: die Gründung der geistlichen Familie „Das Werk“, päpstlich anerkannt und in vielen Ländern der Erde tätig.
Es ist das zweite Buch über Mutter Julia, wie die Mitglieder der Gemeinschaft sie nennen. Es erzählt gut dokumentiert die Geschichte der Entfaltung dieses Werkes Gottes ab den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eine erstaunliche Geschichte, denn sie lässt den Leser miterleben, wie ein tief in Gott verwurzelter Mensch geführt wird, wenn er wachsam danach Ausschau hält, was der Herr ihm durch die Zeichen der Zeit und durch seine eigene persönliche Geschichte sagen will.
Der Platz hier reicht nicht, um nachzuerzählen, was in diesen vielen Jahren seit 1950 geschah. Der Leser erfährt, wie aus einer Schar von Schwestern, die Mutter Julia in Belgien um sich versammelt hatte und die zunächst in der Familienarbeit tätig waren, es zum Aufbau einer Schule, zur Gründung neuer Niederlassungen kam, wie langsam Priester und Bischöfe auf das wohltätige Wirken dieser Frauen aufmerksam wurden und sie für die unterschiedlichsten Dienste „engagierten“. So kam es etwa dazu, dass Schwestern des Werkes nach Rom gerufen wurden, um dort im Generalrat der „Weißen Väter“ zu wirken oder nach Jerusalem, um ein Exerzitienzentrum zu betreuen oder nach Burkina Faso, um dort missionarisch zu wirken.
Bemerkenswert: Immer wieder werden Dienste beendet, wenn die Gefahr droht, dass deren geistiges Umfeld nicht mehr der Berufung des Werkes entspricht. Diese Unterscheidung ist Mutter Julias besonderes Charisma. So erweist sich die Klarheit der Ausrichtung auf den Willen Gottes letztlich als Garant dafür, dass die so vielfältig eingesetzte Gemeinschaft im Laufe der Jahre nicht zerfällt, sondern wächst.
Heute hat die geistliche Familie „Das Werk“ ihren Sitz in Österreich, in Thalbach bei Bregenz, ist päpstlich anerkannt, steht im Dienst der Neuevangelisierung und umfasst eine Gemeinschaft von Priestern, von Gottgeweihten sowie von Laien, die von der Spiritualität des Werkes angesprochen wurden.
1997 stirbt Julia Verhaeghe 87-jährig, nach langem geduldig angenommenen Leiden. Über sie schrieb P. Philip Boyce, der Mutter Julia bis zu seiner Bischofsweihe 20 Jahre lang begleitet hatte:
„Es ist ihre Sendung, mit unserem Herrn ein Leben in Sühne und Liebe zu leben. Obwohl sie deutlicher als die meisten Menschen die Gefahren sieht, welche die Kirche und den Glauben bedrohen, ist sie weder depressiv noch ängstlich. Im Gegenteil: Sie ist eine sehr glückliche Person, sehr friedlich, voller Hoffnung. Denn sie weiß, dass Christus siegen wird, dass alles gut wird, dass Gottes Vorsehung über jeder Stunde der Geschichte waltet.“
Sie diente der Kirche – Mutter Julia Verhaeghe. Von Hermann Geißler FSO. fe-medienverlag, 288 Seiten,