Jahresrückblicke fielen 2020, also im im Jahr der Corona-Pandemie, meist negativ aus. Und dennoch: Es gibt Menschen wie den Autor des folgenden Beitrags, die feststellen müssen: Diese Corona-Zeit war für mich auch positiv…
Wie ist diese etwas provokante Aussage zu verstehen? Dazu muss man die Vorgeschichte kennen. Trotz meiner 72 Jahre fühle ich mich nicht zum alten Eisen gehörig und habe nach längerer Suche – mein Leben lang hatte ich große Sehnsucht danach – durch Gottes Wirken meine geisige Heimat, meinen Ankerplatz im ehrfürchtigen, täglich gelebten Glauben der Passionisten und Auerbach- Schulschwestern in Maria Schutz gefunden. Allein darüber zu schreiben, würde ein Buch füllen…
Über das winzige Virus, das die Welt verändert hat, brauche ich wohl keinen Kommentar abzugeben. Covid-19 gehört zur Familie der jahrzehntelang schon bekannten Corona-Virenfamilie und ist in den Medien seit 2020 täglich omnipräsent, als ob es kein anderes wichtiges Thema mehr gäbe. Jedenfalls macht es Angst, polarisiert und spaltet die Bevölkerung. Ich unterschätze die Gefährlichkeit absolut nicht, bin auch kein Corona-Leugner, nehme mir aber die Freiheit, keinen weiteren Kommentar dazu abzugeben.
Im Zuge der Regierungsverordnungen und der noch restriktiveren Einschränkungen der katholischen Bischofskonferenz wurde das liturgische Gefüge in der katholischen Kirche erschüttert. Schon während des ersten Lockdowns gab es öffentliche Heilige Messen nur mehr mit limitierter Zahl an Messbesuchern, dann waren außer den Zelebranten und den Protagonisten überhaupt keine Messbesucher mehr zugelassen und auch der Volksgesang nicht erlaubt.
Eine schmerzliche, nahezu unerträgliche Situation für jene Pfarrer, Priester und Ordensgeistlichen, die ihre Berufung ernst nehmen! Ich habe gespürt, wie sehr die Patres und Schwestern in Maria Schutz unter diesen Vorschriften gelitten haben. Als begeisterter Hobby-Musikant habe ich das im dortigen Lobpreisteam hautnah miterlebt.
Umso bewundernswerter war die ehrfürchtige Demut und der übermenschliche Einsatz der Patres und Schwestern, mit der sie das geduldig angenommen haben, obwohl sie inklusive aller Mess- und Andachtsvorbereitungen und der vorgeschriebenen Gebetszeiten, praktisch rund um die Uhr im Einsatz standen! Die Kraft dazu kam für alle merkbar von oben, denn Gottes Vorsehung und Pläne sind wunderbar. Kein Virus kann Gottes Willen verhindern.
Schon lange nämlich vor Corona hatte P. Anton Lässer, Passionist und Rektor in Maria Schutz, in Kooperation mit dem katholischen Sender K-TV eine tolle Video-Übertragungsanlage mit 15 Kameras installieren lassen. Als große technische Leistung, wenn nicht als kleines Wunder, würde ich auch die – noch dazu während des Lockdown-Streaming Betriebs (!) installierte – supermoderne Tonanlage in der Basilika bezeichnen, was mir, als ehemals in dieser Branche Beheimateten, besondere Genugtuung bereitete.
Im März 2020 hielt nun P. Anton über Radio Horeb Rundfunk-Exerzitien zum Thema „Eucharistie“, und da meine Frau Heli und ich durch die Regierungsverordnungen sowieso zuhause weggesperrt waren – Wohn-Haft in Ternitz sozusagen – durften wir diese Exerzitien in voller Länge und ohne Ablenkung, eine Woche lang, meiner Ansicht nach als geistige Vorbereitung auf das nun Kommende, miterleben.
Vielleicht hätten wir uns unter normalen Umständen nicht die Zeit dazu genommen, da auch wir von den ach so wichtigen täglichen Erfordernissen teilweise fremdgesteuert werden.
Aus heutiger Sicht und nach der Erfahrung der vergangenen Monate kann ich sagen: Der Corona-Lockdown war, so paradox es auch klingen mag, für uns durchaus positiv. Diese Exerzitien-Woche wurde für uns trotz aller Einschränkungen ein großes Geschenk, ein nachhaltiges, positives Glaubenserlebnis. (Diese Exerzitien sind übrigens als CD nach wie vor in Maria Schutz erhältlich).
Meine Frau und ich waren danach jedenfalls voll motiviert und hellauf begeistert, und es stellte sich für mich überhaupt nicht die Frage eines weiteren aktiven Mitmachens in Maria Schutz, als mich P. Anton im Anschluss daran anrief und mir anbot, die Video-und Tonregie für die Live-Stream Übertragungen zu übernehmen.
Natürlich dachte ich dabei nur an die Sonntagsmessen um 9 Uhr 30 und 11 Uhr. Wer aber P. Anton kennt, der weiß, dass er als spätberufener ehemaliger Unternehmensberater keine halben Sachen macht. Deshalb sagte er in seiner direkten Art: „Nein, nicht nur an Sonntagen, wir wollen ab jetzt jeden Tag eine Heilige Messe, im gesamten deutschsprachigen Raum übertragen. Und natürlich auch den Rosenkranz vorher. Zusätzlich auch eine tägliche Nachmittagsandacht. Und natürlich auch am Abend, die Vesper, eine geführte Anbetung, Heilige Messe mit eucharistischem Segen. Alle Tage, solange der Lockdown eben dauert!“
Na super! Ich muss zugeben, dass ich anfangs schon ein wenig überrascht war. Dann habe ich nachgerechnet, dass das so an die 5 Stunden täglich wären. Und diese fünf Stunden waren es dann auch wirklich, manchmal sogar mehr, wobei ich die Übertragung sogar von zuhause über meinen PC steuern konnte. Und das täglich neun Wochen lang, während des ersten Lockdowns.
Aber es erfüllte sowohl meine Frau, die am zweiten PC kontrollierte, ob Sendeausfälle zu verzeichnen waren, als auch mich mit großer Freude und wir bekamen auch von oben die Kraft, Ausdauer und vor allem die Freude dazu!
Bis Juli 2020 erreichten uns an die 2.400 (!) Mails aus dem gesamten deutschen Sprachraum. Derzeit sind es schon über 5.000, dazu unzählige SMS und Telefonate. Ich selbst führte zahllose persönliche Gespräche. Und ich erkannte, dass für einen großen Teil der über Live-Stream erreichten Gläubigen die täglichen Übertragungen im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig, zum Teil sogar überlebenswichtig geworden sind.
Vor allem ältere Menschen, Kranke und Alleinstehende, die sich in dieser Zeit an den Rand geschoben und im Stich gelassen fühlten, schickten uns aufrüttelnde, sehr berührende, zum Teil aber auch sehr erschütternde Botschaften.
Dies alles veranlasste uns im Juni 2020, nach Wiederöffnung der Kirchen, die Livestream Übertragungen in etwas reduzierter Form beizubehalten, weil wir erkannt hatten, wie wichtig diese Art der Glaubensweitergabe ist. Auch während des 2. Lockdowns und (sicher) auch während der noch kommenden Lockdowns werden wir – wie ich P. Anton kenne - diese „Lebensader“ über den Äther aufrechterhalten.
Resümierend – und das ist das eigentlich Paradoxe an der gesamten Krise – kann ich für mich und meine Frau sagen, dass sich Corona positiv auf unser Glaubensleben und wohl auch auf das vieler über Livestream mitfeiernden Gläubigen ausgewirkt hat. Mit Gottes Hilfe werden wir diese weltweite Krise gut überstehen und hoffentlich daraus lernen!
Der Autor war weltweit tätiger Vertriebsverantwortlicher, Mitarbeiter bei Cursillo- und Alpha-Kursen, ist glücklich verheiratet mit Heli, Vater zweier Söhne und Großvater von vier Enkeln.
Zeugnisse von Mitfeiernden an den Bildschirmen
Ja, es ist eine besondere Zeit, aber wie es uns verheißen ist: „Denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Guten." Darauf vertraue ich. Auch wenn es schmerzt, dass der Bräutigam uns genommen ist, wir ihn nur in der geistigen Kommunion empfangen können und wir die Kinder und Enkel nur über Medien sehen und hören können. Gott wird überreiche Gnaden schenken, und daran halte ich mich fest.
Es ist schon interessant, dass all das genau in die Fastenzeit fällt. Dieses Fastenopfer hätte ich mir nie ausgesucht. So vieles, was „Gewohnheit“ war, auch wenn man es oft versucht hat tiefer zu erfassen, bekommt eine neue Qualität. Ich freue mich schon riesig, Jesus wieder in Gestalt der Hostie empfangen zu dürfen.
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Ich habe so vieles gelernt, es ist so eine Gnadenzeit! Gott möchte mir näher kommen, das spüre ich tief in mir, wie auch den Wunsch reiner und heiligmäßiger zu leben. Ich würde so gerne eine Lebensbeichte ablegen, aber im Moment gibt es keine Möglichkeit. Wie gerne wäre ich in Maria Schutz…
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Ich arbeite als Krankenschwester in einer stationären Behinderteneinrichtung im Schichtdienst, auch über die Feiertage und war wirklich sehr froh über feste Gottesdienste, gestaltete Anbetungszeiten, Kreuzweg, Ölbergandacht aktiv mit zu feiern. Ich brauche das, um meine täglichen Arbeiten und meinen Alltag zu bestehen.
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Wir sind überaus dankbar. Sie ermutigen uns sehr, Zeugnis für Jesus in unserem Umfeld zu geben! Es ist heutzutage nicht leicht, als Familie den Glauben zu leben, denn man steht vor vielen Herausforderungen und fühlt sich oftmals als Exot in seinem Freundeskreis. Ihre eindringlichen Worte helfen uns aber sehr, unsere Menschenfurcht zu überwinden und die Botschaft von Jesus hinaus in die Welt zu tragen!