Im Juni 2001, genau vor 20 Jahren nahm einer meiner Freunde mit seiner Frau an einem Treffen in Washington teil. (…) Das Thema: „Supercomputing und menschliches Streben“. Mein Freund nahm als Vertreter der Apostolischen Nuntiatur in den USA daran teil. Er beschrieb das Treffen danach als nützlich aus zwei Gründen. Der erste war die ausführliche Debatte über Supercomputer, künstliche Intelligenz und neue Technologien. Ein Vortrag handelte von Computer-Simulation des materiellen Universums. Ein anderer vom Ökosystem. Andere von sozialen und wirtschaftlichen Phänomenen und biologischen Lebensprozessen.
Der zweite Grund, warum das Treffen nützlich war – oder zumindest lehrreich –: dass es kaum eine Diskussion darüber gab, was die Aufgabe des Menschen eigentlich sei. Es gab wenig Interesse daran, was „Menschsein“ bedeuten oder voraussetzen würde. Die Agenda war übervoll mit Wissenschaft, ihren Möglichkeiten und wirtschaftlichen Folgewirkungen. Sie war unbedeutend, was Ethik oder Religion betraf. Gott war nicht unter den geladenen Gästen. (…)
Die Wissenschaft gestaltet unsere Moral und unser soziales Denken um. Eine wirklich gesunde Kultur täte es genau umgekehrt. Menschen nützen Werkzeuge, unsere Werkzeuge aber nützen und verändern uns. Sie bestimmen unsere Wünsche und leiten unsere Wahrnehmungen. (…)
Das fatale Manko unserer Vergötterung der Wissenschaft ist, dass die Vorstellung der Wissenschaftsgläubigkeit vom Menschen sowohl zu groß wie zu klein ist. Wir sind kleiner als Götter und größer als kluge Affen. Und die Herrlichkeit, die Gott für jeden von uns vorgesehen hat, kann nur auf einem Weg gefunden werden, durch einen Menschen…
Aus dem Buch: Thoughts on a Life Worth Living, zitiert in The Catholic World Report v. 11.4.21. Der Autor ist emer. Erzbischof von Philadelphia.