Die Belastungen der Crona-Zeit schlagen sich auf unser Gemüt. Wer kennt nicht das dauernde Kreisen um dieselben Sorgen, Momente der Verzagtheit, ja der Depression? Wie gut tut es da, etwas Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich in Erinnerung zu rufen: Der Herr ist da, Er wirkt – jetzt und hier.
In unserem alten Postkasten brütet ein Hausrotschwanz. Beim Vorbeilaufen luge ich gerne in die moosgrüne Röhre und sehe die scharf gezeichnete Kontur des Vögleins im Gegenlicht. Still hockt es, scheinbar immun gegen Irritationen wie knallende Fußbälle, Kindergeschrei oder vorbeifahrende Müllautos. Es tut, was es tun muss: Nimmt die zerkratzte Röhre nicht wahr und lebt mit vorbeistreunenden Katzen und den regnerischen Stürmen, die durch diesen Mai fegen. Geduldig und gelassen. Das hätte ich gerne, an manchen Tagen, wo ich am Newsfeed kleben bleibe und mich innerlich nähre von dem, was gerade abgeht auf unserem Planeten.
Schlucke brav ein Nachrichtenhäppchen nach dem anderen, lasse mich treiben mit den „bad news“, kriege seit kurzem wieder „neue Freiheiten“ präsentiert, die mein Leben lang Selbstverständlichkeiten waren, und wundere mich, dass ich so etwas wie Erleichterung spüre.
Entmutigung hatte mich in ihren Klauen, in den letzten Wochen. „Pray, hope, and dont worry“, schickt mir an einem dieser stürmischen Tage meine Schwägerin. „Bete, hoffe und mache dir keine Sorgen“, hat Pater Pio einmal gesagt. „Sorgen sind nutzlos. Gott ist barmherzig und wird dein Gebet hören.“
Sorgen sind nutzlos. Wie wohltuend! Ich stemme mich mit aller Kraft gegen diesen Sog, der mich runterziehen will, weil vieles so aussichtslos scheint. Weil die Zukunft düster wirkt. Weil Vergangenes aufpoppt wie ein Störsender und mir vieles so unheil vorkommt in meinem Leben.
Wie sollen Dinge, die falsch gelaufen sind, jemals wieder gut werden?
Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade, und Er ist der einzige, wo jedes Trauma geheilt wird, weil er die Macht hat, sogar über unsere Vergangenheit. So reden wir an einem Sonntagnachmittag. Es ist wunderbar sonnig, und ich laufe barfuß durch den Wald. Höre, wie P. damit umgeht, wenn alles „too much“ wird, lausche, wie er vom Reich Gottes erzählt, das ist faszinierend, ebenso wie die Unke, die da regungslos und glänzend in der offenen Hand sitzt, die mein Sohn mir entgegen hält.
Sie verschwindet wieder im Tümpel, an der Oberfläche sausen zwei, drei Wasserläufer, im Schatten ringelt sich eine Schlange. „Dein Reich komme!“, bete ich in den nächsten Tagen, dort wo ich gerade stehe, im Wartezimmer, am Fußballplatz, während Telefonaten und beim Nudelkochen.
„Dein Reich komme“, bitte ich, für meine kleine Welt und für unseren Planeten. Wie aus einem langen Winterschlaf tapse ich, hantle mich von Wort zu Wort und will das glauben, was ich spreche. „Dein Reich komme!“ Und dankbar erkenne ich, dass Gottes Wort Wirkung zeigt, manchmal innerhalb von Sekunden.
Ja, Gottes Reich ist der Joker, hier und jetzt, wo du gerade stehst, in deinen Sorgen, Schmerzen und Bedürfnissen. Er hat für jedes deiner Probleme eine Lösung. Kannst du das glauben? Gott sehnt sich danach, dass du ihm vertraust, und er antwortet auf eine kleine Geste des Vertrauens mit einem Überfluss an Segen.
Vergiss nicht die Größe deiner Berufung! Du bist kein anonymer Maskenträger, kein Inzidenzwert, kein Virusüberträger, kein Gefährder, keine Nummer. Du hast Power, wenn du andockst an den, der dich ins Leben geliebt hat. Wo dein Fuß hintritt, breitet sich das Reich Gottes aus. Wo du sprichst, wird das Gute und Schöne und Wahre groß und die Lüge klein. Das ist unser Potential als Jünger Christi. Ich ermutige dich, dein Ja zu erneuern zu dieser Berufung. Dein Gebet beeinflusst den Lauf der Dinge. Sei gesegnet mit Mut und neuer Hoffnung!
Kath.net v. 21.5.21