Als mein Mann und ich im Februar 2020 von unserem Schiurlaub nach Hause zurückkehrten, ahnten wir nicht, was auf uns zukommen würde. Der Urlaub war wunderschön gewesen. Nicht zuletzt deshalb, weil nur wir beide zusammen waren, und jeder von uns auf seine Kosten gekommen war.
Mein Mann, ein leidenschaftlicher Schifahrer, hatte wunderbare Schneeverhältnisse angetroffen. Und ich? Ich fahre seit Jahren nicht mehr Schi. Jedoch hatte ich einen wunderbaren Weg zur Kirche gefunden. So konnte ich jeden Tag etwas für meine Gesundheit tun, denn ich soll ja viel gehen. Doch mein Highlight war die Begegnung mit Jesus im Tabernakel. Gottesdienste gab es, wie in vielen Schiorten, kaum. Doch das störte mich nicht. Ich saß jeden Tag vor Jesus, betete den Rosenkranz und konnte alles vor Ihn hintragen. Es war Labsal für meine Seele.
Zu Hause merkte ich dann, wie wichtig dieser Urlaub gewesen war. Mitte März 2020 wurde der erste Lockdown verhängt. Bis zum Urlaub hatte ich täglich drei meiner sechs Enkelkinder betreut. Das bedeutete: für die Familie gekocht, ein Kind in den Kindergarten gebracht und wieder abgeholt, die beiden anderen von der Schule abgeholt, Hausaufgaben gemacht, spazieren gegangen, mit den Kindern gespielt und vieles mehr. Auf einmal hieß es: „Wir dürfen unsere Enkelkinder nicht mehr sehen, denn sie gefährden unser Leben.“
Wir verstanden gar nichts mehr! Ein Virus soll so gefährlich sein, dass es die halbe Welt ausrotten würde? Zum Glück besprachen mein Mann und ich die Situation und beschlossen, dass wir weiterhin für unsere Enkelkinder da sein würden. Die beiden Mamas arbeiten in unserem Familienbetrieb, wo sollten die Kinder denn hin? Gesagt, getan.
So weit so gut! Nur hatten wir nicht mit unserer Umgebung gerechnet. Wir haben ein schönes und großes Haus mit Garten. Doch um uns herum viele Nachbarn. Sobald die drakonischen Strafen der Regierung verkündet worden waren, wurden wir mit Argusaugen beobachtet. Immerhin könnten wir Virusverbreiter sein oder vielleicht werden.
Doch das war noch nicht das Schlimmste. Auch die Gottesdienste waren eingestellt worden. Obwohl anfangs noch die Kirchen geöffnet waren, sodass ich Jesus im Tabernakel anbeten konnte, wurde auch das geändert. Die Kirchen, die ich besuchte, waren auf einmal zugesperrt. Was also tun?
Da kam mir die Muttergottes zu Hilfe. Ich lernte die Online-Gottesdienste kennen. Eine neue Erfahrung: Es dauerte etwas, bis ich lernte, wie ein Online-Gottesdienst mitgefeiert werden sollte. P. Karl Wallner von „Missio Austria“ kam mir da zu Hilfe. Er wurde nicht müde zu betonen, dass ein Gottesdienst mitgefeiert und nicht nur „konsumiert“ werden sollte. Na ja, konsumiert hatte ich den Gottesdienst sowieso nie. Doch die von ihm dazu ausgearbeiteten 10 „Gebote“ entdeckte ich als eine große Hilfe. Denn so entstand Hauskirche in unserem Wohnzimmer.
Das verfehlte nicht seine Wirkung. Bald feierten die Enkelkinder und ich die Kindermesse von „missio“ jeden Montag um 17 Uhr mit. Bald darauf fing eine meiner Töchter an, die täglichen Messen um 12 Uhr mitzuhören. Manchmal feierte sie die Messe am Abend nach. Eine große Freude für mich, denn vor Corona war sie kaum mehr in die Sonntagsmesse gegangen. Von Gottesdiensten unter der Woche war jahrelang keine Rede gewesen, auch wenn alle meine Kinder wussten, dass ich täglich die Messe mitfeierte.
Die nächste Hürde stellte „Home-Schooling“ dar. Ich war gelernte Volksschullehrerin – in Pension. Also stürzte ich mich mit Feuereifer und Begeisterung während des ersten Lockdowns auf die Aufgaben, die die Kinder täglich bearbeiten sollten. Das ist doch ein Kinderspiel, so dachte ich. Das schaffen wir locker gemeinsam! Ich wurde eines besseren belehrt, denn ich war mit Kindern konfrontiert, die bei der Oma maximal Hausaufgaben gemacht und sonst viel gespielt hatten.
Jetzt mussten wir Schreiben, Rechnen, Sachunterricht, Kinderlieder, Zeichnungen, Englisch und Bewegungen schaffen und das in eineinhalb Stunden. Denn kochen sollte ich auch. Schließlich kamen zu Mittag drei ausgehungerte Erwachsene zum Essen und die drei Kinder (der Kindergarten war anfangs nur auf Notbetrieb) hatten auch Hunger. Ich weiß nicht mehr, wie viele Stoßgebete ich vor mich hingemurmelt habe, so überfordert war ich. Vor Erschöpfung konnte ich zu Mittag gar nicht mitessen, ich war nur mehr dankbar sitzen zu dürfen.
Mein Zorn auf die Regierung, die Behörden, die Maßnahmen, die Lehrerinnen wuchs täglich. Wie konnte Gott sowas zulassen? Mein Glaube an Gott, der die Liebe ist, wurde ziemlich erschüttert. Das „Warum?“ Jesu wurde auch zu meinem Warum!
Doch Gott lässt uns nicht im Stich! Eingebettet in die Fokolarbewegung und darin in eine Frauengruppe halfen mir das gemeinsame Gebet, die täglichen Betrachtungen, der Rosenkranz und die täglichen Messen, mich in die Arme dessen zu flüchten, der für mich am Kreuz gestorben war. Und langsam entdeckte ich die Liebe Gottes zu mir persönlich und zu meiner Familie.
Einer von unseren beiden Söhnen lebt mit uns. Außer zu den großen Feiertagen ging er kaum mehr in die Messe, auch sonntags nicht. Das war für mich ein großer Schmerz. Einerseits wollte ich ihn nicht drängen, andrerseits wünsche ich mir für alle meine Kinder, dass Gott zu einem Anker wird in ihrem Leben. Es fing damit an, dass er für mich im Fernseher Youtube, EWTN und K-TV einrichtete. Dann setzte er sich am Sonntag dazu, wenn wir die Messe mit P. Karl feierten. Mittlerweile ist die Sonntagsmesse auf „missio“ zum Fixpunkt geworden. Manchmal feiert er sogar am Samstag die Mittagsmesse mit. Eine große Freude und ein großer Trost.
Jetzt, im Frühjahr 2021, warten wir alle darauf, dass die Maßnahmen wie weitere Lockdowns, das Tragen von FFP2-Masken auch in der Kirche, das Testen für alles und jedes endlich aufhören. Trau ich mich „anders“ zu denken als der sogenannte Mainstream erlaubt? Ja, das tue ich! Habe ich Angst vor Repressalien, Diffamierungen und Anzeigen? Ja, das habe ich auch!
Allerdings vertraue ich auf den, der aus allem etwas Gutes machen kann – Gott! Es gab immer wieder schwere Zeiten, und es wird sie auch in Zukunft geben! Doch ich habe erlebt und erlebe täglich, dass Gott mit uns ist. „Wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt!“ hat die hl. Teresa von Avila gesagt. Uns sie hat recht. Ich erlebe es täglich.