Ich bin Mitglied der Kongregation für die Heiligsprechungen. Dort erlebe ich mit großer Freude, wie sehr die Kirche von Heiligkeit strotzt. Es macht glücklich, wenn man mit eigenen Augen wahrnimmt, wie viele Töchter und Söhne der katholischen Kirche sich das Evangelium und den allgemeinen Ruf zur Heiligkeit zu Herzen nehmen.
Aus der Seitenwunde des gekreuzigten Herrn ist tatsächlich das wunderbare Sakrament, das die ganze Kirche ist, geboren. Was immer auch die „Blindgeborenen“ behaupten und trotz der zahlreichen Sünden ihrer Glieder ist die Kirche schön und heilig. Sie ist der fortlebende Christus. Die Kirche ist keine weltliche Einrichtung, man kann ihr Wohlbefinden nicht an ihrer Macht oder ihrem Einfluss ablesen.
Heute lebt die Kirche einen Karfreitag. Das Boot scheint von allen Seiten her Wasser aufzunehmen. Einige verraten sie von innen her. Ich denke da an das Drama und die schrecklichen Verbrechen der pädophilen Priester. Wie sollte die Mission fruchtbar sein, wenn so viele Lügen die Schönheit des Antlitzes Jesu bedecken?
Andere unterliegen der Versuchung, das Schiff zu verlassen, um sich in den Schlepptau der derzeit Mächtigen zu begeben. Ich denke da an das, was auf dem Synodalen Weg in Deutschland geschieht. Man fragt sich, was vom Evangelium übrigbleibt, wenn das bis zum Ende durchgezogen wird: wahrhaftig eine stille Apostasie.
Aber der Sieg Christi führt immer über das Kreuz. Die Kirche muss sich auf den Weg zum Kreuz und zur großen Stille des Karsamstags machen. Wir müssen mit Maria in der Nähe von Christi Leichnam beten. Wachen, beten, Buße tun und wieder gut machen, um den Sieg des auferstandenen Christus besser verkünden zu können!
Auszug aus einem Interview in L’Homme Nouveau v. 13.3.21, ursprünglich veröffentlicht in Il Foglio v. 10.3.21 unter dem Titel „Ich gegen den Papst? So ein Unsinn!“