Es mehren sich Zeugnisse von Kindern und Jugendlichen mit einem heiligmäßigen Leben. Zu ihnen zählt Brigitte Zweimüller, geboren 1964 in Ried im Innkreis in Oberösterreich…
Durch die religiöse Erziehung im Kindergarten bei den Marienschwestern vom Berge Karmel und zu Hause lernte sie Gott kennen. Ab der 2. Klasse hatte sie außerdem einen jungen Religionslehrer, den Kapuzinerpater Wolfgang Kaulfus, der ihre Klasse sehr gut auf die Erstkommunion vorbereitete. Besonders das Büchlein Durch Maria zu Jesus hatte es Brigitte angetan. Sie sprach auch mit P. Wolfgang darüber und lernte ein inniges Hingabegebet an Gott auswendig.
Durch dieses Gebet schloss das bescheidene, eher unscheinbare Mädchen gleichsam ein Bündnis mit Gott und besuchte die hl. Messe so oft wie möglich, auch werktags mit ihrer Mutter. Brigitte kam immer wieder strahlend aus der hl. Messe.
Brigitte saß nicht nur in ihrer Gebetsecke, sondern war ein geselliges, aufgewecktes Kind, das mit ihren Freundinnen spielte, dabei aber nicht vergaß, diesen aus der Bibel vorzulesen. Die Mädchen hörten ihr gerne zu, denn bei ihnen zu Hause wurde nie über Gott geredet. Sie lehrte sie auch, den Rosenkranz zu beten. Ihre Besuche bei ihrer besten Freundin Erika wurden von deren Vater erlaubt, obwohl er Kommunist war und keinen Priester in die Wohnung ließ. Brigitte konnte Erika so sehr vom Glauben begeistern, dass sie durch Brigittes Vermittlung mit ihr zur Erstkommunion gehen durfte, nachdem sie zuvor getauft worden war.
Körperlich war sie schnell gewachsen und sehr sportlich, gesund, munter und voller Lebensfreude. Sie war lustig, lachte gern und trug neben anderen Medaillen auch die Wunderbare Medaille um den Hals. Brigitte wünschte sich die Reinheit des Herzens und der Seele und war sehr darauf bedacht, sodass das Sakrament der Beichte für sie sehr wichtig war. Sie bemühte sich auch, demütig zu sein, machte sich klein vor Gott, und man merkte, dass sie immer reifer, geduldiger, liebender und friedlicher wurde.
Für das geistige Innenleben nahm sie sich die heilige Thérèse vom Kinde Jesu als Vorbild und ähnelte ihr sehr in der geistigen Kindlichkeit sowie in der Hingabe, Opfer zur Bekehrung der Sünder zu bringen. Brigitte las gerne in Büchern über die Erscheinungen der Muttergottes vor den Fatimakindern und Bernadette von Lourdes. Die überlieferten Worte der Muttergottes zu den Fatimakindern, dass so viele Seelen in die Hölle kommen, weil niemand für sie betet und zu Bernadette, dass sie nicht in dieser Welt, aber in der anderen glücklich werde, prägten Brigitte sehr.
Das Wissen um den Wunsch der Muttergottes nach Sühneopfer bekam sie aus diesen Büchern mit, und so erwuchs aus ihrer gelebten Zuneigung zu Jesus in ihr der Wunsch nach Sühne und Opfer.
Ein großer Einschnitt im Leben der ganzen Familie war es, als sich 1974 die neun Jahre ältere Schwester Johanna der Moon-Sekte anschloss und ins Ausland ging. Als ihre Mutter einmal Brigitte gegenüber erwähnte, dass sie ihr Leben hingeben möchte, wenn ihre Tochter Johanna wieder zurückkäme und die Sekte verließe, sagte Brigitte: „Nein, Mama, Du nicht, Dich brauchen noch die Buben, aber ich.“ Die Mutter hatte Brigittes Worte nicht so ernst genommen, aber Brigitte machte aus ihren Worten ernst.
Ende Mai 1975 gestand Brigitte, dass sie Schmerzen im linken Oberarm habe und sehr schlecht schlafen könne. Sie sagte: „Ich will es Jesus für die Bekehrung der Sünder aufopfern.“ Als die Schmerzen immer schlimmer wurden, wurde sie ins Linzer Kinderspital eingeliefert. Später gestand sie, dass sie damals ihr Leben Gott geschenkt hatte und Er über sie verfügen könne. Als die Schmerzen nun zunahmen, dachte sie zwischendurch, sie könne es doch nicht annehmen – und sofort waren die Schmerzen auch weg. Als sie wieder Mut fasste und zum Leiden bereit war, waren sie wieder da. So ging es ein paar Mal hin und her, bis sie dabei blieb, das Leiden anzunehmen.
Eine Gewebeprobe ergab dann die niederschmetternde Diagnose: Knochenkrebs am linken Oberarm. Ihre Eltern konnten Brigitte nichts davon sagen. In dieser Zeit fuhr sie nichts ahnend in ihrer missionarischen Tätigkeit bei ihren Leidensgenossen im Zimmer fort und las ihnen über Fatima und Lourdes vor. Selbst einige Krankenschwestern hörten ihr gerne zu und schlossen sie ins Herz.
Am 21. August musste der Arm aber gänzlich amputiert werden. Zunächst hatte sie schlimme Schmerzen, dann war die Chemotherapie mit allen Folgen. Im September durfte sie wieder heim und bekam viele Besuche von Freundinnen. Sie probierte einhändig Rad zu fahren, ging wieder in die hl. Messe und zeitweise in die Schule.
Aber schon Ende Oktober traten unerträgliche Schmerzen auf, Tag und Nacht. Erst dank der Spritzen im Spital konnte sie wieder liegend schlafen. Die Beine waren mittlerweile gelähmt. Metastasen im ganzen Körper wurden festgestellt. Die Ärzte würden sie nur mehr zum Sterben im Spital belassen. Brigitte selbst wollte lieber nach Hause. Sie merkte, dass sie nicht mehr lange leben werde und sagte zu ihrer Mutter: „Ich möchte noch nicht sterben, bin noch so jung. Aber ja, Mama, es ist schon soweit.“
Brigitte schätzte die Priester und Ordensleute, besonders P. Wolfgang, der sie im letzten Monat ihres Lebens begleitete und lange bei ihrem Bett saß. Sie bat ihn, ein guter Priester zu bleiben und sich nicht wegen seines Habits auf der Straße zu schämen, denn die Leute achten ihn so mehr als in ziviler Kleidung. Als P. Wolfgang einmal bei ihr am Bett saß und sie schlief, bat er Gott im Stillen, ihm diese Krankheit zu geben und Brigitte heil zu machen. Da machte sie die Augen auf, schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Finger auf sich selbst. P. Wolfgang war noch nicht überzeugt, ob sie das wirklich so meinte, und dachte noch zweimal das Gleiche, wobei sie jedes Mal gleich im Schlaf reagierte.
Sie wünschte, dass man nicht mehr für ihre Gesundheit beten sollte, nur um Kraft und Ausdauer im Leiden. Brigitte bedankte sich für jeden kleinen Dienst, den man ihr erwies. Durch Beichte und Krankensalbung bereitete sie sich auf das Sterben vor. Am 25. November 1975 starb sie friedlich. Ihre Sorgenschwester Johanna kehrte übrigens nach 40 Jahren Kampf um den rechten Glauben wieder zum katholischen Glauben zurück.
Was kann uns die Lebens- und Leidensgeschichte der kleinen Brigitte heute sagen? Das Leid und Krankheit auch aus dem Blickwinkel der Sühne zu betrachten. Wer es so annimmt und Gott für die Bekehrung der Sünder darbringt, kommt selbst dem Ziel der Heiligkeit näher. Dass Leid nicht vergebens ist, sollte gerade in unseren so bedrohten Zeiten, da durch assistierten Selbstmord und Sterbehilfe gesetzliche Dammbrüche stattfinden, eine wichtige Botschaft sein.
Wer auf die Fürbitte von Brigitte ein Wunder oder eine Gebetserhörung erfahren durfte, wird gebeten, dies ihrer Mutter, Sr. M. Faustine Zweimüller, Kloster St. Anna, Braunauer Str. 8, A-4910 Ried i. I., zu melden. Dieses Portrait beruht auf dem Buch Die kleine Missionarin (ISBN 978-3-7482-4790-6, Verlag Tredition GmbH Hamburg), das ihre Mutter Gertrude Zweimüller geschrieben hat, nachdem sie als Witwe ins Redemptoristinnenkloster St. Anna in Ried i. I. eingetreten ist und den Namen Sr. Faustine angenommen hat, sowie einem unveröffentlichten Tagebuch, das sie auf Anraten von P. Wolfgang während der Leidenszeit von Brigitte zu Hause verfasst hat.