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Eden Culture

Artikel drucken Der Garten Eden als Inspiration für ein neues Morgen (Christof Gaspari)

Wieder ein Buch, das sich mit den vielen Krisenerscheinungen unserer Tage auseinandersetzt – aber eines, das sich zu lesen wirklich lohnt. Es ragt aus mehreren Gründen aus vergleichbaren Publikationen heraus. Zunächst einmal fällt auf, dass es erstaunlich gut und umfassend recherchiert ist. Woher hat Johannes Hartl, Leiter des Gebetshauses Augsburg und gesuchter Referent, die Zeit gefunden, all diese Information zusammenzutragen, fragte ich mich. Am Ende von Eden Culture – ein englischer Titel ist heute chic – lüftet er das Geheimnis: Eine Reihe von Experten hat da mitgewirkt. Und das hat sich gelohnt.
Ein weiteres Plus: Es ist leicht lesbar. Hartl illustriert viele Aussagen mit anschaulichen Erzählungen von Erlebnissen und Begegnungen. Besonders hervorgehoben sei jedoch: Das Buch beschreibt nüchtern auf dem Hintergrund zahlreicher Studien die heutige Situation und argumentiert im wesentlichen rein weltlich. Und dennoch ist es ein Plädoyer für die Botschaft Christi.
Es ist somit eine durchaus spannende Lektüre auch für Leser, die dem Glauben fernstehen, führt diese aber dann doch zur Schlussfolgerung, dass christliche Ansätze gute Lösungen für die beschriebenen Probleme anbieten. Und damit öffnet es hoffnungsvolle Perspektiven – Eden Culture eben, eine Ökologie des Herzens, wie es im Untertitel heißt.
Nun, was will uns der Autor vermitteln? Dass sich der Mensch in wesentlichen Dimensionen – anders als dies der Evolutionismus klarmachen will – von der Tierwelt unterscheidet. Er sei Träger von drei Geheimnissen.
Das erste von ihnen hält fest: Menschen leben aus der Verbundenheit. Sie bedürfen für ihr Wohlbefinden gelingender Beziehungen. Und das fängt schon mit der Beziehung zu sich selbst an: Wie viele Menschen kommen mit ihrer eigenen Geschichte, mit der Beziehung zu ihren Eltern nicht zurecht, haben jeden Kontakt zur Kultur, aus der sie kommen, verloren? Hier müsse eine erste Heilung ansetzen. Hartl plädiert für eine Spiritualität der Verbundenheit mit sich selbst, mit den Mitmenschen, mit der Schöpfung, mit Gott. Sie trage nachweislich zu persönlichem Wohlbefinden bei.
Das zweite Geheimnis: Der Mensch ist auf der Suche nach Sinn, nach einem sinnvollen Leben. Viktor Frankl habe das ausführlich dargelegt. Selbstverwirklichung reiche dem Menschen nicht. Daher Hartls Rat: „Übernimm Verantwortung für etwas wirklich Wertvolles. Sei bereit, dafür Opfer zu bringen. Hör auf, dich zu beklagen, und höre, welche Fragen das Leben an dich stellt.“
Gerade die heutige Zeit lenke den Menschen jedoch fortwährend von ernstzunehmender Sinnsuche ab und verbreite die Irrlehre, es gäbe keine Wahrheit. Jeder habe nun einmal seine eigene. Genau damit werde aber das Fundament des gesellschaftlichen Zusammenlebens zerstört.  Hier sei Eden ein Gegenmodell. „Der Mensch wird dort als Geschöpf beschrieben. Geschöpf bedeutet: gewollt und gestaltet.“ Und: „Die Sehnsucht nach Sinn steckt auch im digitalen und transhumanen Zeitalter in jedem Menschen. (…) Das große Projekt Menschheit braucht deshalb Gesprächsteilnehmer, die die Sehnsucht nach Sinn wach halten. Die noch ahnen, dass der Mensch den Menschen um ein Unendliches übersteigt.“
Erstaunt hat mich das dritte Geheimnis um den Menschen: die Schönheit. Mich von Hartl in die Bedeutung von Schönheit für das Leben einführen zu lassen, war der größte Gewinn bei der Lektüre. Ja, wir brauchen Schönheit in dieser Zeit, in der das Häss­liche so überhandnimmt – und wir merken es gar nicht so recht, sind diesbezüglich abgestumpft.
Dabei müssen wir nur offenen Auges durch unsere Städte – nicht die Stadtkerne, sondern an die Stadtränder – gehen, Museen moderner Kunst besuchen… Der Geschmack habe sich eben geändert, bekommt man zu hören, die Wahrnehmung von Schönheit sei eben subjektiv. Nein, antwortet Hartl, Untersuchungen zeigten das Gegenteil. Und es tue dem Menschen gut, sich dem Schönen auszusetzen, die Betrachtung, die Kontemplation zu pflegen.
Im Staunen über das Schöne entwickle der Mensch darüber hinaus ein Sensorium auch für das Heilige – wie er es in Eden gehabt und dann verloren hat. Aber es lasse sich wiederfinden.

Eden Culture – ökolgie des Herzens für ein neues Morgen. Von Johannes Hartl, Herder, 304 Seiten, 24€.

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