VISION 20006/2021
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40 Tage für das Leben

Artikel drucken 3 Zeugnisse vom Gebet vor einer Wiener Abtreibungsklinik (Gabriela Huber)

Vom 22. September bis 31. Okto­ber haben über 300 Leute für das Leben vor der Abtreibungsklinik am Fleischmarkt im 1. Bezirk ge­betet. 24 Stunden, Tag und Nacht, bei starkem Re­gen, bei Sonnenschein, gemeinsam mit Gitarre, allein mit dem Rosenkranz – während Frauen in die Abtreibungsklinik hineingingen und auch während die Ab­trei­bungsklinik geschlossen war und der Platz still und friedlich schien. Immer stand mindestens eine Person in unserem Gebetszelt und betete. Allen Betern gilt ein ganz besonderer Dank, denn ohne ihre Bereitschaft hätten wir es nie geschafft, dass wirklich 960 Stunden lang immer eine Person vor Ort sein konnte, um zu beten. Deshalb möchten wir hier einfach die Beter in ihren Zeug­nissen sprechen lassen:

Es ist Freitagabend. Ich sitze nach einer langen Arbeitswoche und einer anstrengenden Zugfahrt bei mir zu Hause. Voller Begeisterung berichte ich von unserem neuen „Jugend für das Leben“-Projekt: 40 Tage für das Leben. Ja, ich schwärme. Ich bin voller Begeisterung. Zugegeben, ein etwas mulmiges Gefühl habe ich auch. Aber Aufregung und Ungewissheit gehören dazu. Und dann? Kommt die Reaktion meines Gegenübers: „Was? Vor einer Abtreibungsklinik friedlich beten? Du weißt aber schon, dass das kaum wahrgenommen werden wird.“
Mein erster Impuls ist, wütend etwas zu entgegnen. Das Projekt zu verteidigen. Doch dann überkommt mich ein tiefer Friede. Denn ich weiß: Ja, Aktivismus hat Veränderung zum Ziel. Aktivismus will Menschen erreichen, will sie aufwühlen und zum Nachdenken anregen. Aber dieses Projekt ist anders. Hier geht es um den Menschen, die einzelne Person vor mir. Und um Gott. Hier müssen wir niemandem etwas beweisen.
Magdalena

Am Montagmorgen betete ich zum ersten Mal, als die Abtreibungsklinik offen hatte. Mir brach das Herz, als ich die Verzweiflung in den Augen der Frauen sah, die die Abtreibungsklinik betraten, die Männer, die nervös auf und ab gingen, während die Frauen in der Klinik das Leben ihres Kindes beendeten. Ich betete und hielt ein Schild mit der Aufschrift „Du bist nicht allein“. Ich flehte zum Herrn wie selten zuvor in meinem Leben. Plötzlich parkte ein Auto zwei Meter entfernt gegenüber von mir. Eine Familie, Vater, Mutter und Tochter, war offensichtlich am Diskutieren. Der Vater stieg aus und machte sich auf den Weg, vermutlich in die Arbeit. Die Tochter war bildhübsch, keine 18 Jahre alt mit blondem, langem Haar und wirkte sehr nervös und angespannt.
Mutter und Tochter stiegen aus dem Auto aus und stellten sich mit dem Rücken zu mir. Die Tochter wollte mir nicht in die Augen sehen, während die Mutter alle paar Sekunden Blickkontakt mit mir suchte. Sie diskutierten sehr heftig und voller Emotionen. Was sie sprachen, konnte ich nicht verstehen. Doch ich sah den Blicken der Mutter an, dass sie verzweifelt war.
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass die bildhübsche Tochter wohl einen Abtreibungstermin hatte. Während dieser Minuten betete ich besonders für sie. Die Mutter bot der Tochter eine Zigarette an. Als sie diese fertig geraucht hatte, schaute mir die Mutter ein letztes Mal in die Augen, beide stiegen in das Auto und fuhren weg. Ich glaube, dass Gott in diesem Moment ein Leben gerettet hat.
Gabi

Um ca. 20:30 Uhr kam ein Essenslieferant vorbei und fragte, ob Sara und ich, wenn wir für Alternativen sind, gegen Abtreibung sind. Wir bejahten, und er stimmte zu. Er lieferte dann zuerst das Essen aus und wollte nachher wieder vorbeikommen und mit uns reden. Er erzählte von seinen Abtreibungen mit mehreren Freundinnen, angefangen mit 15 Jahren und wie sehr er darunter leide. Eine Ex-Freundin kann seither keine Kinder bekommen bzw. starben Kinder vor oder bei der Geburt. Eine andere hatte vier Fehlgeburten. Er ist jetzt 45 Jahre und hat kein einziges Kind hier auf Erden. Sara erwähnte „Save One“ und ich gab ihm die Kontakte zu „Rachel‘s Weinberg“ (die in solchen Fällen Heilung anbieten) sowie meine Telefonnummer.
Er gab mir auch seine und bedankte sich sehr für die Begegnung mit uns und die Hilfsstellen. Wir boten ihm an, gemeinsam für und mit ihm zu beten, aber er bekam unterdessen einen Anruf von seinem Chef und musste weiterarbeiten gehen. Ich war gestern so positiv angetan von der Begegnung, dass meine Unlust zu Beginn auf dem Weg zum Fleischmarkt sich in Freude verwandelt hat. Danke für diese großartige Initiative und viel Segen dafür!
Beate

Zeugnisse wie diese gibt es viele. Es sind Begegnungen mit unseren Mitmenschen. Es ist Gott, der in den Herzen der Menschen Samen säte. Ein stilles Zeugnis der Nächstenliebe. Sich selbst zurücknehmen und Gott wirken lassen. Es waren die vielen Menschen, die im Hintergrund zu Hause für diese Aktion beteten und fasteten. Manche Früchte dieser Aktion werden wir vermutlich nie sehen, doch eines ist sicher: Alles ist dem möglich, der glaubt. Gott macht es möglich! Also lasst uns nie vergessen, dass Gott wirkt, auch wenn noch im Verborgenen.

Die Autorin ist Generalsekretärin von „Jugend für das Leben.

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