Wir hatten schon einige Male miteinander per Internet kommuniziert – und unlängst lernten wir uns zufällig persönlich kennen: ein Ehepaar mit seinen beiden Söhnen. Bei dieser Gelegenheit erzählte mir der Vater die geradezu unglaubliche Geschichte der Geburt eines seiner Söhne, von Jacob, der im Sommer 2017 nach 23 Schwangerschaftswochen zur Welt kam – fast vier Monate zu früh. Das Kind wog nur 750 Gramm und war „nicht lungengereift“, medizinisch gesehen nicht überlebensfähig. Im Folgenden der skizzenhafte Bericht des Vaters von einem wunderbaren Geschehen:
Am 3. Juli 2017 wurde Jacobs Mutter mit unhemmbaren Wehen in die Geburtsklinik gebracht. Während des Geburtsvorgangs registrierte der Wehenschreiber (CTG), dass Jacobs Herztöne aufgehört hatten. Jacob wurde geboren. Die Fruchtblase war intakt und die Plazenta gelöst („Plazenta-Abriss“). Der Arztbrief hält fest, dass Jacob „avital [leblos] in der Fruchtblase“ lag. Nach deren Öffnung entleerte sich trübes Fruchtwasser. Das Kind wurde vergebens reanimiert.
In der ärztlichen Dokumentation heißt es: „Das Kind war ohne Atemanstrengung oder Spontanbewegung, weshalb nach sieben Minuten Reanimation unter Zusammenschau der Befunde (keine Lungenreifung, schwere Asphyxie, Geburt an der Grenze Lebensfähigkeit in Schwangerschaftswoche 23, keine Atemanstrengung, kein Anstieg der peripheren Sauerstoffsättigung) die Reanimation eingestellt und das Kind zur Mutter gebracht wurde.“ Die diensthabende Neonatologin stellte fest, dass der Bub nicht lebensfähig sei.
Nach dem Abbruch der Reanimation wurde der Mutter keine Alternative angeboten, noch etwas für Jacob machen zu können. Sie nahm die von der Ärztin beschriebenen unvermeidlichen Fakten als medizinisch gegeben an.
Jacobs Vater wurde telefonisch über die Frühgeburt informiert. Er eilte ins Spital und erreichte Frau und Kind nach wenigen Minuten. Jacob lag zum Sterben eingewickelt auf der Brust der Mutter und schnappte nach Luft. Aus seiner Nase kam Schaum.
Die Mutter sagte ihrem Gatten, dass Jacob nur noch beim Sterben begleitet werden könne. Still betete die Mutter immer wieder: „Jesus, rette ihn.“ Der Vater besorgte sich Weihwasser und taufte das Kind auf den Namen Jacob Maria und vertraute sich „dem Willen Gottes an, der alles richtig und gut lenkt, auch wenn es in diesem Moment noch so sehr schmerzte“.
Um ihr Kind auf dem Weg zum Himmel zu begleiten, begannen die Eltern gemeinsam mit dem Rosenkranzgesätzchen „Jesus, der von den Toten auferstanden ist“.
Jacob begann während des Gebets immer stärker zu atmen, er schnappte intensiver nach Luft. Seine Haut zog sich beim Einatmen um den Brustkorb ein, da die Lunge noch nicht ausgebildet war. Er konnte sich, als der Vater ihm seinen Finger in sein linkes Händchen legte, daran anhalten, obwohl sein Körper schon ausgekühlt war.
Nach dem ersten Gesätzchen betrat die Neonatologin den Raum. Sie musste den Eltern mitteilen, dass Jacobs Blutwerte wegen einer Sauerstoffunterversorgung von 10 bis 15 Minuten katastrophal seien. Sie sprach von schweren Hirn- und Organschäden. Die Blutwerte würden einen Zell- und Organverfall anzeigen. Es gebe keine Überlebenschancen. Die Lebenszeichen des Kindes bezeichnete sie als „Reflexe“. Immerhin konnte sie die Eltern trösten, dass das Kind angesichts der zu hohen Laktat-, CO2, und Kalium-Werte sowie des zu niedrigen pH-Werts im Blut wie betäubt sei und nichts spüre.
Unbeirrt bat Jacobs Vater die Ärztin wiederholt, alles Menschenmögliche zu tun. Er beteuerte, Jacob auch dann zu lieben, wenn er behindert wäre. Der Bube habe einen starken Lebenswillen. Tatsächlich schnappte Jacob wie ein Fisch nach Luft.
Die Behandlung wird fortgesetzt
Die Ärztin ließ sich erweichen. Im Arztbrief schreibt sie, dass sich Jacob „entgegen der medizinischen Einschätzung" an der Brust der Mutter erholt habe. Eine Stunde und vier Minuten nach der Frühgeburt wurde die abgebrochene medizinische Behandlung fortgesetzt. Der Arztbrief beschreibt Jacob als „unterkühlt, jedoch vital und rosig mit Schnappatmung und lautem Stöhnen.“
Das Kind wurde in die neonatologische Intensivbetreuung überführt. Eine neuerliche Untersuchung zeigte, gegen jegliche medizinische Erfahrung plötzlich deutlich verbesserte Blutwerte.
Die Eltern brachten am Spitalbettchen eine Wundertätige Medaille an und legten in der Überwachungsstation ein Bild der Hl. Familie in sein Bett. Zur Überraschung der Ärzte gab es keine schweren Komplikationen mehr.
Fortan gingen die Eltern jeden Tag ihren „Jacobsweg“ ins Spital.
Der kleine Kämpfer blieb eineinhalb Monate bis zum 18. August 2017 in neonatologischer Intensivbetreuung. Danach kam er in die Überwachungsstation.
Ärzte können Wunder durchaus bestätigen
Der Arztbrief zur Entlassung schreibt, dass die Eltern „sehr religiös“ sind und deshalb wollten, das alles für das Kind getan werde, „auch wenn das Kind schwerst behindert ist und die Organe Schaden genommen haben“. Der Brief bringt das Staunen der Ärzte über den „völlig unproblematischen Verlauf“ von Jacobs Entwicklung nach den „dramatischen ersten Stunden“ zum Ausdruck. Sie betonen, dass die Eltern den „bislang überraschenden Ausgang“ auf ihr Beten zurückführen: „Wir haben das durchaus bestätigen können…“
Die Ärzte teilen die Freude der Eltern, zumal die Reanimation eingestellt worden war und dem Kind keine Überlebenschancen eingeräumt wurden.
Normal entwickelt
Am 5. Oktober 2017 – drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin – kam Jacob nach Hause. Die Eltern sind dem Heiland, dem Namenspatron, den Heiligen Engeln, dem medizinischen Personal sowie allen anderen helfenden Händen für die Rettung ihres Sohnes unendlich dankbar.
Heute ist Jacob laut seinem Vater ein lustiger, aufgeweckter und fröhlicher Junge, der auch stur, eigensinnig und zornig sein kann. Er lache gerne und herzlich und sei sprachlich genauso entwickelt wie seine Geschwister.
Im Sommer schrieb der Vater: „Jacob will alles machen, was wir Älteren tun und auch alles untersuchen. Besonders die Blüten im Garten faszinieren ihn und leiden bei jedem unbeaufsichtigten Moment darunter. Reife und unreife Früchte schmecken Jacob Maria gleichermaßen. Motorisch ist Jacob Maria seine Brüdern im Altersvergleich überlegen.“
„Jacobs Weg“ ist für den Vater eine Bestätigung, alles in Gottes Hände zu legen, dessen Weisheit das menschliche Wissen übersteigt. Sein Bericht ist für den Vater „ein Zeugnis für Gottes große Taten“: „Es hat so sein müssen, um an Gottes Liebe und an den Wert des Lebens jedes einzelnen Menschen, und zwar von Beginn an, zu erinnern. Für Gott ist das für uns Unmögliche möglich.“