Vor eineinhalb Jahren hatten sie geheiratet. Ende Oktober des Vorjahres große Freude: Ein Kind kündigte sich an. Im Dezember aber dann der Schock: Das Kleine hat eine seltene schwere genetische Krankheit und nur eine sehr geringe Chance, die Geburt überhaupt zu erleben. Sollte dies jedoch geschehen, würde es schwerst behindert zur Welt kommen. Die Ärzte drängen zur Abtreibung. Fast alle in dieser Lage würden die Schwangerschaft beenden. Nicht so das junge Paar. Es will dieses Geschenk Gottes unbedingt annehmen…
Unsere Tochter Anna kam am Sonntag, den 27. Juni 2021 frühmorgens nach einer schnellen und unkomplizierten Spontangeburt zur Welt. Mit zarten 1380 Gramm hat sie im St. Josefs-Spital in Wien das Licht der Welt erblickt. Trotz ihres schweren Gendefekts (Deletionssyndrom 13q31-34) begann die Kleine zur allgemeinen Verwunderung bereits nach kurzer Zeit zu nuckeln und gab kräftige Lebenszeichen von sich. Das Leben ist eben voller verborgener Schönheiten.
Wir sind sehr dankbar für die fürsorgliche, herzliche und liebevolle Betreuung auf der „palliativen Neonatologie“ im St. Josef-Krankenhaus, die wir nach acht Tagen im Familienzimmer gemeinsam mit unserer Tochter verlassen konnten. Was für ein emotionaler Augenblick, mit dem Kind, dem die Ärzte ein Leben außerhalb des Mutterleibes nicht zugetraut hatten, nach Hause gehen zu dürfen!
Sich um so ein besonderes Kind zu sorgen, ist im Lebensalltag oft nicht einfach, wir sind aber zutiefst dankbar für das Geschenk seines Lebens und freuen uns jeden Tag, den wir mit Anna verbringen dürfen. Mit ihrem Alter von fünf Monaten bringt Anna nun etwas über zwei Kilo auf die Waage.
Die Zukunft ist ungewiss, wir leben aber in tiefem Gottvertrauen und glauben, dass spätestens im ewigen Himmelreich alles gut wird.
Nach der Bestätigung ihrer genetischen Besonderheit (während der Schwangerschaft) nahmen wir unsere Anna ganz bewusst als unser geliebtes Kind an. So sagten wir „Ja“ zu Gottes Wirken. Wir haben diese Entscheidung noch keinen Tag bereut und werden auch jedes weitere Kind annehmen. Denn die Liebe zählt keine Gensequenzen und die Unsterblichkeit der menschlichen Seele kümmert sich nicht um Chromosomen.
Zum Abschluss eine Bitte: Setzen wir uns ein für die Unantastbarkeit der menschlichen Würde von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Wenn wir den Wert des Menschen auf seinen wirtschaftlichen Nutzen reduzieren, verliert unsere Gesellschaft jede Schönheit, jeden Glanz und jegliche Menschlichkeit, derer wir Menschen so sehr bedürfen.
Siehe auch das Zeugnis des Paares in Vision 2/21