Wer sich die Materialien zum „Synodalen Weg“ zu Gemüte führt, dem fällt sofort deren Sprache auf: wissenschaftlich-soziologisch, keine Spur von glaubensbewegter Verkündigung. Viel ist von Macht die Rede, von Strukturen, von Unterdrückung…
Ins Auge springt auch die Verwendung des Gender-Sterns. So heißt etwa ein Forum: „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partner*innenschaft“. Als gäbe es mehr als zwei Geschlechter! Das widerspricht nicht nur dem biologischen Wissen, sondern vor allem dem, was im ersten Buch der Schrift klargestellt wird: Den Menschen gibt es nur in zwei Ausfertigungen: Gott schuf ihn als Mann und Frau. Keine Spur von LGBTQIA+…
Bei dieser Einstellung war klar, wie bei der Synode am 4. Februar abgestimmt werden würde: Mit 174 Ja- zu 30 Nein-Stimmen (6 Stimmenthaltungen) wurde der Antrag für die Frauen-Ordination angenommen; große Mehrheit auch für die Segnung homosexueller und lesbischer Beziehungen (161 Ja, 34 Nein, 11 Enthaltungen) sowie für die Änderung der Lehre über homosexuelle Beziehungen im Katechismus (174 Ja, 22 Nein, 7 Enthaltungen). Erdrückende Mehrheiten für Anliegen, die klar gegen die kirchliche Lehre stehen.
Besonders schlimm: eine Mehrheit der deutschen Bischöfe stellt sich hinter diese Forderungen. Bei Interviews wird dies deutlich, etwa als Bischof Georg Bätzing, immerhin Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, mit Die Bunte sprach. Als sein Gesprächspartner erklärte, heute halte sich eh niemand an die Lehre der Kirche, was geschlechtliche Beziehungen betrifft, stimmte er zu und ergänzte: Deswegen müsse die Kirche eben den Katechismus ändern. Gegen homosexuelle Beziehungen habe er nichts einzuwenden – wenn sie in Treue und Verantwortung ausgeübt würden. Wie Menschen ihr Intimleben gestalten, sei nicht seine Sache.
Wer so äußert, hat eine falsche Vorstellung vom Wert der Gebote Gottes. Sie sind nämlich keine Spaßverderber, keine Zwangsjacke, kein Instrument der Unterdrückung, sondern nach christlichem Verständnis Wegweiser zu einem gelingendem Leben. Ja, sogar die Gebote, die den Umgang mit der Sexualität betreffen! Die Erfahrungen unserer Gesellschaft sind ganz offensichtlich keine Empfehlung für die sexuelle Liberalisierung: zerbrochene Ehen und Partnerschaften, alleinerziehende Mütter, psychisch belastete, ja geschädigte Kinder, Anstieg der Geschlechtskrankheiten, Millionen von abgetriebenen Kindern, das Leid der betroffenen Frauen …
In seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag 2011 sprach Papst Benedikt XVI. unter anderem davon, dass nicht nur die ökologischen Spielregeln in der Natur zu beachten seien. Es bedürfe auch einer Ökologie des Menschen mit entsprechenden Regeln, die zu beachten sind. „Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann,“ stellte er fest. Und die „ökologischen“ Regeln für den Menschen werden nun einmal durch die Gebote Gottes beschrieben. Sich an sie zu halten, wäre eigentlich ein Gebot der Klugheit. Bischöfe sollten imstande sein, dies den Menschen auf verständliche Weise zu erklären.
Und damit sind wir an einem entscheidenden Punkt angelangt: Eine Kirche, die ihre lebensträchtige Lehre aufgibt, um sich an gesellschaftliche Praktiken anzupassen, die als gescheitert erkennbar sind, begeht Verrat an den Menschen, die sie in die Irre führt, besonders verwerflich, weil es auch die Jugend, die ja nach Orienteriung Ausschau hält, betrifft.
Was derzeit in Deutschlands Kirche geschieht, muss als Irrweg benannt werden. Die Lehre der Kirche in den strittigen Fragen ist eindeutig. Nachzulesen im Katechismus der Katholischen Kirche, der aufgrund einer weltweiten Meinungsbildung erstellt und von Papst Johannes Paul II. approbiert wurde. Dieser hat auch klar festgehalten, dass die Kirche nicht ermächtigt sei, Frauen zu weihen. Irgendwann muss Schluss der Debatte sein. Wer sich jetzt mit diesen Antworten nicht zufrieden gibt, stellt sich außerhalb der Kirche.
Besorgniserregend ist weiters, dass die Sichtweise des Synodalen Wegs nicht spezifisch deutsch ist. Das geht unter anderem aus Äußerungen hervor, die Kardinal Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg, Präsident der Kommission der Bischöfe in der EU, kürzlich von sich gab. Er erklärte, die soziologisch-wissenschaftlichen Grundlagen der kirchlichen Lehre entsprächen nicht dem Stand des Wissens. Es sei Zeit für eine grundlegende Revision der Lehre, was homosexuelle Handlungen betrifft. Der Kardinal meinte auch, die Art, wie Papst Franziskus über das Thema gesprochen habe, könne durchaus zu einer solchen Änderung führen. Da Kardinal Hollerich von Papst Franziskus zum Generalrelator der Bischofssynode 2023 in Rom bestellt wurde, ist anzunehmen, dass er das Vertrauen des Pontifex genießt, was die Sache noch dramatischer macht.
Es ist also höchste Zeit, die enorme Schwächung der Kirche durch Irrlehren ins Gebet zu nehmen und um Erleuchtung für unsere Hirten zu beten. Eine Zeit, die geistigen Waffen zu ergreifen. Jeder von uns ist da gefordert. Jeder kann auf diese Weise dazu beitragen, dass die Schönheit unseres Glaubens wieder aufleuchtet.