Vor 110 Jahren sank das damals größte Passagier-Schiff der Welt, die Titanic, auf ihrer Jungferfahrt von England nach New York. Sie war auf der Nordatlantik-Rote unterwegs und kollidierte seitlich mit einem Eisberg. Obwohl sie als unsinkbar galt versank sie innerhalb von zwei Stunden und 40 Minuten. In dieser Zeit der Panik versahen drei Priester ihren Dienst und gaben dabei ihr Leben gaben.
Es war etwa 23:40 Uhr in der Nacht des 14. Aprils 1912, als der Späher im „Krähennest“ drei mal die Glocke schlug mit dem darauffolgenden Ruf Richtung Brücke: „Eisberg direkt voraus!“
Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch kein Passagier, dass diese unheilvolle Meldung der Anfang vom Ende, dieses als unsinkbar geltenden Schiffes, war. Selbst das sofortige Drehen des Ruders und das Rückwärtslaufenlassens der Maschinen konnte nicht mehr verhindern, dass der unter Wasser liegende Teil des Eisbergs, fünf Schotten des Schiffes, wie eine Konservendose, aufschlitzte. Wenn nur eine Schotte weniger zerstört worden wäre, hätte die Titanic weiterfahren können. Doch mit diesem Schaden war bald klar, dass es keine 90 Minuten mehr dauern würde, bis das Protzschiff sinken, und für mehr als tausend Menschen ein kühles Grab werden würde.
Der englische Father Roussel Davids Byles, der täglich die Heilige Messen für Passagiere in der zweiten und dritten Klasse, mit Predigten in Englisch und Französisch, hielt, befand sich beim Zusammenstoß an Deck. Er informierte umgehend den deutschen Benediktinerpater Joseph Peruschitz aus dem Kloster Scheyern. Pater Joseph war für die Predigten in Deutsch und Ungarisch verantwortlich.
Die Geistlichen gingen sofort wieder an Deck. Bald darauf wurden die ersten Rettungsboote, oft weniger als halb besetzt, zu Wasser gelassen. Die Mannschaft baten die Priester um Unterstützung, damit möglichst viele Frauen und Kinder sich in die Rettungsboote begeben mögen.
Augenzeugen berichteten später: „Der Benediktinerpater Joseph Peruschitz aus Scheyern und Pater Byles aus England waren, als die Katastrophe eintrat und Frauen und Kinder in die Boote geschafft wurden, sofort zur Hand, um allen, soweit es möglich war, zu helfen.“ Und ein weiterer Zeuge erinnerte sich: „Seine Gebete fortsetzend begleitete er (einer der Priester) uns dorthin, wo die Rettungsboote hinabgelassen wurden. Als er den Frauen hinein half, flüsterte er ihnen die Worte des Trostes und der Zuversicht zu.“
Die Priester Byles und Peruschitz gingen noch in die Räume der zweiten Klasse, um auch hier die Menschen vor dem nahenden Unglück in Kenntnis zu setzen und dafür zu sorgen, dass alle an Deck kamen. Wieder an Deck, lehnten die beiden Priester und ein weiterer mit dem Namen Juozas Montvila aus Litauen, den ihnen angebotenen Sitzplatz in einem der letzten Rettungsboote zu Gunsten anderer Passagiere, ab. Sie wollten lieber in den letzten Minuten ihres Lebens den todgeweihten Menschen auf der Titanic geistig beistehen.
Sie sprachen die Worte der Absolution und beteten mit ihnen. Ein Zeuge berichtet: „Als das letzte Boot hinabgelassen war, sahen die Insassen dieses Bootes ganz deutlich, wie die beiden Priester den Rosenkranz vorbeteten, und hörten, wie eine große Anzahl knieender Passagiere in inbrünstigen Gebeten antworteten. Dann erloschen die Lichter der Titanic, so dass man nichts mehr sehen konnte; aber man hörte weder Jammergeschrei noch Schreckrufe.“
1496 Menschen riss die Titanic um 2:20 Uhr des 15. Aprils 1912 mit auf den Meeresgrund. Darunter auch die drei katholischen Priester Byles, Peruschitz und Montvila. Letzterer gilt in Litauen als Held und man bemüht sich um ein Seligsprechungsverfahren für ihn. An Pater Peruschitz erinnert sein Toten-Gedenkstein im Kloster Scheyern: „Qui in nave ista Titanica pie se devovit“ - „Der auf diesem Schiff Titanic gottesfürchtig sein Leben hingegeben hat.“ Erinnerungsstücke an ihn gibt es auch in seiner Heimatpfarrei in Dorfen.