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Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig

Artikel drucken Die Entwicklung der Kirche im 20. Jahrhundert (Hilde Schenkir)

In seinen Glaubensimpulsen „Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig“ kommentiert Paul Josef Kardinal Cordes in eindrucksvoller Weise und mit klaren Worten das Zeitgeschehen der Katholischen Kirche, ihre Entwicklung durch das 20. Jahrhundert und ihre Sinnentfremdung unter dem Einfluss des Zeitgeistes, in dem Gott keinen Platz mehr braucht.
Einleitend bezeichnet Papst Benedikt XVI. den deutschen Kardinal als „Mann der entschiedenen Entscheidung“, der sich nicht am Applaus der Welt ergötzt, sondern den Maßstab an den Glauben in der Kirche legt.Das Schicksal, das jene erfährt, wird in seinem Roman „Der Herr der Welt“ von Robert Hugh Benson deutlich, welchen er bereits 1907 geschrieben hat: Totalvernetzung, Gedankenkontrolle, Waffen zur Massenvernichtung, Welt-Einheits-Religion; eine „schöne neue Welt“, die den Weg ganz ohne Gott gewählt hat. Die Kirche verbündet sich mit der heidnischen Welt und bezahlt ihren Preis.
Im Oktober 2012 ruft Papst Benedikt XVI. angesichts der Krise in der Kirche ein „Jahr des Glaubens“ aus und unterstreicht ihre Dringlichkeit angesichts der schwindenden Glaubenspraxis. Der Glaube, der das Fundament des Christseins ausmacht, sieht sich einer neuen Strömung entgegengesetzt: Dem „Dialog“, den die Bischofskonferenzen fordern, der jedoch im Kontext der Glaubensklärung nicht beanspruchen kann.
Cordes weist auf die antichristlichen Bewegungen des vergangenen Jahrhunderts durch Philosophen wie Nietzsche oder Dichter Heinrich Heine hin und stellt sie einer epochalen Studie über die „Wahrhaft Bekehrten“, wie er sie nennt, den Heiligen gegenüber. Sie dienen uns als Glaubensvorbilder. Neue Angriffe auf das christliche Abendland erfolgen durch fremde Kulturen, die „fremden Götter“ wie die bewusst herbeigeführte Verbreitung des Islam oder Kultobjekte namens „Mutter Erde“ in der Amazonas-Synode.
Staat und Kirche haben sich schrittweise vereint – zwischen den Zeilen lässt sich unmissverständlich die Sorge des Literaten um das Weiterbestehen der katholischen Kirche herauslesen, wenn es um Anpassung an die moderne Gesellschaft und die Abschaffung der Sünde geht.
Die Degradation, die durch zahllose Missbrauchsfälle und Pädophilieskandale vorangetrieben wird, findet letztlich ihren Höhepunkt in neuen Gesetzesänderungen und Verfassungskonzepten, in denen Gott völlig ausgegrenzt wird.
Kardinal Cordes berichtet von einer seiner Tätigkeiten in der „Vatikanischen Abteilung für Katholische Hilfsorganisationen“. Dort stellt er fest, dass private Geldgeber und die öffentliche Hand jene christlichen Organisationen von der Kirche abkoppeln und verweltlichen wollen. Die „Kirche der Nächs­tenliebe“ reduziert sich auf rein humanitäre Dienstleistungskonstrukte. Wo die Liebe Gottes keinen Platz findet, wird sie durch den Terminus „Solidarität“ ersetzt. So ist sie aber begrenzt.
Kann es wahre Entwicklung geben, ohne den Gedanken an Gott? „Ohne rechtschaffene Menschen, ohne Wirtschaftsfachleute und Politiker, die in ihrem Gewissen den Anruf zum Gemeinwohl nachdrücklich leben, ist die Entwicklung nicht möglich“, mahnt Papst Benedikt XVI. Dieses Engagement füllt sich beim Glaubenden mit Agape – sie kommt von Gott! Wie der Papst in seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas Est“ entfaltet.
Die Zeichen der Zeit scheinen missverstanden zu werden, meint der Kardinal, im Heute tendieren sie eher in neue pastorale Wege zu münden; und weil ohne die Prüfung des Geistes Ausschau nach neuen Möglichkeiten gehalten wird, bringen sie den „Synodalen Weg“ hervor, in dem auf Gott gleich ganz verzichtet werden kann. Er präsentiert zeitnahes Christentum und versteht sich gelegentlich als weltweiter Vorreiter eines modernen Kirchenverständnisses: Zweitverbindungen von Geschiedenen, Segnung homosexueller Paare, demokratische Bestellung zu sakramentaler Vollmacht. Es herrscht die Weisheit der Welt, die Torheit vor Gott.
Kardinal Cordes nimmt schließlich auf die gegenwärtige Corona-„Pandemie“ Bezug und weist auf Seuchen in der Vergangenheit hin, in denen die Kirche entsprechend ihrer Mission tätig wurde. Die deutschen Bischöfe hingegen äußerten ihre Dankbarkeit gegenüber Regierung, Pharmakonzernen und Ärzten, und sie verlangten von den Katholiken aus „Solidarität“ das Aussetzen der heiligen Messen. Die Worte „Gott“ und „Gebet“ rückten niemals in den Fokus.
Es gibt geistliche Heilmittel! Die Berufung und Sendung der Laien waren für Papst Johannes Paul II. ein wichtiges Anliegen. Er hat mit seiner Forderung nach Neuevangelisierung Orientierungshilfen angeboten und neue „geistliche“ Bewegungen gefördert, in denen das Evangelium verbreitet und gelebt wird: von den ersten Christen lernen und Zeugnis geben und neue katholische Gemeinden gründen, die einen spirituellen Zauber auslösen, von dem sich viele anstecken lassen. „An dem Ort, an dem du keine Liebe findest, bringst du die Liebe“ (Johannes vom Kreuz).
Johannes Paul II. deutet auf die „Theozentrische Verankerung“ als Schlüssel der Neuevangelisierung: Weg vom Kult des eigenen Ich und hin zum „Du“, denn ER, Christus, steht vor der Tür unseres Herzens und klopft an (Offb 3,26), um uns Anteil zu geben an Gottes eigener Liebe, dem „Mahl halten“, denn es ist der Weg zur Wirklichkeit Gottes. 
Fazit: Das Buch bietet eine solche inhaltliche Fülle, dass bei weitem nicht alles beleuchtet werden kann, was es an Interessantem bietet. Es lohnt sich, mehr als nur einen Blick hineinzuwerfen!

Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig. Von Paul Joseph Kardinal Cordes, Be+Be-Verlag, 385 Seiten, 24,90€


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