Der heilige Martin von Tours |
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross das trug ihn fort geschwind ...“ wird es wieder am 11. November aus den Kehlen großer Kinderscharen schallen. Die traditionellen Laternenumzüge, die ein Reiter als Martinsmann verkleidet anführt, erinnern uns an die Liebestat des Soldaten Martin, die er um das Jahr 338 vollbrachte.
Die Geschichte des Heiligen Martin ist keine Legende oder Märchen, sie hat sich tatsächlich zugetragen. Die erste Niederschrift der Lebensgeschichte Martins hat 395 Sulpiarius Severus angefertigt.
Etwa 316 ist Martin in der heute ungarischen Stadt Szombathely (Stein am Anger) geboren. Schon sein Vater ist im Soldatenheer der römischen Armee vom einfachen Söldner zum Tribun aufgestiegen und war durch und durch ein Mann des Kriegshandwerks. Sein Sohn sollte die gleiche Laufbahn einschlagen, und tatsächlich war Martin mit 15 Jahren schon Mitglied der Leibwache des römischen Kaisers Konstantin II. (317-340).
Martins Elternhaus war heidnisch. Mit dem Christentum kam er erst durch seine Soldatentätigkeit in Berührung. Vermutlich war es die Begegnung mit dem einfachen Leben und Wirken der Wüstenmönche, welches ihn in seinem Denken und Handeln maßgeblich beeinflusst hat.
Schon zu seiner Soldatenzeit fiel er durch seine zurückhaltende, bescheidene und tugendhafte Art auf. Martin wurde mit seiner berittenen Truppe nach Gallien entsandt. In dieser Zeit wuchs in ihm der Wunsch, Christ zu werden heran und er ließ sich von Bischof Hilarius in Poitiers (Frankreich) im Glauben unterrichten. Noch bevor er getauft war, ereignete sich jedoch jenes Ereignis, welches bis in unsere Zeit nicht nur Kinder nachhaltig beeindruckt:
Martin ritt mit einigen seiner Kameraden auf die Stadt Amiens zu. Noch vor den Stadttoren entdeckte er einen mit ganz wenigen Lumpen bekleideten und am ganzen Körper zitternden Bettler. Geld hatte Martin nicht dabei, was er dem Bettler hätte geben können.
So nahm er kurzerhand sein Schwert und zerteilte seinen Soldatenmantel. Der Bettler nahm dankbar das Teilstück des Mantels an. Seine Soldatenfreunde hatten aber nur Spott für Martins Handeln übrig. Doch Martin störte das nicht. Er war überzeugt, das Richtige getan zu haben. Noch in der selben Nacht erfuhr er eine Traumvision. In dieser sah er Christus, der das Mantelstück des Bettlers um sich trug. Jesus sprach dabei zu den Engeln, die sich um Ihn scharten: „Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich mit seinem Mantel bekleidet“ (vergl. Bibelstelle Matth. 25,40).
Dieses einschneidende Erlebnis führte letztlich zur Taufe und sogar zu seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst. Martin wollte nur noch im Dienste Christi stehen. Er bereitete sich auf die Priesterweihe vor und Bischof Hilarius spendete ihm die niederen Weihen (als Vorstufen zur Priesterweihe).
Martin bedrückte aber weiterhin, dass seine Eltern noch nichts von der Frohen Botschaft des Evangeliums erfahren hatten und so gut wie nichts vom Christentum wussten. Darum machte sich Martin auf den beschwerlichen Weg über die Alpen nach Ungarn. Trotz vieler Entbehrungen und eines Raubüberfalls kam er wohlbehalten bei seinen Eltern an. Seine Mutter war für die christliche Botschaft und den daraus folgenden Glauben mehr als nur aufgeschlossen. Ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der Martin als einen Abtrünnigen ansah und lieber weiter seinen alten Götzen opferte. Die ewige Wahrheit in der christlichen Religion wollte er nicht erkennen.
Traurig verließ Martin seine Heimat und machte sich wieder auf den Weg nach Frankreich. Doch noch im Heimatland kämpfte er gegen die Irrlehre der Arianer und setzte sich so für die dogmatische Lehre des Gottmenschen Jesus Christus ein. Für die Arianer war Jesus zwar gottähnlich, aber nicht gottgleich. Die Kirche verwarf die Irrlehre der Arianer und stellte fest, dass Jesus sowohl Gott als auch Mensch ist! Da aber die staatlichen Gewalten vom arianischen Geist durchdrungen waren, vertrieben sie Martin.
Zuflucht fand er auf der Insel Gallinaria im Golf von Genua. Dort lebte Martin fünf Jahre als Einsiedler, ganz dem Gebet und der Buße verschrieben. Danach zog es ihn wieder in die Nähe des Bischofs von Poitiers.
Um das Jahr 360 gründete er in Ligugé (südlich von Poitiers) eine Klostergemeinschaft. Er blieb seinem schlichten Leben als Büßermönch treu. Martin pflegte einen vorbildlichen Lebenswandel und vollbrachte viele Wundertaten. Auch als man ihn zum Bischof wählte, blieb er der Armut und Bescheidenheit verbunden.
Die Legende erzählt, dass sich Martin in einem Gänsestall versteckt haben soll, als er von seiner Wahl zum Bischof hörte. Doch die Gänse schnatterten so laut, daß die Bevölkerung den Heiligen fand und er sodann sein Bischofsamt antreten musste.
Martin war der erste Nicht-Märtyrer, der als Heiliger verehrt wurde. Unter dem Frankenkönig Chlodwig (481-511) wurde er „Nationalheiliger“. Heute ist Martin auf der ganzen Welt bekannt.
Er war ein glaubwürdiger Bischof, dem das persönliche Gebet, die Seelsorge und die gelebte Caritas ein Herzensanliegen waren. Martin wurde der 3. Bischof der Stadt Tours. Er starb am 8. November 397 während einer Visitationsreise in der Pfarrei von Candes, die zu seinem Bistum gehörte. Am 11. November, seinem heutigen Gedenktag, wurde Martin beigesetzt.
Früher begann mit dem Martinstag die sechswöchige Adventszeit als die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest. Auch die Zins- und Pachtzahlungen waren zu diesem Termin fällig.
Von Martin können wir heute noch lernen, dass man sich seiner (höheren) Verantwortung nicht entziehen kann. Martin setzte sich stets für Arme und Ausgegrenzte ein und hatte einen umfassenden Gerechtigkeitssinn.