Traude Schröttners Charisma zu „betteln“ ist legendär. Bereits 2001 habe ich ein Portrait von ihr mit dem Titel Bettlerin vom Dienst, von der Gottesmutter geführt gebracht und war damals unglaublich beeindruckt, wie viel Hilfe für Flüchtlinge in Kroatien sie mit Unterstützung von Freunden und der Pfarre organisiert hatte. Keine Firma, kein Geschäft war vor Traude und ihren „Mit-Bettlern“ sicher… Unglaublich, wie wunderbar Traudes Vertrauen in das Gebet belohnt wurde.
Um dieses Vertrauen in Vorsehung und Gebet geht es auch im vorliegenden Buch, das vor allem Traudes Beitrag zum Wiederaufbau Ruandas nach dem schrecklichen Genozid von 1994 beschreibt. Zunächst erzählt sie, wie sie, die in ihrer Kindheit weder Geborgenheit noch Liebe von den Eltern erfahren hatte, durch eine Predigt 1961 Sehnsucht nach der Liebe des Vaters im Himmel bekam.
Ihr damaliger Wunsch, Missionarin in Afrika zu werden, hat sich nun auf eine ganz andere Art verwirklicht: Neun Jahre nach dem Genozid kommt sie nach Ruanda zur Einweihung einer Kirche, für deren Errichtung sie, wie versprochen, 15.000€ aufgebracht hatte. Von da an reißen die Bitten um Geld für Kirchen, Pfarrhäuser, Kapellen in Ruanda nicht ab.
Das vorliegende Buch berichtet nun von den Spendenwundern, durch die in den letzten Jahrzehnten u.a. 21 Kirchen und vier Pfarrhäuser errichtet werden konnten, übrigens nur ein kleiner Teil der unzähligen Projekte, die durch Traudes Engagement und die Hilfe vieler in diesem afrikanischen Land realisiert werden konnten: Schulen, Therapie- und Gesundheitszentren, Lehrwerkstätten… Traudes Lieblingsprojekte waren die Häuser, zunächst für Witwen und nun für arme Familien.
Immer wieder betont sie, wie sehr sie durch Begegnungen in Ruanda für ihren Glauben profitiert habe, mit wie viel Liebe und Freude sie beschenkt wurde. P. Ubald Rugirangoga, dessen Priesterausbildung von Traudes Grazer Pfarre mitgefördert worden war, war zunächst das Bindeglied zwischen der Grazer Pfarre und Ruanda und spielt eine bedeutende Rolle in dem Buch. Später wurde er zur zentralen Figur im Zuge des Versöhnungsprozesses nach dem Genozid. Bis zu seinem Tod 2021 stellte er sich weltweit in den Dienst der Versöhnung…
Als Traude 2021 an Rheuma erkrankte, starke Schmerzen hatte und überlegte, ob sie ihr Leben nun ändern soll, bat sie Gott um ein Zeichen. Da erreicht sie der Anruf eines Freundes: Ein Geschäftspartner möchte 50.000€ für eine Schule in Ruanda spenden. Damit war klar: „Gott hat mir das Werk in Ruanda anvertraut… Das konnte ich nicht aufgeben.“ Auf die Frage, was zu tun sei, um so erfolgreich Spenden aufzubringen (4,6 Millionen Euro für Ruanda), meint sie, man müsse nur ein Herz für die Armen haben und ja zu Gottes Plänen sagen: „Gott klopft jeden Tag an unser Herz.“
Ein aufbauendes, lesenswertes, leicht verständliches Buch, ein Zeugnis für das Wirken des Heiligen Geistes, das Mut macht, auf das Gebet und die Vorsehung Gottes zu vertrauen.
Die Bettlerin Gottes – Wie eine Steirerin Millionen für Afrika sammelte. Von Hinrich E. Bues. Be&Be-Verlag, 104 Seiten, 17,90€.