Weihnachten vor einem Jahr verbrachte der Autor nach mehreren schweren Operationen in der Intensivstation – und erlebte dort, wie Jesus aufs Neue in ihm geboren wurde. Im Folgenden drei Erfahrungen, die er in dieser Zeit schwerer Prüfungen machen durfte:
Pfarrer Konstantin Spiegelfeld |
Am 18. Oktober 2021, Gedenktag des Hl. Lukas, wurde mir in einer neunstündigen Nachtoperation eine Leber transplantiert. Ich bete in Dankbarkeit für den Spender des Organs! Heute, ein Jahr später kann ich wirklich sagen, dass ich ein Wunder und hohe ärztliche Fähigkeiten erleben durfte. Eigentlich habe ich kaum Einschränkungen, einige Medikamente muss ich regelmäßig schlucken. Ein Jahr später - ich kann wieder selbständig leben, gehen, Rad fahren und wandern - wird mir immer mehr bewusst, wie mich diese Zeit verändert hat, menschlich und im Glauben.
Was habe ich gelernt? Von drei Erlebnissen in dieser Zeit möchte ich erzählen.
Gott schütze Dich!
Mit vielen Menschen hatte ich Begegnungen: Alexander, er ist ein Freund von mir geworden, lag einen Nachmittag neben mir, wir haben viel miteinander gesprochen. Am nächsten Morgen wurde er um 7 Uhr früh zur Operation abgeholt. Ich sagte ihm: Gott schütze Dich! Nach zwei Tagen ist er zurück ins Zimmer gekommen, er war sehr zufrieden.
Er sagte zu mir: „Das hat mir noch nie jemand gewünscht. Ich bin eigentlich nicht gläubig. Du weißt vielleicht nicht, aber ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, so nervös war ich, aber nach Deinem Wort war ich ganz in Frieden, die Operation ist gut gegangen, und ich kann Gott sehr dankbar sein. Bitte taufe meinen Enkel Konstantin, er ist vier Wochen alt.“ Konstantin durfte ich im Frühjahr taufen, die Mutter will jetzt kirchlich heiraten. Was für eine Freude, wie Gott durch kleine Gesten und kurze Segensworte wirken kann und will.
Erfahren, wie Jesus in mir geboren wird
Zu Weihnachten lag ich auf der Intensivstation. Um 9 Uhr abends wurde ein Teil des Lichts abgeschaltet. Ich hatte nichts bei mir, nur ein kleines Franziskuskreuz, eine Brille und mein Handy. Neben mir lag eine junge Frau, die vor Schmerzen oft schrie, gegenüber ein älterer Mann, der sich die Schläuche aus der Nase zog und laut sagte: ich halte mein Leben nicht mehr aus! Dauernd gingen Schwestern und Helfer aus und ein, ich konnte nicht schlafen.
Einige Worte konnte ich in mein Gedächtnis heraufholen: beim Einatmen „Jesus, komm zu mir“, beim Ausatmen „Jesus, ich vertraue dir. Erbarme dich meiner“. Stundenlang. Keine Angst kam auf. Ich erfasste: Gott ist nicht nur mein Gegenüber, er kommt ganz in mich hinein.
Ich durfte wirklich erfahren, dass Jesus in mir geboren wird. Ich bin arm, wie eine einfache Krippe im Stall in Bethlehem, in die sich Jesus hineinlegt. Der Priester Angelus Silesius sagt treffend: „Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst ewiglich verloren.“
Die heilige Mirjam von Abellin, gestorben 1878, hat mir dabei sehr geholfen. Sie hat den Karmel in Bethlehem gegründet und oft gesagt: Ich bin das kleine Nichts. Ja, genau so habe ich mich gefühlt. Übrigens: die Schwestern von Bethlehem haben dankenswerterweise stark und wirkungsvoll für mich gebetet.
Am Weihnachtstag konnte ich allen auf der Station Frohe Weihnachten wünschen, und es kam P. Alberto von der Seelsorge des AKH, um mir die Hl. Kommunion zu bringen. Er sagte zu mir: „Ja, Du hast wirklich eine ganz kostbare und authentische Erfahrung von Weihnachten gemacht.“
Freude und Dankbarkeit
Einfache menschliche Freuden haben mir Zuversicht geschenkt. Ich kann mich erinnern, wie ich nach drei Monaten vom AKH zu den Barmherzigen Brüdern überstellt wurde. Ich konnte nur sitzen und wurde zwischendurch am Rand des Praters ausgeladen. Die Sonne im Gesicht spüren, den Himmel sehen, die frische Luft über das Gesicht streichen lassen! Welche Freude und Dankbarkeit nach vielen Wochen, in denen ich nur künstliches Licht sehen und Aircondition-Luft atmen konnte.
Anna-Maria, eine gute Freundin, hat mir im Februar kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus ein You-Tube Video geschickt. Mir sind Tränen der Dankbarkeit und Freude gekommen. Es ist die moderne Vertonung eines Teils von Psalm 103: Lobe den Herrn meine Seele und Seinen heiligen Namen, was er dir Gutes getan hat, Seele vergiss es nicht. Amen. Der meine Sünden vergeben hat, der mich von Krankheit gesund gemacht. Der mich im Leiden getröstet hat, der meinen Mund wieder fröhlich gemacht. Der mich vom Tode errettet hat, der mich behütet bei Tag und bei Nacht. Der Erd und Himmel zusammenhält, unter sein göttliches JA gestellt. Ihn will ich preisen, in Psalmen und Weisen von Herzen Ihm ewiglich singen.
Der Autor war Pfarrer in St. Nepomuk im 2. Wiener Gemeindebezirk und ist ganz überraschend am 23.11.2022 verstorben. Er war ein jahrelanger, treuer Begleiter der Redaktion der Zeitschrift Vision 2000. Wir bitten Sie, liebe Leser, ihn in Ihre Gebete einzuschließen.