Beim Durchblättern der beiden Hefte über biblische Denksportaufgaben hatte ich zunächst den Eindruck, dass es auch für mich, einen Laien, nicht allzu schwierig sein würde, fehlende Wörter in Bibeltexte des Alten und Neuen Testaments einzufügen. Bei den Evangelien war das noch recht einfach. Aber je weiter ich nach hinten blätterte, desto stockender kam ich voran. Bei den Schriften des Alten Testaments wurde ich eines Besseren belehrt, und ich beschloss, die Heilige Schrift zu Hilfe zu nehmen. Für mich eine Herausforderung, die meine Neugier auf dieses „Neuartige“ weckte.
Der Verfasser dieses Rätselbuches, P. Justin Minkowitsch, Zisterziensermönch des Stiftes Lilienfeld, hat es in zwei getrennte Bände mit Spiralbindung verpackt, was das Blättern der Seiten und das Ausfüllen der Denksportaufgaben erleichtert. Der erste Teil beinhaltet die Texte des Alten Testaments, der zweite die des Neuen. Zwischen den Aufgabenteilen finden sich, entsprechend den Schriftstellen, geistliche Wegweisungen von Kirchenvätern und -lehrern, von Heiligen, Wüstenvätern und Mystikern, welche die Bibelstellen tiefer betrachten lassen.
Zur Einführung für ein besseres Verständnis werden nach dem Kanon der Heiligen Schrift einige „Beispiele für Unterschiede von Schriftübersetzungen“ aufgezeigt. Sehr wertvoll!
In einer Art Katechese folgen dann Wissenstests über den Heiligen Geist, Textstellen in Verbindung mit der geistlichen Tradition, Lebensregeln für eine gottgewollte Ordnung – bis zu den alttestamentlichen Schrifttexten, die mit dem Pentateuch beginnen. Dokumente und Dekrete von Konzilien und Synoden der Kirchengeschichte erläutern die Schrift und deuten sie.
Abgerundet wird jede einzelne Seite von erbauenden, zum Thema passenden Bildern bekannter Maler, vorwiegend aus der Renaissancezeit. Sie regen zur Reflexion des Gelesenen an. Päpste und Theologen aus der Vergangenheit, sowie auch der heutigen Zeit, kommen zu Wort, um Schriftstellen auszulegen. Unter ihnen finden wir vor allen Papst Benedikt XVI.
Im letzten Drittel des ersten Teils fügt P. Justin mehrere Exkurse an. Das Heft schließt mit einer Heilkräuterkunde und Abbildungen unterschiedlicher Heilkräuter in der Gegend von Annaberg mit Hinweisen auf deren Verwendung. Empfehlenswert!
Wirft man einen Blick auf die anregend gestalteten Cover beider Hefte, lässt sich im Kreuz auf jedem der Bilder eine Überleitung vom Alten zum Neuen Testament feststellen, von der Verheißung des Alten Testaments in die Erfüllung durch das Neue Testament. Das „Brot“ der Wüste, das Manna, ist ein Vorzeichen für das „Wahre Brot“ des Lebens, Jesus Christus, wie man es auf den jeweils ersten Seiten beider Hefte (mit den Texten aus Dtn 8,3 und Mt 4,4) bemerkt. Somit auf die Hl. Eucharistie hinweisend gewinnt das Messopfer im zweiten Band an Gewicht.
Dieser Teil verdient besondere Aufmerksamkeit seitens des Lesers, nicht nur in den Rätselpassagen, sondern vor allem in den Exkursen der Konzilsgeschichte über die Feier der Liturgie und das Wesen der Hl. Messe sowie den würdigen Kommunionempfang. Wo Wahres und Schönes durch „Kirchenpolitik“ über Jahrzehnte zugedeckt und erstickt wurde, wird in diesem Abschnitt neues Licht auf den Wert der Hl. Messe und der Gott geschuldeten Ehrfurcht geworfen. Dieser Thematik allein werden im zweiten Band zehn Seiten eingeräumt.
Im Zusammenhang mit den Sakramenten, von denen vor allem das Sakrament der Beichte einen vorrangigen Platz erhält, gewinnt der Leser einen Blick auf die Bedeutung und Notwendigkeit des Priestertums, durch das der Mensch das Heil erlangt; ist doch der Priester der von Gott erwählte Spender heilsnotwendiger Sakramente. Deshalb gebührt ihm besonderer Respekt. So lesen wir in diesem Kapitel, was der Hl. Johannes Vianney, Pfarrer von Ars, dazu schreibt: „O, was ist es doch Großes um einen Priester! Erst im Himmel wird man ganz verstehen, was ein Priester ist …“ und weiter, „wenn ihr einen Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus!“ Alle Priester brauchen und verdienen unser Gebet für sie, da sie auch am heftigsten angegriffen werden (dazu ein Gebetsteil für die Priester).
Gegen Ende dieses Teiles erfahren wir eine Menge über die Heiligen Engel und ihre Sendung für uns „Erdgebundene“. Verschiedene geistliche Lehrweisungen zeigen die Rolle auf, die sie in diesen Zeiten spielen und wie wichtig es ist, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nicht umsonst ist in früheren Zeiten nach jeder Hl. Messe das Schutzgebet zum hl. Erzengel Michael verrichtet worden, das heute leider in Vergessenheit geraten ist.
Herausfordernd fand ich persönlich die fehlenden Texte in jenen spirituellen Wegweisungen einzufügen, die vom hl. Bernhard von Clairvaux, von den Regeln des hl. Benedikt oder vom Wüstenvater Evigarios Pantikos mit seinen „acht Gedanken“ stammen. Dafür fehlte mir die Kenntnis. Eine Katechese des hl. Josef und seiner Bedeutung im Heilsplan Gottes runden die Rätselralley ab und schenken neues Wissen über diesen großen Heiligen.
Wer sich mit dem Beten schwer tut und dessen Sinn zu wenig bedacht hat, möge auf die letzten Seiten des zweiten Heftes zurückgreifen. Nach einer „Einleitung zum Gebetsteil“ findet man alle Grundgebete für einen katholischen Christen – auch mit „Rätselmodus“ –, Anrufungen an die heiligen Fürsprecher im Himmel für persönliche Anliegen des Einzelnen.
Wenn Sie das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis noch nicht auswendig können, bitte sehr! Hier haben Sie die Chance, es zu lernen! Natürlich wird nicht auf Maria vergessen, über die wir hier beim Hl. Bonaventura lesen: „Gott hätte eine bessere Schöpfung machen können, aber kein besseres Geschöpf als Maria“; sich ihr im Weihegebet (S. 201) ganz anzuvertrauen, bedeutet, den sicheren Weg des Heils zu bestreiten.
An wen richtet sich die Lektüre? Geeignet ist sie für Erwachsene und Jugendliche, die an Glaubensfragen interessiert sind. Sie stellt aber auch ein Familienbuch für Eltern/Großeltern und Kinder dar, ist bestens für die Katechese geeignet. Sie spricht darüber hinaus alle Personen an, die „bibelfester“ werden wollen und besser Bescheid über den katholischen Glauben wissen möchten und sich nach einer lebendigen Beziehung zu Gott sehnen.
Das Lösen der Rätsel ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich, und man nimmt gerne wieder die Bibel zur Hand. Ich denke, das ist auch der Zweck! Ein „Mehr-Wissen“ über unseren katholischen Glauben verteidigt ihn beständiger gegen die unzähligen Angriffe! Ich selbst kann nur mit Begeisterung dieses Buch weiterempfehlen und P. Justin für diese gelungene und aufwändige Publikation danken. Lassen Sie sich überraschen!
Abschließen möchte ich mit dem Zitat des großen Theologen Papst Benedikt XVI, dessen Schriften in den beiden Bänden oft angeführt werden: „Es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus gefunden zu werden. Es gibt nichts Schöneres, als Ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit Ihm zu schenken.“
Die Heilige Schrift in Rätselform . Biblische Denksportaufgaben. Von P. Justin Minkowitsch, Annaberg: Eigenverlag 2022. I Teil Altes Testament, II Teil Neues Testament, pro Band 25€
Bestelladressen: Kirchenrenovierungsverein Annaberg, Prof. Wolfgang Kubelka, Annarotte 30, A-3222 Annaberg
Email: wolfgang.kubelka@univie.ac.at
P. Justin: p.justin.minkowitsch@gmx.at