Spüren Sie das auch, liebe Leser, dass überall die Verunsicherung wächst, die Verwirrung zunimmt? Umfragen weisen uns regelmäßig darauf hin, dass unsere Mitbürger den Einrichtungen, die als Autoritäten gelten sollten, immer weniger vertrauen: der Politik, den Medien – aber leider auch der Kirche. Eine irritierende, ja eine bedrohliche Entwicklung.
Auf diesem Hintergrund haben wir wieder einmal dem Thema Wahrheit den Schwerpunkt gewidmet, diesmal im Blick auf die Zusage Jesu: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, (…) werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“ (Joh 8,32) Wie ist das zu verstehen? Bei seiner Ansprache vor dem Deutschen Bundestag im September 2011 hat Papst Benedikt von der „Ökologie des Menschen“ gesprochen. Der Mensch habe eine Natur, „die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann,“ hielt der Papst damals fest.
Damit hat er auf eine zentrale Tatsache unserer Existenz hingewiesen: Weil wir Menschen nun einmal Geschöpfe Gottes sind, können wir zwar versuchen, unser Leben nach selbst erdachten Spielregeln zu organisieren, aber es wird uns schaden und unfrei machen, wenn wir damit nicht in Seinem, Gottes, Wort bleiben. Im Umgang mit technischen Apparaten ist uns das sonnenklar: Wer sich nicht an die Betriebsanleitung hält, ruiniert das Gerät. Unsere „Betriebsanleitung“ als Menschen ist Wahrheit, die in Jesus Christus offenbar geworden ist. An sie sollten wir uns halten, um unserem Wesen entsprechend zu leben und so frei werden von selbst gemachten Zwängen. Der Schwerpunkt verfolgt dieses Anliegen.
Themenwechsel. Im Oktober feiern wir einen halbrunden Geburtstag, denn beim „12. Internationalen Familienkongress“ 1988 in Wien, also vor 35 Jahren, erschien Vision2000 zum ersten Mal. Damals wussten wir noch nicht, dass uns dieses Abenteuer dank Ihrer Unterstützung (Gebet, Werbung, Spenden) noch so lange begleiten würde. Heute blicken wir voll Dankbarkeit darauf zurück.
Wenn ich andererseits an diese Zeit zurückdenke, merke ich, wie sehr sich das Leben in diesen 35 Jahren verändert hat. Die Aufbruchstimmung nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, der sich damals schon abzeichnete, ist weitgehend verflogen. Vom „Ende der Geschichte“, von dem der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama in seinem 1989 veröffentlichten Buch gesprochen hatte, ist keine Rede. Wir stehen vor neuen, enormen Herausforderungen.
Auf diese 35 Jahre wollen wir in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift zurückblicken und laden Sie, liebe Leser, ein, in Ihren Erinnerungen zu kramen. Es wäre einfach super, wenn Sie uns über Erlebnisse, die in Zusammenhang mit der Zeitschrift stehen, etwas erzählen könnten. Vielleicht hat Ihnen der eine oder andere Artikel einen Impuls gegeben. Vielleicht hat Sie ein Portrait inspiriert oder ein Zeugnis Trost gespendet.
In der Hoffnung auf zahlreiche Reaktionen herzliche Grüße.
