VISION 20005/2023
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Österreich wird zunehmend christenfeindlich

Artikel drucken Initiative gegen eine bedrohliche Entwicklung: (Marina Soliman)

Die Autorin des folgenden Beitrags ist eine orientalische Christin, allerdings gebo­ren und aufgewachsen in Öster­reich. Auf dem Hintergrund der Erfahrungen ihrer Familie in ihrer ursprünglichen Heimat hat sie eine größere Sensibilität für das, was sich derzeit in Österreich tut: eine zunehmende Ablehnung des christlichen Erbes.

   
 Marina Soliman  

Schon von klein auf glaube ich an Gott und musste in jeder meiner Lebensphasen spüren, wie „komisch“ es für Mitmenschen ist, gläubige Christin zu sein. Von Mitschülern und Lehrern, Mitstudierenden, Professoren und Arbeitskollegen kam regelmäßig ein unangebrachter Kommentar, Witz oder sonst eine Verächtlichmachung. Liegt es daran, dass wir Christen nicht stark genug unsere Stimme erheben? Oder daran, dass wir versuchen, keinen Wirbel zu machen und harmoniebedürftig sind? Oder gar an einem Hass auf Christen?
Vermutlich alles zusammen. Vorfälle und Angriffe gegen das Christentum werden jedoch durch Harmoniebedürftigkeit und Schweigen leider nicht weniger. Als Orientalin weiß ich, was es bedeutet, für seinen Glauben kämpfen zu müssen. Viele Menschen sind aus meiner Heimat nach Österreich geflohen und haben ihre Liebsten und ihr gesamtes Hab und Gut zurückgelassen, in der Hoffnung, hier ihren Glauben frei von Unterdrückung ausleben zu dürfen. Auch im Orient hat Christenfeindlichkeit vor nicht allzu langer Zeit klein angefangen.
Leider kam es im Sommer 2023 in Österreich zu Vorfällen, die ich sonst nur aus Erzählungen meiner Verwandten im Orient kenne. Dazu zählt vor allem die Verwüstung eines Gebetsgartens in Wien-Floridsdorf, den ich gemeinsam mit Jan Ledóchowski, Präsident der Plattform Christdemokratie, besichtigt habe. Was wir dort gesehen haben, hat uns zutiefst betroffen. Die Köpfe von Jesus- und Marienstatuen wurden gewaltsam abgetrennt, die Gesichter zerschlagen. Besonders niederträchtig war die Zerstörung des Gedenkortes für im Mutterleib verstorbene Kinder. Wir waren beide erschüttert und haben uns gefragt, wie es sein kann, dass so etwas in Österreich vor unserer Haustüre passiert und nur eine Randnotiz in den Medien ist.
Spätestens an diesem Tag wurde mir bewusst, dass ich etwas unternehmen muss, damit sich das Schicksal der Christen im Orient nicht auch in Österreich wiederholt. Wir müssen etwas tun, um die Christen in Österreich aus ihrem Traum, dass bei uns so etwas nie möglich wäre, wachzurütteln. Wir brauchen eine österreichweite „Meldestelle für Christenfeindlichkeit“, die Fälle von Christenfeindlichkeit dokumentiert und in einem jährlichen Bericht zusammenfasst. Basierend darauf können politische Maßnahmen empfohlen werden, um Christen in Österreich Schutz bieten zu können.
Denn der Angriff auf den Gebetsgarten war kein Einzelfall. Hier einige Vorfälle allein im vergangenen Sommer: Am 13. Juni wurden öffentliche Aufrufe eines prominenten Politikers zur Kreuzverbrennung publik. Dabei warnte er vor Ansteckungsgefahr und empfahl beim Anfassen des Kreuzes Handschuhe zu tragen. Kurz danach, am 9. Juli, folgten verbale Entgleisungen eines weiteren hochrangigen Politikers. In einem Interview meinte er lapidar, dass für die katholische Kirche Hexenverbrennungen normal seien. Diese historische Lüge wird auch in österreichischen Schulbüchern verbreitet, doch historische Fakten sind irrelevant, wenn es um übergeordnete „Wahrheiten“ geht: Das Christentum sei rückständig und gefährlich. So konnte auch der ORF völlig folgenlos am 20. Juli auf seiner Webseite von „Rechte(n), Rassisten (und) strenggläubigen Katholiken“ berichten und alle in einen Topf werfen.

 

   
 Wien-Floridsdorf:
 Enthaupteter Christus
 

Vielleicht erregte auch deshalb am 29. Juli die Verurteilung zweier islamistischer Jugendlicher, die planten, christliche Mitschüler zu ermorden, wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Man stelle sich die Aufregung vor, wenn die Terrorplanungen jüdische Schüler betroffen hätten. Und zu guter Letzt fand Ende August im Stephansdom eine „Hammerattacke“ statt und eine Glastür wurde zerschmettert.
Täglich passieren in Österreich Vorfälle von Diskriminierung, Beleidigung, Verächtlichmachung, Mobbing, Herabwürdigung und Gewalt gegen Christen, obwohl fast 70% dieser Religion angehören. Daher brauchen Christen eine Anlaufstelle, an die sie sich mit ihren Anliegen wenden können. Für unsere muslimischen Mitbürger gibt es so eine Stelle bereits seit 2014. Sie genießen somit mehr Schutz als Christen.
Dabei sind die Christen die weltweit am stärksten verfolgte Religionsgruppe, ein Trend, der auch vor Österreich nicht Halt macht. Herbert Rechberger, Nationaldirektor von Kirche in Not Österreich und Unterstützer unserer Initiative, hebt hervor: „Jedes Jahr nehmen die Diskriminierungen von Christen zu, auch in Europa, und ja, auch in Österreich. Um bessere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erhalten, den Christen mehr Schutz zu geben, wäre eine Meldestelle für Christenfeindlichkeit dringend notwendig, denn Christsein war noch nie so gefährlich wie heute.“
Dies veranschaulicht auch der jüngst veröffentlichte „Hate Crime Bericht“ des Innenministeriums, der einen deutlichen Anstieg an strafrechtlich relevanten Handlungen gegen Christen im Vorjahr vermerkt. Der Bericht muss ein Weckruf sein, um endlich tätig zu werden und sowohl Schutz einzufordern als auch Bewusstsein in der Gesellschaft zu wecken. Jan Ledóchowski bringt es auf den Punkt: „Angesichts einer scheinbar teilnahmslosen Öffentlichkeit verstummen viele in ihrer Scham. Mit unserer Petition und der geforderten Meldestelle für Christenfeindlichkeit wollen wir diesen Menschen eine Stimme geben.“
Unser Ziel ist es, bis zum 22.11.2023, dem „Red Wednesday“, der auf das Schicksal von Millionen verfolgter, bedrohter und unterdrückter Christen weltweit aufmerksam macht, ausreichend Unterstützungserklärungen gesammelt zu haben, um das Anliegen in den Nationalrat zu bringen.  




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