Diese Geschichte ist eine wahre Geschichte. So, wie beschrieben, ist sie vor etwa 20 Jahren passiert.
Mein Schwiegervater war kein Mensch, mit dem ich mich gut verstanden habe. Er reagierte schnell cholerisch und wollte meist Recht haben, obwohl er ein sehr gläubiger Mensch war. Wenn in seiner Gegenwart der Glaube auch nur irgendwie angegriffen wurde, verteidigte er ihn vehement. Seine Ehrfurcht vor Gott war groß. Knieende Mundkommunion war für ihn selbstverständlich. Seine letzten Lebensjahre waren von Alzheimer gekennzeichnet. Körperlich war er aber immer gesund und fit. Sein Tod war tragisch. Seine Leiche wurde ein halbes Jahr nach seinem rätselhaften Verschwinden im Wienerwald gefunden. Er war erfroren.
Bei seiner Seelenmesse passierte mir Folgendes:
Während der Predigt war ich plötzlich mit dem Wunsch meines Schwiegervaters konfrontiert, dass alle Anwesenden die Kommunion als knieende Mundkommunion empfangen sollten. Dieser Gedanke wurde dichter und dichter. Ich begann zu schwitzen, obwohl mir keineswegs heiß war. Was sollte ich tun? Von der Realität dieses Wunsches war ich (keine Ahnung wieso) mit absoluter Sicherheit überzeugt. Ich drehte mich um, sah einige Leute an und verstand zwei Sachen:
1. Von diesen Leuten würden einige nie die Mundkommunion nehmen – niederknien schon gar nicht.
2. Wenn ich diesen Wunsch meines Schwiegervaters nach der Predigt oder vor der Kommunion laut sagen würde, würden mich praktisch alle als verrückt ansehen.
Also nichts sagen, nichts tun. Ganz genau weiß ich noch, was ich damals dachte: „Herrgott, das kann ich nicht, da musst du dir was anderes einfallen lassen!“
So weit, so gut. Es kam zum Eucharistieempfang. Meine Frau und ich saßen in der ersten Reihe. Wir gingen als erste raus, knieten uns nieder und empfingen die Mundkommunion. In der Folge knieten sich ca. 40 Anwesende nieder und empfingen Mundkommunion. Nur die letzten beiden – mir unbekannte Leute – blieben stehen und nahmen Handkommunion. Ich war tief betroffen. Der Herr hat sich was anderes einfallen lassen. Wie und wann Gott wirkt, ist für uns Menschen nicht erkennbar.
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: Oft habe ich, wenn ich für die Mundkommunion argumentierte, den Einwand gehört, dass es egal ist, wie man die Eucharistie empfängt, es käme nur auf die innere Einstellung an. Nun: ich zumindest brauche zu dieser inneren Einstellung heute das Niederknieen und die Mundkommunion. Und es tut mir weh, dass viele Menschen das nicht verstehen können.